Vier Medaillen baumelten am Ende der Bahn-WM von Rio um den Hals von Franz-Josef Lässer. Und es ist ein kompletter Satz. Nach Bronze in der olympischen Verfolgung über vier Kilometer verpasste der Stattegger im Scratch-Rennen seine erste WM-Goldmedaille nur um Millimeter und holte hinter dem Franzosen Dorian Foulon Silber. „Die Ziellinie kam für mich einfach zwei Meter zu früh“, sagte er, „aber wer regt sich schon über WM-Silber auf?“ Und davon hat er gleich zwei, denn bei seiner erst zweiten WM reichte es wie schon 2023 in Glasgow zu Silber in der Omnium-Wertung (Kombination) der Kategorie C5. Lässers Finger der linken Hand sind von Geburt an stark verkürzt.

Der Sieg im abschließenden Eliminator-Race machte die WM für Lässer dann perfekt. Bei diesem Format wird alle zwei Runden der Letzte ausgesiebt, bis der Triumphator alleine auf den Planken fährt. „Eigentlich wollte ich gar nicht mehr fahren“, erzählt er, „in allen Rennen davor ist zumindest einer gestürzt“. Im Feld wird von Anfang an aggressiv und schnell gefahren. „Plötzlich hat es richtig Spaß gemacht. Es ist richtig zach und man muss immer auf Tempo bleiben und aufpassen, dass man nicht stürzt.“ In den letzten Runden seien alle Fahrer am Limit gewesen. „Ich dachte mir nur: Jetzt oder nie und habe attackiert.“

Gold, aber kein Regenbogen

Lässer gewann und wurde später mit der Goldmedaille und der Hymne geehrt. Da es aber „nur“ ein Demowettbewerb war, blieb ihm die Ehre des Regenbogentrikots, das den Weltmeister auszeichnet, verwehrt. „Ich habe vier Medaillen und das ist ein Wahnsinnsgefühl, mit dem eine Wahnsinns-WM für mich zu Ende geht.“ Doch es ist mehr als der sportliche Erfolg, den er mitnimmt. „Das war der absolut beste Renneinsatz, den ich je hatte. Das Team war unglaublich und der Respekt unter den Fahrern riesengroß. Ein sportlicher Wettkampf auf extrem dünnem Eis.“

Franz-Josef Lässer mit seiner Goldenen
Franz-Josef Lässer mit seiner Goldenen © Alex Whitehead

Gefeiert wurde nicht lange mit Trainer Frederic Jansen, der sportliche Leiterin Beatrix Arlitzer und Physiotherapeutin Anna Hatz. „Ich bin nach einem Gläschen Champagner gleich ins Bett gegangen, konnte aber nur vier Stunden schlafen. Dann musste ich mir um 4 Uhr morgens wieder die Rennen anschauen.“ Das große Ziel Paralympics in Paris verliert er im Moment des Erfolges aber nicht aus den Augen. „Ich bin hier in allen Bereichen Bestwerte gefahren, aber wir haben uns schon zusammengesetzt und gerechnet und überlegt, was wir unternehmen müssen, damit ich in der Verfolgung sieben Sekunden schneller werde.“