An und für sich stellt man sich ein „Geisterspiel“ ein wenig anders vor. Denn weder war es in der Merkur Arena zu Graz stockdunkel, noch wirklich leise. Obwohl keine Fans zugelassen waren, als sich der SK Sturm gegen den FK Haugesund um den Aufstieg in die dritte Runde der Europa-League-Qualifikation duellierten. Doch fast 3000 Kinder im Stadion und 2000 Fans vor dem Stadion beim Public Viewing sorgten für durchaus bewegte Stimmung. Und doch war es letztlich gespenstisch – denn der SK Sturm und der Europacup, das ist nach wie vor keine große Freundschaft.  Gegen Haugesund reichte nach dem 0:2 im Hinspiel auch der erste Heimsieg nach zehn Spielen im internationalen Vergleich nicht: Das 2:1 im Rückspiel war zu wenig, Sturm ist ausgeschieden.

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Dabei war die Leistung der Grazer selbst auch weit von gespenstisch entfernt. Und das gegen eine durchaus defensiv eingestellte Mannschaft aus Norwegen, die spätestens 30 Meter vor dem Tor dicht machte. Gegen diesen Riegel fehlten den Schwarz-Weißen lange die Ideen, er war fast nicht zu knacken. Die erste Chance, die gehörte sogar den Gästen, danach fehlten oft Präzision und Kreativität im Umschaltspiel. Aber das Glück, das war aufseiten der Grazer: In der 14. Minute setzte sich Philipp Huspek am Strafraumrand im Eins gegen Eins durch, seine Flanke zur Mitte wurde von Sandberg so unglücklich abgelenkt, dass Haugesands Schlussmann Sandvik keine Chance hatte, die an sich ersehnte und erhoffte Führung der Grazer war da.

Röcher musste früh vom Feld

Und während vor dem Stadion bengalische Feuer brannten, gab es im Stadion einen kleinen Schock zu verdauen. Thorsten Röcher, erst in letzter Minute fit geworden, verletzte sich in einem Laufduell erneut und musste nach 24 Minuten vom Feld. Für ihn kam Philipp Hosiner, aber nicht unbedingt mehr Ideen im Spiel nach vor. Und so blieb das Spiel ausgeglichen, mit leichten Vorteilen für Sturm, aber ohne wirklich große Chancen. Die beste hatte noch U21-Teamspieler Ivan Ljubic, der sich einmal aus 18 Metern ein Herz nahm, aber drüber schoss.

In der Pause schien dann aber Sturm-Trainer Nestor El Maestro wieder einmal die richtigen Worte gefunden zu haben. Denn Sturm hatte auf einmal Dynamik im Spiel nach vor, kam über die Seiten – und damit natürlich auch und vor allem über Philipp Huspek. So wie in Minute 48, als der schnelle Außenspieler einmal mehr den Norwegern entwischte, sein Zuspiel nahm Ljubic im Strafraum direkt – und verwertete. Der Rückstand aus dem Hinspiel war damit ausgeglichen. Und aus Tausenden Kinderkehlen erklang „Hier regiert der SK Sturm“ in eher ungewohnt heller, hoher, klarer Tonlage.

Der Schock des Auswärtstores

Sturm machte dann auch Druck, spielte auf das dritte Tor. Viel mehr als ein guter Kopfball von Dominguez nach Jantscher-Freistoß gab es aber nicht, erst recht kein Tor. Das schossen dann aber die Norweger. Krygard, schon im Hinspiel erfolgreich, zog nach einem Abpraller ab, Siebenhandl war ohne Chance. Es war die einzige echte Chance der Norweger - und selbst die war nur zwingend, weil Krygard den Ball so gut traf. Das Auswärtstor, das man so gern verhindert hätte, war Realität. Und zwei weitere Tore, die gelangen Sturm nicht. Hosiner hatte in Minute 75 das 3:1 auf dem Fuß, doch Pedersen rettete für seinen geschlagenen Schlussmann mit viel Einsatz vor der Linie.

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Dann brachte El Maestro Lema und Leitgeb, verordnete seinem Team noch einmal eine Angriffskur. Umsonst. Zwar gab es nach einer Attacke von Tormann Sandvik nach abgewehrtem Lema-Schuss an Hosiner kurz Elfer-Alarm, aber keinen Elfer. Und so blieb es dabei: Der SK Sturm schaffte es nicht, erstmals ein 0:2 aus einem Europacup-Hinspiel aufzuholen. Positiv war die Leistung aber trotzdem, wenngleich unbelohnt. "Ich finde, wir waren in zwei Spielen klar besser. Aber so ist der Fußball", ärgerte sich auch Lukas Spendlhofer und war bitter enttäuscht. 

Nur die Europa League, die bleibt für Sturm eine Geisterstunde, irgendwie. Dabei zeigten die Fans einmal mehr, wozu sie in der Lage sind. Selbst vor dem Stadion.