Die Vorwürfe gegenüber Lena Schilling werden konkreter. Nicht nur Clemens Stammler, ehemaliger Nationalratsabgeordneter der Grünen, meldet sich nun zu Wort. Auch über die Klubobfrau Sigrid Maurer werden neue Details bekannt. Lena Schilling meldet sich indes erstmals zu Wort.

Clemens Stammler trat im Oktober des Vorjahrs wegen Handgreiflichkeiten zurück. Zudem gab es Vorwürfe einer Belästigung, die aber niemals stattgefunden habe, sagt er. Nun wolle er sich nicht länger diskreditieren lassen, wie die „Oberösterreichischen Nachrichten“ berichten. Seit 25. Oktober 2023 hat sich Stammler nicht mehr zu Wort gemeldet. Es war der Tag, an dem der ehemalige Nationalratsabgeordnete der Grünen eine persönliche Erklärung abgab. Er werde sein Nationalratsmandat und sein Mandat in der Oberösterreichischen Landwirtschaftskammer mit sofortiger Wirkung zurücklegen. Denn er sei vier Tage zuvor in betrunkenem Zustand handgreiflich geworden. Ein furchtbarer Fehler, der nicht passieren dürfe. Er werde sich damit auseinandersetzen und sich „professionelle Hilfe“ suchen. 

Namen der NGO-Mitarbeiterin absichtlich verheimlicht?

Zuvor hatte das Magazin „profil“ einen Bericht veröffentlicht, der nahelegt, dass Stammler vor dem Wiener Szenelokal U4 eine junge Mitarbeiterin einer NGO belästigt haben soll. „So aggressiv muss Stammlers Verhalten gewesen sein, dass ein Journalist der Frau zu Hilfe eilte“, hieß es dort. Seit umfangreichen Recherchen des „Standard“ ist klar: Es handelte sich um die jetzige EU-Spitzenkandidatin der Grünen, Lena Schilling. 

Der ehemalige Nationalratsabgeordnete Clemens Stammler
Der ehemalige Nationalratsabgeordnete Clemens Stammler © Thomas Topf

„Ich habe lange geschwiegen, auch aus Loyalität gegenüber den Grünen. Aber jetzt ist der Punkt erreicht, an dem ich mich verteidigen muss“, sagt Stammler nun gegenüber den „OÖ Nachrichten“. Eine „Belästigung“ habe es laut Stammler nie gegeben, vor dem Ausgang des Lokals sei es nur zu einer emotionalen Diskussion gekommen. Auch Grünen-Klubchefin Sigrid Maurer hatte zuletzt eine Belästigung in Abrede gestellt, das sei von der Partei auch nie behauptet worden. 

„Sigi Maurer hat recht mit ihrer Behauptung, dass es nie eine Belästigung meinerseits gab. Was es allerdings schon gab, waren die Belästigungsvorwürfe. Und die standen in allen Medien. Anstatt die Belästigungsvorwürfe aufzuklären, die ja Ursache für die gesamte Auseinandersetzung waren, wurde jedoch nur alles in der Macht Stehende getan, um Schillings Namen aus der Geschichte zu halten“, sagt Stammler. So wurde aus Schilling offiziell eine „NGO-Mitarbeiterin“, drei Monate später, am 22. Jänner 2024, wurde sie als Spitzenkandidatin präsentiert. 

Schilling selbst soll schon geraume Zeit vor diesem Vorfall in Gesprächen mit zahlreichen Menschen – unter anderem mit jenem Journalisten, der ihr schließlich zu Hilfe kam – verbreitet haben, dass Stammler sie belästige. Dabei hatten Schilling und Stammler laut „Standard“ immer ein „freundschaftliches Verhältnis“.  „Ich bin bereits im Gespräch mit meiner Anwältin und wir prüfen die Optionen. Ich lasse mich nicht weiter diskreditieren“, sagt Stammler, der aber gleichzeitig betont, dass das seine Handgreiflichkeit nicht ungeschehen mache und er daraus die Konsequenzen gezogen habe. 

Lena Schilling räumt Fehler ein

Lena Schilling selbst hat sich inzwischen auf X (vormals Twitter) zu den Medienberichten zu Wort gemeldet. Sie dementierte etwa ihre angeblichen Aussagen über Klubchefin Sigi Maurer. „Ich habe nie behauptet, dass @sigi_maurer mir gegenüber übergriffig war. Sigi ist eine Freundin und ich bin froh, sie in meinem Leben zu haben.“

Allerdings räumte Lena Schilling auf X auch ein, Fehler gemacht zu haben. Sie habe Gerüchte über Affären gehört und diese – ohne weiter darüber nachzudenken – weitererzählt. „Ich weiß, dass es nicht g’scheit war und das tut mir leid.“ Sie habe jedoch nicht in böser Absicht gehandelt.