In den letzten Jahren wurden ihre Besuche in der Klagenfurter Stadthalle seltener. Das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit suchte Heidi Goëss-Horten eigentlich nie wirklich. Sie selektierte, wer ihre Freunde sind, wo sie sich sicher fühlt. Umgekehrt musste man, ist aus ihrem Umfeld zu hören, die Worte behutsam wählen. Keine Kompromisse ging sie hingegen beim Eishockey-Rekordmeister KAC ein. Eine alte, brüchige Eishockey-Halle erschuf für sie einen besonderen Zauber – ungeachtet der Luxusdomizile in Kitzbühel, Wien, London, Bahamas oder Antibes.

Und das ergab dann ein kurioses Bild. Wenn die Witwe des deutschen "Kaufhaus-Königs" Helmut Horten bei Heimspielen des Rekordmeisters mit ihrem gepanzerten Maybach auf den Schotterparkplatz samt Schlaglöchern eingebogen ist. Hurtig wurden vor dem Kabinentrakt die orangen Plastik-Pylonen eingesammelt, der Chauffeur eingewiesen. Ihre Leibwächter geleiteten sie in den VIP-Raum. Für geübte Rotjacken-Besucher gehörte das zum standardisierten Aufwärmprogramm, wenn die große Mäzenin pünktlich 15 Minuten vor Spielbeginn eintraf. Gäste amüsierten sich natürlich ob dieses seltsamen Schauspiels.

Kennenlernen in Hotelbar in Velden

Die Geschichte nahm am Wörthersee ihren Ursprung. Es war einer dieser legendären Sommerabende, als die gebürtige Wienerin, die als Sekretärin arbeitete, 1959 ihren späteren Ehemann in einer Hotelbar in Velden kennenlernen sollte. Helmut Horten galt damals als einer der reichsten Deutschen, war 32 Jahre älter als die 19-jährige Heidi Jelinek. Später erklärte das Ehepaar Schloss Sekirn am Südufer des Wörthersees zu seiner noblen Residenz.

Noch vor dem Tod ihres Mannes 1987 entdeckte Horten, die auch selbst zum Pinsel griff, ihr Faible für Kunst und Kunstsammlungen. Den Startschuss für ihre imposante Sammlung legte sie in den 1990er-Jahren. "Da haben wir oft bei Kunstversteigerungen mehrere Objekte anonym ersteigert und alle haben sich gefragt, in welchen Besitz die Bilder wechseln würden. Es war irgendwie äußerst unterhaltsam", erzählte die Mäzenin, die als großer Fan von Udo Jürgens galt.

Die Ausstellung "Wow! The Heidi Horten Collection" 2018 im Wiener Leopold-Museum wurde als einer der "eindrucksvollsten europäischen Kunstsammlungen" gelobt – mit Werken von Chagall, Warhol, Picasso, Renoir, Schiele oder Klimt. "Ausgehend von dieser großen Resonanz ist in mir der Wunsch gereift, meine Sammlung auch für künftige Generationen zugänglich zu machen und erhalten zu wollen", sagte Horten vor einigen Tagen zur Kleinen Zeitung. Der Grundstein für den Umbau des Hanuschhofes im Herzen Wiens. Am 3. Juni eröffnet, sind dort unter Direktorin und Horten-Vertrauter Agnes Husslein auf 1500 Quadratmetern bedeutende Werke zu sehen. Horten ließ sich nicht überreden, bei der Eröffnung der "Heidi Horten Collection" dabei zu sein.

Vermögen verdreifacht

Das Vermögen der laut Forbes-Liste reichsten Österreicherin wurde zuletzt auf 2,7 bis 3,2 Milliarden US-Dollar geschätzt. Veranlagt ist das Geld in mehreren Stiftungen. Zuletzt soll Goëss-Horten über rund 240 Millionen Euro frei verfügt haben. Fakt ist, dass sie ihr Vermögen fast verdreifachte. Als Helmut Horten verstarb, hatte die Wahl-Kärntnerin rund eine Milliarde US-Dollar geerbt. Der Ursprung des Geldes? Horten war in der Gründungsphase seines Kaufhausimperiums „Nutznießer“ von „Arisierungen“, als er Kaufhäuser von jüdischen Besitzern übernahm – hatte die „Arisierung“ laut Gutachten, das zu Beginn des Jahres veröffentlicht wurde, aber nicht vorangetrieben. Hortens zweite Ehe mit Blumengroßhändler Jean-Marc Charmat wurde 1998 geschieden, 2015 heiratete sie Karl „Kari“ Goëss. Sie blieb kinderlos.

In die Schlagzeilen geriet die Milliardärin aufgrund von Partei-Spenden in Höhe von Hunderttausenden Euro an die ÖVP, die in kleinen Tranchen getätigt wurden. Geschätzt wurde die Tierliebhaberin, die stets einige Hunde um sich hatte, auch für ihr Engagement im Bereich Medizin und Tierschutz. So ermöglichte sie den Neubau des modernen Tierschutz-Kompetenzzentrums (Tiko) in Klagenfurt. Die Stadthalle wird nach dem Umbau Hortens Namen tragen. Im Kabinentrakt hängt schon jetzt ein Bild von ihr mit ihrem Mops.