Ein Blick auf die – meist relativ kleingedruckte – Zutatenliste bei Lebensmitteln kann mitunter mehr Fragen als Antworten aufwerfen. Ein Zusatzstoff, der sich nicht auf den ersten Blick von selbst erklären lässt, ist etwa Carrageen. Der aus Rotalgen gewonnene Mehrfachzucker (Polysaccharid) wird bei Marmeladen, Milchprodukten, Eiscremes, Frischkäse und häufig bei veganen Wurstersatzprodukten eingesetzt. Auch für Bio-Produkte ist „Carrageen“ zugelassen. Dennoch steht der Lebensmittelzusatz, der als veganes Geliermittel verwendet wird, immer wieder in der Kritik. Ökotest verweist auf den Verdacht, dass Entzündungen im Darm ausgelöst werden können. Alnatura wirbt sogar damit, bewusst darauf zu verzichten. „Carrageen ist als Lebensmittelzusatzstoff (E-407) in verarbeiteten Lebensmitteln weit verbreitet, und seine Verwendung hat in den letzten Jahren zugenommen. Trotz der breiten Verwendung als Lebensmittelzusatzstoff ist seine Sicherheit nach wie vor umstritten“, erklärt Sandra Holasek von der Medizinischen Universität Graz.

„Es ist ratsam, die Aufnahme von Carrageen zu verringern“

Dabei geht es ums Gewicht:  Carrageen wird in der Lebensmittelherstellung laut Experten der Europäischen Union und der Vereinten Nationen mit einem festgelegten Molekulargewicht empfohlen. Verarbeitetes Carrageen mit niedrigerem Molekulargewicht erzeugt bei Tieren, wie Meerschweinchen, Kaninchen, Affen, starke Entzündungsreaktionen und Darmentzündungen, wie Holasek erklärt. „Diese Wirkung ist bei der Gabe von hochmolekularem Carrageen nicht zu sehen.“

Jedoch verweist die Expertin darauf, dass nur wenige Daten über die Aufnahme des Zusatzstoffes über die Nahrung beim Menschen vorliegen. „Und es fehlt an Erkenntnissen über den Gehalt in verschiedenen Ernährungsgewohnheiten und seine Auswirkungen auf die Gesundheit.“ Daher würde die Expertin empfehlen: „Solange keine Daten über die Sicherheit und die Auswirkungen von Carrageen in verarbeiteten Lebensmitteln vorliegen, ist es ratsam, die Aufnahme von Carrageen zu verringern und die Aufnahme von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln zu begrenzen.“

Die Leiterin der Forschungseinheit „Nutrition and Metabolism“ rät sowieso: „Je weniger verändert ein natürliches Lebensmittel ist, desto besser ist meist der Nährstoffgehalt und ökologischer Fußabdruck. Ziel sollte sein, die Vielfalt unserer natürlichen Lebensmittel zu nutzen und Convenience-Produkte zu meiden.“