Seit Montag stehen die Schülerinnen und Schüler des Grazer BG/BRG Klusemann vor verschlossenen Klo-Türen. Die Sanitäranlagen sind nur noch in den Pausen geöffnet. Während des Unterrichts müssen Schüler einen der beiden Schulwarte aufsuchen, die den Zugang zu den Toiletten gewähren können.

Der Grund für die Maßnahme: Die Toiletten wurden von Schülern mehrmals beschädigt, erklärt der Direktor. Man gehe davon aus, dass dies absichtlich und während der Unterrichtszeit passiert sei. „Im heurigen Kalenderjahr beläuft sich der Schaden schon auf 7000 Euro“, sagt der Direktor.

Recht auf Sanitäranlagen ist ein Menschenrecht

Die Schüler zeigen sich irritiert. „Es ist unverantwortlich, den Zugang zu grundlegenden hygienischen Einrichtungen zu beschränken.“ Tatsächlich ist das Recht auf Sanitäranlagen ein Menschenrecht. Laut Direktor würden die Toiletten aufgesperrt werden, wenn jemand sie benötige. Die Erfahrung des ersten Tags schildert ein Schüler so: „Ich musste während der Stunde aufs Klo. Ich habe viel länger gebraucht als sonst, weil ich mich beim Schulwart in eine Liste eintragen musste, dann habe ich den Schlüssel für das WC bekommen. Als ich ihm den Schlüssel zurückgebracht habe, hat er meinen Namen wieder abgehakt.“

„Zumutbar, dass Schüler ihre Geschäfte in der Pause erledigen“

Unsere Userinnen und User haben ihre Meinungen zu dieser drastischen Maßnahme im Kleine-Zeitung-Forum geäußert. Lancelot sagt: „Zu meiner Schulzeit (ab 1973) war es eine Ausnahme, dass jemand während des Unterrichts auf die Toilette musste. Anatomisch hat sich die Spezies seither nicht dramatisch verändert, insofern ist es den Schülern zumutbar, ihre Geschäfte in den Pausen zu erledigen.“ Auch hbratschi kritisiert: „Was ist mit den Jugendlichen passiert, dass sie während des Unterrichts ständig aufs Klo müssen? Zu meiner Zeit waren wir durchaus in der Lage, eine Stunde ohne Toilettenbesuch auszuhalten ...“. Zustimmung gibt es auch von pescador: „Eine völlig richtige Reaktion der Schulleitung. Handeln muss Konsequenzen haben.“

„Was ist an unseren Schulen los?“

Andere User zeigen mehr Verständnis für die Schüler und können die Maßnahme seitens der Schule nicht nachvollziehen, wie bruzel in diesem Kommentar: „Gründe, warum man auch außerhalb der Pause auf die Toilette muss: Man kann Durchfall haben, eine Reizblase, es kann einem übel werden und man muss sich übergeben, es kann sein, dass in der Pause die Warteschlange zu lang ist, wenn alle gleichzeitig die Toilette benutzen wollen und es sich in der Pause nicht für alle ausgeht etc.“

Als kritisch betrachtet ialiofen die Liste, in die sich die Schüler eintragen müssen: „Ich glaube, das rechtliche Problem liegt am Führen einer Liste beim Schulwart. Das widerspricht sicher der DSGVO. Ich bin Jahrgang 1974. Wir sind auch auf die Toilette lanzeln gegangen ... Heute wird sicher mehr auf die Toilette gegangen, um am Handy Social Media zu checken. Die Beschädigungen sind mir schleierhaft.“ Auch SoundofThunder hinterfragt, wieso die Sanitäranlagen verwüstet waren: „Was ist an unseren Schulen los? Oder, was geht in den Köpfen der pubertierenden Halbstarken vor? Frustration? Aggression? Misserfolge? Sind das vielleicht Mutproben? Zeigen, wie ‚hart und cool‘ man ist?“