Nicht Tage, Monate oder Jahre, sondern Jahrzehnte. Das ist die Zeiteinheit von Franz Haiders Reise ins Weltall. Mit Begeisterung verfolgte der heute 61-Jährige die Nachrichten, als Neil Armstrong 1969 als erster Mensch einen Fuß auf den Mond setzte. Von da an wusste er: Eines Tages möchte er die Erde, wenn auch nur für wenige Minuten, verlassen.

Wir einfachen Leute vom Land würden dies nie schaffen, meinte Herta Haider damals zu ihrem Sohn Franz. Die Familie stammt aus dem beschaulichen Ort Sallingberg, im niederösterreichischen Waldviertel. Für „einfache Leute“ mag dies gelten, doch Franz Haider machte um die Jahrtausendwende als Transportunternehmer in Wien gutes Geld, das er auch in ein Ticket ins All investierte. Übrigens mit dem Zuspruch seiner Mutter, die er als erste in seinen Plan eingeweiht hat. 200.000 US-Dollar bezahlte er 2007 an Virgin Galactic. Der US-Konzern des Milliardärs Richard Branson setzte sich die kommerzielle Raumfahrt zum Ziel - und das erfolgreich, wenn auch deutlich später als geplant. Im Juni 2023 startete die erste Mission „Galactic 01“, Haider ist Teil der Crew der „Galactic 06“-Mission. Der Abenteurer, der in seinem Leben schon die Tiefe des Great Barrier Reef und die Höhe des Kilimandscharo erkundet hat, musste also 17 Jahre warten, bis sich sein Kindheitstraum endlich erfüllte.

Am Freitag um 18 Uhr österreichischer Zeit startete das Raumschiff „VSS Unity“, angedockt an das Trägerflugzeug, vom „Spaceport“ in New Mexico. In 15 Kilometern Höhe klinkte es sich aus, die Raketentriebwerke zündeten und Haider und seine drei Mitreisenden rauschten mit 3600 km/h und einer Belastung von rund 3,5 g aus der Erdatmosphäre. Kurze Zeit später schwebte er schwerelos für wenige Minuten im All. Als erst zweiter Österreicher nach dem Astronauten Franz Viehböck und als erster heimischer Weltraumtourist überhaupt.