Dem Wunsch des Witwers nach einem würdevollen Begräbnis wurde entsprochen. Während der Trauerfeier in der Pfarrkirche in Wien-Simmering bezeichnete der Geistliche die tödliche Attacke auf die 54-jährige Putzfrau in der Nacht auf den 4. Mai als "abscheuliche Tat, die absolut keiner versteht". Danach setzte sich der Trauerzug unter der musikalischen Begleitung von Johann Sebastian Bachs "Air" in Bewegung.

Wegen des großen Andrangs verfolgten zuvor viele der Anwesenden die Trauerrede beim Haupteingang vor der Kirche. Unter den Trauergästen befanden sich auch der Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus und der Simmeringer Bezirksvorsteher Paul Stadler, beide von der FPÖ. Das Todesopfer der Bluttat war ein Mitglied der Freiheitlichen Partei.

Sonderkommission eingerichtet

Der 21-Jährige, der die Frau auf ihrem Weg zur Arbeit am Brunnenmarkt erschlagen haben soll, befindet sich seit 6. Mai in Untersuchungshaft. Ein psychiatrisches Gutachten wurde in Auftrag gegeben. Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) hat als Konsequenz aus der Bluttat eine Sonderkommission eingerichtet, die Leitung hat der Vizepräsidenten des Wiener Landesgerichts für Zivilrechtsachen, Helfried Haas, innen. Diese soll allfälliges Behördenversagen im Vorfeld des Mordfalles klären - der psychisch auffällige Tatverdächtige war ohne Aufenthaltstitel und seit Oktober 2010 mehrfach juristisch aufgefallen.

"Im Großen und Ganzen ist die Kommission beisammen", sagte Haas am Dienstag im Gespräch mit der APA. Bei der Bestellung hatte der Vizepräsident freie Hand, er holte sich zahlreiche hochrangige Fachleute ins Team, darunter auch Sektionschefs von Justiz- und Innenministerium. Ausständig ist auch noch die formelle Bestellung durch den Minister, diese soll spätestens Anfang kommender Woche passieren.

Die Experten sind bereits dabei, Material zu sammeln. "Jeder sichtet in seinem Bereich Unterlagen. Diese werden bei der ersten Sitzung zusammengetragen, sodass wir dann bereits inhaltlich arbeiten können", erklärte Haas.

Erster Zwischenbericht in zwei Monaten

Einen ersten Zwischenbericht erwartet sich der Zivilrichter in zwei Monaten. Die Arbeit der Sonderkommission könne auch zu gesetzlichen Änderungen führen. "Es kann sein, dass man an der einen oder anderen Schraube das Gesetz drehen muss, um besser rasch helfen zu können und eine Gefährlichkeit rechtzeitig einzudämmen", erklärte Haas.

"Es ist auch möglich, dass uns jetzt eine Institution fehlt, um Leute kurzfristig in einer geschlossenen Station anhalten zu können, ohne dass dies ein Gefängnis oder eine psychiatrische Anstalt ist." Mit einer neuen Einrichtung könnte "jemand kurzfristig zwangsweise sozialpädagogisch angehalten werden, um mit ihm in Kontakt zu treten und zur Kooperationsbereitschaft zu motivieren", sagte Haas. All das müssen sich jedoch erst die Fachleute der Soko überlegen.