Shorts, die den Blick auf das Gesäß beziehungsweise die Oberschenkel eine Handbreite darunter freigeben und Oberteile, die den Bauchnabel nicht bedecken, sind in der Sportmittelschule Weiz seit dieser Woche nicht mehr erlaubt. Auf Wunsch der Lehrerschaft arbeitete das Schülerparlament eine Kleiderordnung aus, die ab sofort gilt.
Direktor Engelbert Teubl sah Handlungsbedarf, da man beobachte, „dass die Kinder immer weniger anhaben, die Kleidung wird knapper und knapper und immer durchsichtiger, teilweise mit Aufschriften, die in Schulen nichts verloren haben“. Dass diese gewaltverherrlichenden und diskriminierenden Aufdrucke verboten werden, würde eine Schülerin, die anonym bleiben möchte, auch begrüßen. Die Kleiderordnung an sich kritisierte sie aber, da sie sich erstens hauptsächlich gegen die Schülerinnen richtet und sie nicht so frei beschlossen wurde, wie behauptet. „Die Schulsozialarbeiterin hat uns einen Zettel ausgeteilt, auf dem die Punkte vorgeschrieben waren“, erklärte sie.
Einen gemeinsamer Beschluss, bei dem die Schülerschaft eingebunden ist, sieht Schulpsychologe Josef Zollneritsch als enorm wichtig an: „Kleiderregeln dürfen nicht diktatorisch verhängt werden.“
Pro Kleidervorschrift
Wenn sich Schulen in Österreich in den Kleidungsstil der Jugendlichen einmischen wollen, ruft dies meist ein großes Echo hervor. Auch diesmal ist das der Fall. Die Kleine-Zeitung-Community debattierte hitzig darüber, ob Kleiderregeln in Schulen sinnvoll seien und welche positiven beziehungsweise negativen Auswirkungen diese auf die Schülerinnen und Schüler haben könnten.
Die Mehrheit befürwortet den Schritt der Weizer Sportmittelschule. jg4186 meint etwa: „Wo liegt das Problem? Wenn die Vertreter*innen der Schüler*innen das so beschlossen haben, ist das wohl zu akzeptieren. Gehört zur Bildung, zu diskutieren und zu entscheiden, wie man sich entsprechend kleidet. Da bleibt noch viel Freiraum für Individualität.“ Auch pescador sieht das ähnlich: „Was für eine Diskussion! Es sollte selbstverständlich sein, dass man sich im öffentlichen Bereich, und dazu gehört auch die Schule, ordentlich kleidet. Sollten die Kinder irgendwann im Berufsleben ankommen, muss man auch Regeln einhalten.“
Für ronnimimi steht die psychische Verfassung der Jugendlichen und das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund: „Zu schlampig, vermummt oder fast nackig, das sind die Extreme, die eine Bekleidungsvorschrift notwendig machen. Jugendliche wollen provozieren, separieren sich dadurch auch, was negative Folgen für die Psyche hat. Dass das Gemeinschaftsgefühl durch Kleidung gestärkt wird, sieht man bei Sportvereinen. Dazugehören ist in diesem Alter besonders wichtig.“
Auch Bluebiru kann sich vorstellen, dass der Zusammenhalt gestärkt wird und es außerdem weniger Ausgrenzung gibt: „Ich sehe Schuluniformen ganz und gar nicht kritisch, weil sie einerseits das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Schüler fördern und andererseits die Benachteiligungen von Kindern, die aus nicht so reichen Familien stammen - sprich sich keine Markenklamotten leisten können -, aus der Welt schaffen. […]“
Contra Kleidervorschrift
Es gibt im Forum der Kleinen Zeitung aber auch kritische Stimmen gegenüber einer Kleidervorschrift in Schulen. So sollte man laut Mein Graz die Eltern mehr in die Pflicht nehmen: „Was will man mit einer Kleiderordnung erreichen? Meines Erachtens ruft eine Einschränkung der Bekleidungsmöglichkeiten gerade bei pubertierenden Jugendlichen heftigen Widerstand hervor. Nicht die Schule sollte sich damit auseinandersetzen, sondern das Elternhaus. Kommen Jugendliche unangemessen gekleidet in die Schule, muss diese sofort an die Eltern herantreten […]! Im Wiederholungsfall muss man Eltern halt zur Kasse bitten und die Einnahmen müssen für weitere Infos (Vorträge, Workshops usw.) verwendet werden.“
Für GemeinsameZukunft liegt das Hauptproblem darin, wer von den Regeln betroffen ist: „Solche Vorschriften richten sich immer zu 99 Prozent gegen Mädchen [...] und kommen fast immer von sehr konservativen Menschen, die andere bevormunden wollen.“
Und lendlb meint: „[…] es kann auch nach hinten losgehen – nämlich, wenn sich Jugendlich dadurch zu etwas gezwungen fühlen. Das kommt dann sehr auf die Ausgestaltung solcher Regeln an. Ist noch genügend Luft für Individualität, dann ist das okay. Schuluniformen hingegen sehe ich sehr kritisch.“