Nachdem der zuständige Spitzenbeamte Clemens Martin Auer von Gesundheitsminister Rudolf Anschoberaus der Impfstoffbeschaffung abgezogen wird, übernimmt Katharina Reich nun die österreichische Impfkampagne.

Reich ist seit vergangenem Dezember Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit, und damit in jener Funktion, die Pamela Rendi-Wagner innehatte, bevor sie 2017 in die Politik wechselte. Sie leitet seit drei Monaten die Sektion, die für den Krisenstab und auch die Beschaffung zuständig ist. Bisher ging es da etwa um Produkte wie Schnelltests. Ab sofort ist sie auch für die Impfstoffbeschaffung zuständig. Beim Stammtreffen des Europäischen Steuerungsausschusses, das jeden Freitag zu Mittag stattfindet, wird sie diese Woche zum ersten Mal für Österreich dabei sein.

Antithese zu Clemens Martin Auer

Reich ist neu im Ministerium, vom ersten Pandemiejahr hat sie nur das letzte Quartal miterlebt. Ihr erster Befund über die größte Herausforderung: „Der politische Auftrag und die fachliche Aufsicht müssen gut aufeinander abgestimmt sein.“ Ab heute muss sie das unter Beweis stellen.

In vielen Belangen ist Reich das Gegenteil von Clemens Martin Auer: Der 64-Jährige arbeitet seit fast zwei Jahrzehnten im Gesundheitsministerium. Maria Rauch-Kallat holte ihn einst als Kabinettschef, er diente aber auch unter Andrea Kdolsky (ÖVP), Alois Stöger, Sabine Oberhauser und Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), Beate Hartinger-Klein von der FPÖ und Expertenministerin Brigitte Zarfl.

Katharina Reich ist 41 Jahre alt und wechselte erst vergangenen Dezember ins Gesundheitsministerium. Es ist ihre erste Station im Öffentlichen Dienst. Bis vor wenigen Monaten war sie noch ärztliche Direktorin eines Wiener Spitals. Im Ministerium genießt sie, aufgrund ihrer kollegialen Art und dem Blick fürs „Big Picture“, einen guten Ruf. Internationale Vernetzung spielte in ihrer Berufslaufbahn hingegen noch keine Rolle.

Auer gilt als bestens vernetzt, sowohl international, als auch in Österreich. Er ist Mitglied des Österrei­chischen Cartellverbandes und war einst Parteistratege in der ÖVP-Zentrale. In der „alten“ ÖVP ist Auer hoch angeschrieben, mit Sebastian Kurz konnte er hingegen nie gut. Katharina Reich ist politisch ein unbeschriebenes Blatt.

Öffentliche Auftritte

In der Öffentlichkeit fiel Reich das erste Mal auf, als sie als frisch angelobte Generalsekretärin für öffentliche Gesundheit, in der ZiB 2, den schleppenden Impfstart verteidigen musste. Während sie live auf Sendung versuchte, den Impfplan zu rechtfertigen, saß die Regierungsspitze zusammen und änderte ihn. Die Einladung ins TV-Studio abzuschlagen, wäre zu diesem Zeitpunkt ein falsches Signal gewesen, meint sie im Nachhinein. Sie anzunehmen ging auch daneben.

Zumindest diese Erfahrung teilt sie mit Clemens Martin Auer. Der fiel im April des Vorjahres mit einem Interview zum „Ostererlass“ auf, mit dem Zusammenkünfte von Wohnungen verboten werden sollten. Am Samstag versuchte die Regierung noch, den Erlass zu verteidigen und schickte Auer in die ZiB 2. Nach dem Wochenende wurde der Erlass ersatzlos verworfen.