Dreimal musste sich Marc Marquez den gebrochenen linken Oberarm operieren lassen. Dazu kamen zwei Knochentransplantationen und eine Infektion. Kein Wunder, dass der Spanier sein Vertrauen zu den Ärzten zwischenzeitlich ein wenig verloren und das gesamte medizinische Personal gewechselt hat. Damit waren aber auch alle Gerüchte über ein vorzeitiges Comeback des achtfachen MotoGP-Weltmeisters beendet.

Auch die groß angekündigte Rückkehr von Marquez zum Saisonauftakt in Katar musste nach wenigen Proberunden abgesagt werden. Nach Katar war er wenigstens geflogen, um sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. „Wir wären gerne auch im Rennen dabei gewesen, aber meine Ärzte haben mir davon abgeraten, und ich habe auf sie gehört“, erklärte er und ergänzte: „Ich habe mich darauf fokussiert, auf meine Ärzte zu hören und meinen Körper zu verstehen, damit ich in die MotoGP zurückkehren und das tun kann, was ich liebe.“

Es brauchte Geduld, bis es an diesem Wochenende wieder so weit ist. Jene Geduld, die er hatte vermissen lassen – was alles viel schlimmer gemacht hatte. Beim WM-Auftakt im Vorjahr nach der langen Coronapause hatte Marquez am 19. Juli in Jerez eine grandiose Aufholjagd vom 16. auf den dritten Platz gezeigt. Statt diesen zu sichern, griff er weiter an, stürzte und brach sich den rechten Oberarm. Eine Woche später wollte er bereits wieder starten, musste dann aber dieses Unterfangen abbrechen. Der Beginn eines Leidensweges, der in Portimao enden soll.

Jetzt ist er wieder da - und offenbarte: "Ich freue mich, wieder hier zu sein. Und ich habe Schmetterlinge im Bauch. Aber nach dem ersten Training wird es hoffentlich ein normales Wochenende." Er, sagt Marquez, wisse selbst nicht, wo er stehe: "Ich bin selbst unsicher nach neun Monaten Pause. Daher haben wir auch keinerlei Ziele für dieses Wochenende." Was er noch sagte: "Ich bin nach wie vor nicht bei 100 Prozent, aber die Ärzte und ich sagten, dass es geht. Schauen wir, wie es mir geht, wenn ich am Motorrad sitze und 300 km/h fahre. Und wie nach dem ersten Sturz - und der wird kommen. Der Punkt aber ist: Ich kann ihn wieder aushalten."

Auf einem Kurs, auf dem Marquez selbst noch nie gefahren ist, einem der schwierigsten Kurse im Kalender, der Berg- und Talbahn an der Algarve. Was dazu kommt: Die Konkurrenz hat aufgezeigt. Joan Mir, Fabio Quartararo oder Jack Miller scheinen absolut auf Augenhöhe zu sein. Und Honda hat offenbar die Vormachtstellung verloren. Der von KTM zu Repsol-Honda gewechselte Pol Espargaro war bisher nicht imstande, der Pace von Ducati, Yamaha oder Suzuki zu folgen. Selbst Aprilia und KTM waren schneller. Und in Portugal war Honda schon im Vorjahr gegen die KTM chancenlos.

Was Hoffnung macht: Marquez wolle erst wieder fahren, wenn er sein gewohntes fahrerisches Niveau erreichen könne, sagt er. Und Ducati-Teamchef Francesco Guidotti ist sicher: „Marquez wird sofort stark sein. Ich sehe nichts, was dagegensprechen würde, auch nicht psychologisch.“ Auch wenn er, glaubt Guidotti, es diesmal vorsichtiger angehen wird als noch vor einem Jahr.