Die Einladungen für die Hochzeitsfeierlichkeiten waren schon versendet, die Lokation gebucht und das Essen ausgesucht. Rory McIlroy und die belgische Tennisspielern Caroline Wozniacki wollten dem Bunde der Ehe eingehen. Kurz vor dem Termin bekam der Nordire kalte Füße, ließ seiner Verlobten mittels SMS wissen, dass er es sich anders überlegt hätte und doch lieber wieder als Single durchs Leben ziehen will. Ob für diesen Schritt Erica Stoll den Ausschlag gab, wird der zurzeit Weltranglisten zweite wohl nie verraten, aber anzunehmen ist es.

Kennengelernt hat McIlroy die US-Schönheit 2012 beim Ryder Cup bei der legendären Aufholjagd des europäischen Teams am Schlusstag in Meinah. Die Amerikaner sahen wie die sicheren Sieger aus, brauchten nur viereinhalb Punkte aus den zwölf abschließenden Singles. Dass das US-Team es nicht schaffte, dafür war unter anderem auch Stoll verantwortlich. Der PGA-Mitarbeiterin, die als Betreuerin der Europäer tätig war, und der für die Shuttles der Spieler zuständigen Maggie Budzar fiel es auf, dass der damals 23-Jährige sich nicht auf dem Gelände befand, obwohl seine Startzeit in 55 Minuten anstand. Die beiden Frauen verständigten die Verantwortlichen und organisierten einen Polizisten, der den Lockenkopf mittels Blaulicht in letzter Sekunde auf dem Platz brachte.

Falsche Zeitzone

McIlroy hatte die Zeitzonen verwechselt, als er seinen Wecker stellte. Anstatt der Chicagoer Zeit orientierte er sich an der New Yorker Zeit. Da hätte er erst eine Stunde später seine Startzeit gehabt. Zehn Minuten bevor er das Match gegen Kegan Bradley aufnehmen musste, traf er auf dem Platz ein. „Er war schon sehr nervös“, sagte Polizist Rollin, der ihm chauffierte. „Er plauderte nicht viel, aber er benahm sich wie ein großer Gentleman.“

Rory McIlroy und Erica Stoll
Rory McIlroy und Erica Stoll © APA/EPA/ALI HAIDER

Für den Nordiren blieb gerade noch Zeit für ein paar Probeputts, dann ging es schon auf Tee Nummer eins. Das Duell gegen Bradley entschied McIlroy für sich, trug damit zum historischen 14,5:13,5-Sieg bei. Hätte er es nicht geschafft rechtzeitig vor Ort zu sein, hätten die Europäer verloren. Ob dies bei McIlroy, der aus einer Arbeiterfamilie stammend, ohne Spuren vorübergegangen wäre, wird niemals zu klären sein. Die Bekanntschaft mit Stoll hat bei ihm aber wohl gewaltigen Eindruck hinterlassen.

Traumhochzeit

Drei Jahre später und nach der Trennung von Wozniacki zeigten sich die Beiden im Mai bei den Irish Open erstmals öffentlich als Paar. Mit der Amerikanerin dürfte McIlroy die Frau seines Lebens gefunden haben. 2017 führte er sie zum Traualtar. Im Luxushotel „Ashford Castle“ in der Heimat von Rory feierte das Brautpaar eine wohl unvergessliche Hochzeit über drei Tage und mit 200 Gästen. Als musikalische Unterhaltung geigte kein geringerer als US-Megastar Stevie Wonder auf.

Hier in Dubai geigte McIlroy am ersten Tag auf, spielte eine Runde von acht unter Par. Dabei begeisterte er, der stets auf und abseits des Platzes von einem äußerst muskulösen Bodyguard begleitet wird, mit einem Zauberschlag auf Loch 18, als er mit einem Holz drei den Ball aus 230 Meter an die Fahne setzte und dann das Eagle spielte. Am Ende hatte er eine Runde von acht unter Par hingelegt. Hält er Tommy Fleetwoodund Jon Rahm weiter hinter sich, würde er für Bernd Wiesbergerhinsichtlich dem Gewinn der Gesamtwertung Schützenhilfe leisten.

Eine Überraschung

Eine Notiz am Rande. Ryder-Cup-Spieler Ian Poulter, der ein absoluter Autofreak ist, kaufte 2016 den Ford Crown Victoria mit dem McIlroy zum Platz in Medinah eskortiert wurde. Er überraschte seinen Teamkollegen beim Ryder Cup 2016 in den USA damit.