Schon im März hat man am Ballhausplatz Notfallpläne entwickelt, sollte sich der Kanzler mit Corona infizieren. Bei einem milden Verlauf würde Sebastian Kurz im ersten Stock im Kanzleramt seine Zelte aufschlagen und dort in Quarantäne gehen. Feldbetten des Bundesheeres, eine Kochnische und Duschmöglichkeiten sorgen für die nötige Autarkie. Auch in den Büros der Kabinettsmitglieder stehen Feldbetten bereit. Rechtlich existieren keine Vorgaben, Kurz könnten auch zu Hause das Bett hüten. 

Kurz kann von Glück sprechen, dass er bisher vom Virus verschont geblieben ist. Zwei seiner allerengsten Mitarbeiter sind seit Montag in Quarantäne, einer davon ist positiv, der andere macht zur Vorsicht Homeoffice. Zur Sicherheit wurden auch zwei enge Mitarbeiter von Vizekanzler Werner Kogler in Homeoffice geschickt, das Quartett hatte sich am letzten Freitag zu einer Besprechung im Kanzleramt eingefunden. Von zu Hause arbeiten derzeit Umweltministerin Leonore Gewessler und Staatssekretär Magnus Brunner, der Ministerrat am Mittwoch findet erstmals seit dem Frühjahr deshalb wieder virtuell statt.

Sollten neben dem Kanzler große Teile des Kabinetts oder auch Regierungsmitglieder an Corona erkranken, könnten das Kanzleramt und seine umliegenden Gebäude abgeschottet werden. Das Kanzleramt ist durch unterirdische, bisweilen sehr schmale Gänge mit der Präsidentschaftskanzlei, dem Innenministerium, dem Außenministerium, dem Bildungsministerium und dem früheren Vizekanzleramt, wo jetzt die Integrationsministerin residiert, verbunden.

Wäre der Kanzler im Spital und nicht mehr handlungsfähig, würde Vizekanzler Werner Kogler die Amtsgeschäfte übernehmen. Ein eigenes Büro stünde dem Grünenchef im Kanzleramt am Ballhausplatz zur Verfügung. Wäre auch Kogler nicht mehr einsetzbar, würde Bildungsminister Heinz Faßmann als ältestes Regierungsmitglied im Chefsessel des Regierungschefs Platz nehmen.

Auch zweiter Test von Kanzler Kurz negativ

Auch der zweite Coronatest von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) innerhalb von zwei Tagen hat am Dienstagabend ein negatives Ergebnis gebracht, erfuhr die APA aus dem Kanzleramt. Kurz hatte sich sicherheitshalber ein weiteres Mal testen lassen. Am Montag war bekannt geworden, dass einer seiner engsten Vertrauten im Kabinett mit dem Virus infiziert ist. Der Ministerrat am Mittwoch findet zur Sicherheit virtuell statt.