„Als Spieler war ich ein Jammerer“, reflektiert Dieter Elsneg seine Fußballer-Laufbahn inzwischen selbstkritisch. Auch diese Erkenntnis kommt seiner zweiten Karriere als Fußball-Manager zu Gute. Mit erst 34 Jahren ist der Steirer der sportliche Architekt der Bundesliga-Rückkehr des GAK.

Der Spieler Dieter Elsneg genoss in den Nuller-Jahren seine Ausbildung beim GAK. Der Offensivkraft eilte der Ruf eines großen Talents voraus, was auch italienischen Scouts nicht verborgen blieb. Im Alter von 18 Jahren zog es ihn im Teenager-Doppelpack mit Robert Gucher zu Frosinone. Eineinhalb Jahre und acht Einsätze in der Serie B später lockte Traditionsklub Sampdoria Genua.

Auf der Bank von Sampdoria

Bei einem Serie-A-Match schaffte es Elsneg in den Spieltagskader, konkret bei der 0:1-Niederlage in Parma am 28. Februar 2010. Ein Einsatz blieb ihm verwehrt. Dennoch: Wer kurz vor seinem 20. Geburtstag einen Vertrag in der italienischen Kultliga unterschreibt, weckt Erwartungen. 206 Mal spielte Elsneg für Kapfenberg, Grödig und Ried in der Bundesliga und erzielte dabei 28 Tore. Eine ordentliche Bilanz, die ihn selbst jedoch nicht so richtig zufriedenstellt. Das Potenzial für mehr war bestimmt da.

Lange habe er über seine aktive Zeit nachgedacht und zu verstehen versucht, warum er so manche Entscheidung getroffen hat. Warum es beim einen Verein besser, beim nächsten weniger gut klappte: „Ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass ich sicher zu viel gejammert und hinterfragt habe. Dadurch hatte ich nicht den Fokus auf meinem Weg und meinen Leistungen. Dieser Rückblick hilft mir heute extrem.“

Und zwar in Kombination mit dem Entschluss, das Profi-Geschäft bereits mit 27 zu verlassen und einen Büro-Job bei der Firma Knapp anzunehmen. Gekickt hat Elsneg fortan erst in der Landesliga für Voitsberg und später in der Regionalliga und 2. Liga für Stammverein GAK.

Die Rotjacken profitieren heute vom Know-how, das sich Elsneg hinterm Schreibtisch angeeignet hat. „Ich bin damals ins kalte Wasser gesprungen und habe alles wie ein Schwamm aufgesaugt“, erinnert sich der zweifache Familienvater. Elsneg lernte dreieinhalb Jahre lang Prozesse, Strukturen und Workflows eines Unternehmens kennen.

„Ich habe unglaublich wichtige Erfahrungen für den Sportdirektor-Posten gesammelt. Es geht nicht eins zu eins, aber diverse Dinge kann man auf den GAK runterbrechen“, sagt Elsneg, der seinen aktuellen Job im Sommer 2021 antrat und für den die Rückkehr aus der Privatwirtschaft in den professionellen Fußball die Liebe zu diesem Sport neu entfacht hat.

In seiner Funktion als sportlicher Leiter kann der Aufstiegs-Manager jene Leadership-Qualitäten verfeinern, die schon in jüngeren Jahren zu erkennen waren: „Ob man die Führungs-Qualitäten für solch eine Rolle besitzt, sieht man schon während der Spieler-Karriere – unter anderem daran, ob man auch abseits des Feldes gerne Verantwortung übernimmt.

Elsneg macht kein Geheimnis daraus, dass er in seiner zweiten Rolle im Fußball-Business hoch hinauswill. Im Idealfall höher, als es ihm als Spieler gelungen ist. Er bezieht dies vorerst vor allem auf den gemeinsamen Weg mit dem GAK. Aber dass Sportchefs aus Österreich auch internationales Interesse auf sich ziehen können, beweisen die Beispiele Christoph Freund oder Andreas Schicker. Vielleicht wird es bei Elsneg so gesehen irgendwann „Jammern auf hohem Niveau“.