Bei der Landtagswahl im süddeutschen Bundesland Bayern hat sich am Sonntag eine sehr hohe Wahlbeteiligung abgezeichnet. In München und vier weiteren großen Städten des Freistaats lag die Beteiligung bis zum Nachmittag deutlich höher als bei der vorherigen Landtagswahl vor fünf Jahren, wie die Wahlämter mitteilten.

In der Landeshauptstadt München gaben bis 16.00 Uhr 62,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab - vor fünf Jahren waren es bis zum Nachmittag 55,1 Prozent gewesen. In Nürnberg lag die Beteiligung bei 55,0 Prozent, 2013 waren es bis 16.00 Uhr 47,1 Prozent gewesen. In Augsburg waren es 49,6 Prozent (2013: 38,8 Prozent), in Ingolstadt 44,8 Prozent ohne Briefwähler (2013: 28,5 Prozent) und in Regensburg bis 14.00 Uhr 54,0 Prozent.

Söder bei Stimmabgabe demonstrativ gut gelaunt

CSU-Spitzenkandidat und Ministerpräsident Markus Söder hat um 10 Uhr mit seiner Ehefrau Karin Baumüller-Söder seine Stimme in der Theodor-Billroth-Schule in Nürnberg-Mögeldorf abgegeben. Die schlechten Umfragewerte waren Söder nicht anzusehen, er gab sich demonstrativ gut gelaunt.

Er hoffe auf "eine möglichst große Beteiligung der Wähler". Er wünsche sich, dass "möglichst viele zum Wählen gehen heute", sagte Söder nach der Stimmabgabe. Dies sei "ein wichtiges Recht". Zuvor hatte Söder an der Seite seiner Frau Karin seine Stimme in einem Wahllokal im Stadtteil Mögeldorf abgegeben.

"Wir haben gekämpft"

In Bayern sind neuneinhalb Millionen Wahlberechtigte zur Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen. Mit Spannung wird erwartet, ob sich die Tendenz der Umfragen aus dem Vorfeld des Urnengangs bestätigt. Diese deuteten auf erhebliche Verschiebungen der Kräfteverhältnisse im nächsten Landtag hin. Vor allem die bisher allein regierende CSU und die zuletzt zweitstärkste Fraktion der SPD müssen demnach erhebliche Stimmverluste befürchten.

Für Unsicherheiten über die Aussagekraft der Umfragen sorgte im Vorfeld der Wahl allerdings der ungewöhnlich hohe Anteil der noch unentschiedenen Wähler. Söder wollte nach der Stimmabgabe zum möglichen Ausgang der Wahl keine Einschätzung abgeben. Er wolle sich nun noch ein bisschen "eine ruhige Zeit nehmen, spazieren gehen und dann warten wir mal ab, was heute Abend auf uns zukommt", sagte er.

"Wir haben alles gemacht, wir haben gekämpft, wir haben eine tolle Partei, die Partei hat toll gearbeitet, jetzt schauen wir was herauskommt", fügte Söder hinzu. Nun müssten die Wähler entscheiden.

Die CSU mit ihrer Doppelspitze aus Söder und Parteichef Horst Seehofer muss nach allen Umfragen heute mit dem Verlust ihrer absoluten Mehrheit rechnen, so wie schon bei der Wahl 2008. Die Partei wird sich dann voraussichtlich einen oder mehrere Koalitionspartner suchen müssen. Ihre bundespolitische Position wäre damit geschwächt - ob sie dann kompromissbereiter agieren oder gar, wie viele glauben, noch lautstärker auftreten würde als bisher schon, ist ungewiss. Auf Rang zwei könnten nach den Umfragen erstmals in Bayerns Geschichte die Grünen landen, die damit auch bundespolitisch weiter an Gewicht gewinnen würden.

Das sagen die letzten Umfragen

Offen ist aber auch, wie viele Parteien künftig im Landtag vertreten sein werden - möglicherweise bis zu sieben. Neben der SPD und den Freien Wählern dürfte auch die rechtspopulistische AfD sicher einziehen. Bangen müssen dagegen FDP und Linke - wobei die FDP in jüngsten Umfragen meist knapp über der Fünf-Prozent-Hürde lag und die Linke in der Regel knapp darunter.

Die letzte Umfrage vor der Wahl, ein ZDF-"Politbarometer" vom Donnerstag, hatte die CSU bei 34 Prozent gesehen. Auf Rang zwei kamen die Grünen mit 19 Prozent, gefolgt von der SPD mit 12, den Freien Wählern und der AfD mit jeweils 10 Prozent sowie der FDP mit 5,5 und der Linkspartei mit 4 Prozent.

In Umfragen war zuletzt aber noch jeder Zweite in dem deutschen Bundesland unsicher, ob und wen er wählen soll.