„Ich gehöre in der Stadt Salzburg sicherlich zu den glücklichsten Menschen“, sagt SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger. Das Rennen in der Mozartstadt gegen Kay-Michael Dankl konnte der bisherige Vizebürgermeister am Ende mit rund 62,5 zu 37,5 Prozent der Stimmen am Sonntag klar für sich entscheiden. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,8 Prozent und damit unter jener von vor zwei Wochen, als 54,3 Prozent die Stimme abgaben.

„Der Herr Auinger hat sehr viel Erfahrung, er arbeitet seit Jahren in der Stadtregierung mit“, begründet einige Stunden davor eine ältere Salzburgerin vor einem Wahllokal in der Altstadt ihre Wahlentscheidung. Im ersten Wahlgang hatte sie ÖVP-Mann Florian Kreibich ihre Stimme gegeben, wie viele im bürgerlich geprägten Stadtzentrum. Familien mit frisch geweihten Palmbuschen gehen am Wahllokal vorbei, Touristen machen in wetterfester Funktionskleidung Fotos von der barocken Idylle. Wenn Menschen im Ausland von den österreichischen KPÖ-Hochburgen lesen, stellen sie sich wohl eine andere Szenerie vor.

Auinger für manche als kleineres Übel

Für ihn sei Auinger eher „das geringere von zwei Übeln“ gewesen, sagt ein anderer Wähler: „Der Kommunismus ist für mich unwählbar.“ Eine junge Frau sieht das anders. Sie engagiere sich selbst in der KPÖ, erzählt sie, während sie im stärker werdenden Regen vor dem Wahllokal Regenjacke und -hose überzieht. Dass die Wahlbeteiligung am Sonntag deutlich unter der 50-Prozentmarke zu liegen kam, kann an diesem Palmsonntag jedenfalls nicht an schönem Ausflugswetter liegen. Ein weiterer Mann beklagt, die Entscheidung zwischen Rot und Dunkelrot sei für ihn wie die „Wahl zwischen Pest und Cholera“ gewesen. Dabei steht er gerade vor einem Wahllokal in einem KPÖ-affinen Sprengel. Von seinem Wahlrecht hat er trotzdem Gebrauch gemacht.

Die KPÖ Plus habe sie beim Thema Wohnen überzeugt, sagt die innerstädtische Dankl-Unterstützerin: „Das ist mittlerweile auch für Menschen mit mittlerem Einkommen ein Problem. Es ist so wichtig, dass da endlich was passiert“, weil die anderen Parteien „haben da in den letzten Jahren nichts weitergebracht“. So oder so ähnlich hört man das an diesem Sonntag von vielen, die sich als KPÖ-Wähler deklarieren.

Beide Kandidaten, die es in die Stichwahl geschafft haben, hatten das Thema Wohnen im Wahlkampf in den Fokus gerückt. Trotzdem hätten ihr die Ansätze eines der beiden Kandidaten besser gefallen, sagt eine junge Wählerin, die sich aber nicht als Dankl- oder Auinger-Unterstützerin deklarieren will. Unterschiedliche Ansätze verfolgen die beiden roten Parteien etwa beim kontroversen Bahnprojekt „S-Link“, im Gegensatz zu den Sozialdemokraten können sich Dankls Kommunisten den Bau der Salzburger „U-Bahn“ vorstellen, solange eine breite Mehrheit der Bevölkerung dahinter stehe. Für einen Mann vor dem Wahllokal wären andere Themen im Vordergrund gestanden: Ein „verträglicher Tourismus“ beispielsweise, „und dass unsere Altstadt nicht zur Partymeile verkommt.“

Die Unzufriedenheit vieler Wählerinnen und Wähler mit dem Status quo hatte im ersten Wahlgang vor zwei Wochen insbesondere die ÖVP zu spüren bekommen. Nur 21,6 Prozent der Stimmen hatte Kandidat Florian Kreibich erhalten, Auinger war mit 29,37 Prozent trotz Verlusten vorne gelegen, Dankl nur knapp dahinter.

Auinger punktet mit Erfahrung

In Interviews im Vorfeld der Stichwahl hatte Auinger besonders seine Erfahrung in der Stadtregierung und sein Streben nach einer guten Zusammenarbeit mit anderen Parteien betont, von Dankl kam stärkere Kritik an der Volkspartei, die die Mozart-Stadt in den vergangenen Jahren regiert hatte. Offenbar ist Auingers Zugang bei jenen, die vor zwei Wochen weder SPÖ noch KPÖ gewählt hatten, besser angekommen.

So bewertete die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr das heutige Wahlergebnis:

Als Niederlage will die KPÖ das Wahlergebnis am Sonntag aber nicht verstanden wissen. „Dass wir es in die Stichwahl geschafft haben und uns vier von zehn Wählerinnen und Wählern ihr Vertrauen geben, zeigt, dass sich viele Menschen eine andere, soziale Politik wünschen“, sagt Dankl, als Auingers Sieg feststeht. Glückwünsche kommen auch von der Grazer KPÖ-Bürgermeisterin. „Schon das Ergebnis vor zwei Wochen war ein Sieg“.