Japan, Kanada, Südkorea, die USA, Schweden oder Taiwan: Die Liste jener Länder, in denen sich Sternerestaurants um die Weine Franz Strohmeiers reißen, ist schier endlos. Und das, während man den Winzer aus dem weststeirischen St. Stefan ob Stainz hierzulande kaum kennt. Viele seiner Weine sucht man in den heimischen Guides vergeblich, die Jahr für Jahr ihre prestigeträchtigen Punkte für die edelsten Tropfen Österreichs vergeben. Und doch: Nicht nur unter Anhängern des sogenannten Naturweins genießt Strohmeiers Rebensaft Kultstatus. Seine puristischen Weine werden hierzulande auch von einem immer breiter werdenden Publikum entdeckt.

Nicht nur Boden und Klima prägen den Charakter der Trauben, sondern auch die Vielfalt in den Weingärten und in weiterer Folge im Keller.
Nicht nur Boden und Klima prägen den Charakter der Trauben, sondern auch die Vielfalt in den Weingärten und in weiterer Folge im Keller. © Lucas Palm

Rund 10 Hektar bewirtschaftet der Sohn eines Landwirts in St. Stefan ob Stainz, Stainz und Bad Gams. Etwa vier Hektar davon sind – der Tradition eines Winzers im Schilcherland entsprechend – mit der Rebsorte Blauer Wildbacher bepflanzt. Und genau diese Rebsorte war es auch, die aus Franz Strohmeier machte, was er heute ist: Ein begnadeter Winzer, der seine Weine als reine Naturprodukte versteht. „Es war 2005, als ich nach der Schilcher-Sekt-Abfüllung bemerkte, dass die Abfüllung ohne Schwefel viel besser schmeckt als die mit Schwefel“, erinnert er sich im Gespräch bei sich zu Hause, nur ein Stockwerk über dem Weinkeller, in dem die Weine in alten Holzfässern vor sich hinreifen. „Weine ungeschwefelt abzufüllen, war bis dahin eigentlich nie meine Absicht gewesen.“

Was folgte, war eine kompromisslose Hinwendung zur Natur. Und das befreiende Vertrauen, dass ein Wein, wie ihn sich Franz Strohmeier vorstellt, nur dann zu echter Größe gelangt, wenn man ihn möglichst „in Ruhe lässt“. Eindrucksvolles Zeugnis davon legt eine Vielzahl von Weinen ab, die der bedächtige Winzer unter dem Namen „Traube, Liebe und Zeit“ keltert. Die biodynamische Bewirtschaftung der Reben bildet die Basis für diese Weine. Der lange Ausbau in Holzfässern auf der eigenen Hefe gibt ihnen eine Spannung, die auch die Lebendigkeit der wertvollen Böden widerspiegelt. Und die Eigenheit der jeweiligen Rebsorte natürlich. Auch deswegen, weil ganz auf Zusatzstoffe oder moderne Technik verzichtet und jeder Wein unfiltriert abgefüllt wird. Dass Weine ohne Zugabe von Schwefel kein Reifepotential haben, straft Strohmeier mit seinen Erzeugnissen übrigens Lügen: Auch verkostete Jahrgänge, die über zehn Jahre alt sind, überzeugen mit ihrer Straffheit, Säurestruktur und Saftigkeit.

Jene Trauben, die es bis zur Lese schaffen, haben immenses Potential, dass sie den Ausbau zu Wein auch völlig ohne Schwefel meistern.
Jene Trauben, die es bis zur Lese schaffen, haben immenses Potential, dass sie den Ausbau zu Wein auch völlig ohne Schwefel meistern. © Lucas Palm

Und doch: Die Anfänge waren schwer. „Als ich 2007 mit den Naturweinen begonnen hatte, taten sich die Restaurants hier in Österreich schwer, das an die Gäste zu bringen“, erinnert sich Strohmeier. „Dazu kam, dass die Ernte der folgenden Jahrgänge sehr schwierig war.“ Doch durch einen Zufall gelangten ein paar seiner Flaschen ins legendäre noma Restaurant nach Kopenhagen. Mehrfach als „bestes Restaurant der Welt“ ausgezeichnet, entdeckte der dortige Sommelier die Tiefgründigkeit und Bekömmlichkeit dieser Weine. Und die internationalen Gourmets liebten sie. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde dieses weststeirischen Weinwunders. Der Rest ist Geschichte. Eine, die langsam, aber sicher auch bis nach Österreich dringt. Zeit wurde es.