Es war angerichtet in Graz anlässlich des „Spiels des Jahres“ des SK Sturm gegen Rapid – die Sturm-Fans hatten sich anlässlich des 25. Geburtstags der „Brigata“ wirklich was einfallen lassen. Die Choreografie mit dem überdimensionalen Piraten war eindrucksvoll, die Kulisse mit 14.532 Fans ebenso. Doch zum 25. Geburtstag der Fangruppierung gab es von den Spielern leider kein Geschenk – den Sieg „erbeuteten“ die Hütteldorfer. Wie zuletzt schon im Play-off um den Europacup im Frühjahr gewann Rapid in Graz mit 1:0 (1:0). Und damit kassierte Sturm das erste Mal seit 2013 zwei Heimniederlagen in Folge gegen die Rapidler.

Abgesehen von der sehenswerten Choreo startete auch Sturm dabei gar nicht schlecht ins Spiel, versuchte zu kontrollieren, ja in zarten Ansätzen sogar zu dominieren. Mit Christoph Leitgeb, der erstmals seit seiner Rückkehr wieder in der Startelf der Grazer stand. Und mit einem 4-1-4-1 und dem neuen Stürmer Bekim Balaj erstmals vor heimischen Publikum im Einsatz. Die Stimmung passte, das Spiel nach vor leider nicht.

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Und so kam Rapid langsam auf und in der 23. Minute auch zu einem Freistoß aus halblinker Position – die gute Flanke drückte Rapid-Kapitän Stefan Schwab dann aus rund sechs Metern über die Linie, Jörg Siebenhandl war chancenlos. An und für sich ein schönes Tor – wäre da nicht mit dem Freistoß ein Block von Taxiarchis Fountas an Sturm-Verteidiger Anastasios Avlonitis gewesen. Ein griechischer Zusammenstoß, den man durchaus auch als Foul werten hätte können. Davon sah Schiedstrichter Oliver Drachta aber ab – der Treffer zählte. Für Sturm war es der erst zweite Gegentreffer dieser Saison – nach dem Elfergegentor gegen Hartberg wieder nach einer Standardsituation.

Und mit dem Gegentor war auch der zarte Faden im Sturm-Spiel gerissen, so schien es. Rapid wollte dann nämlich das Spiel – verständlicherweise – nicht mehr machen Sturm konnte nicht, ließ sich weit in die eigene Hälfte zurückfallen und wartete auf die Konterchance. Das Problem: Die gab Rapid den Grazern nicht. Logische Folge: Nur knapp mehr als 30 Prozent Ballbesitz aufseiten der Schwarz-Weißen, kein einziger Torschuss in Hälfte eins, die Führung der Hütteldorfer war verdient. Da rettete Sturm auch nicht, dass man mehr Zweikämpfe gewann.

Sturm nach der Pause aktiver

Nach dem Wechsel besann sich Sturm eines Besseren und versuchte, den Druck und die Schlagzahl zu erhöhen. Zumindest gab es  - speziell nach dem Wechsel von Michael Lema für Jantscher – mehr Zug zum Tor und die ersten Torschüsse. Allerdings keine, bei denen Strebinger wirklich eingreifen musste. Ausnahme: Nach einer Lema-Flanke musste er den vom eigenen Verteidiger Max Ullmann abgeprallten Ball halten. Dafür taten sich für Rapid auch Chancen im Umschaltspiel auf. Die beste vergab Philipp Schobesberger, der nach einem Solo aus dem eigenen Feld an die Latte schoss. Bereits davor hatte wieder einmal Christopher Dibon Pech – er erlitt ein Cut an der Wange nach einem Zusammenstoß mit Balaj und musste ausscheiden.

Auch Lema nur an die Stange

Sturm versuchte es weiter – und kam doch noch zu einem Schuss aufs Tor. Oder besser: Fast aufs Tor. Denn Lemas Schuss überwand zwar Rapid-Goalie Richard Strebinger, knallte aber an die Stange des Rapid-Tors (70.). Die Hütteldorfer? Überzeugten genauso wenig, versuchten mit allen Mitteln, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten. Und schafften das auch. Auch die Schlussoffensive der Grazer brachte nichts mehr ein.Balaj versuchte es nach Schrammel-Flanke noch einmal in der Nachspielzeit, aber Strebinger war zur Stelle. Sturm ist damit auf Rang sechs der Tabelle, Rapid rückte auf Rang vier vor.

Die Stimmen zum Spiel

Nestor El Maestro (Sturm-Trainer): "Wir haben uns schwergetan, klare Torchancen zu kreieren. Natürlich bin ich vom Ergebnis her sehr enttäuscht, vor allem weil dem einzigen Treffer ein Foul vorausging. Ich habe zwei Mannschaften auf Augenhöhe gesehen. Natürlich sind diese zwei Niederlagen bedenklich. Ich habe aber was die Zukunft betrifft keine großen Sorgen."

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): "Das war genau das Spiel, das wir erwartet haben. Wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, haben zur rechten Zeit das Tor gemacht und bis zur 60. Minute sehr gut gespielt. Dann ist Sturm aufgekommen. Ich finde aber, dass der Sieg trotz allem in Ordnung geht. Bei diesen Bedingungen - Temperatur, Rasen - ist es sehr schwierig. Wir haben aber nur einen Stangenschuss und einen Kopfball des Gegners zugelassen und haben immerhin gegen Sturm gespielt."

Günter Kreissl (Sturm-Geschäftsführer Sport): "Die Niederlage tut sehr weh. Wir hatten eine druckvolle zweite Halbzeit, haben bis zum Schluss gefightet. Vor dem Gegentreffer habe ich ein klares Foul gesehen, was mir auch von allen Seiten bestätigt wurde. Die Enttäuschung überwiegt, wir haben das zweite Spiel als bessere Mannschaft ohne Punkte beendet."

Richard Strebinger (Rapid-Goalie): "Das war keine Fünftsterne-Ultra-Glanzleistung heute, aber auf diesem Sieg kann man aufbauen. Wir sind defensiv viel besser gestanden, haben kaum Chancen zugelassen."