"Medusa und Perseus"

War das Liebesspiel zwischen Poseidon und Medusa Übereinkunft? Oder war es, wie es der römische Dichter Ovid sagte, eine Vergewaltigung?
Der in Passau geborene Zeichner und Autor André Breinbauer stellt Medusa und Perseus in der gleichnamigen Graphic Novel gegenüber und erzählt ihre Geschichte als Missbrauch durch die Götter. Wortlos schreitet Medusa, eine der Gorgonen, die Treppen zum Tempel empor, wo sie vom Meeresgott Poseidon missbraucht und dafür noch von Pallas Athene bestraft wird: Fortan zieren Schlangen ihr Haupt. Und allein ihr Anblick lässt andere zu Stein erstarren. Breinbauer gelingt in der Geschichte der Medusa eine Neuinterpretation des gängigen griechischen Mythos.
Und darüber hinaus nimmt man als Leser oder Leserin auch die Perspektive von Perseus ein: Dafür muss man das Buch umdrehen und von der anderen Seite lesen. Doch auch Perseus ist nicht der strahlende Held, sondern ein unerfahrenes Kind, das nichts anderes ist als ein Spielball der Götter.
Während Medusas Geschichte aufgrund des wenigen Textes sehr eindringlich gerät, schäumen die „Sprechblasen“ in Perseus Geschichte nur so über: Die Geschichte bleibt dennoch auf Kurs und steuert auf ihren Showdown zu – in der Mitte des Buches. Trotz ein paar Schwächen in der Perseus-Geschichte eine gelungene Neuinterpretation.

André Breinbauer. Medusa und Perseus. Carlsen, 288 Seiten, 26,80 Euro
André Breinbauer. Medusa und Perseus. Carlsen, 288 Seiten, 26,80 Euro © Carlsen

"Der Kaiser - Maximilian I."

Realistisch und entmystifizierend: Das tut historischen Herrscherfiguren immer gut. Giulio Camagni, der in Österreich lebt, holt den „Letzten Ritter“, Kaiser Maximilian I., auf den leid geplagten Boden seiner Untertanen zurück und erzählt die Geschichten einer Tiroler Landfamilie: Wie üblich, ist die im Wiener Bahoe Verlag erscheinende Graphic Novel mit üppigen historischen Erklärungen ausgestattet. Die erzählte Geschichte ist spannend und immer wieder erschütternd.

Giulio Camagni. Der Kaiser – Maximilian I. Bahoe Books, 128 Seiten, 24 Euro
Giulio Camagni. Der Kaiser – Maximilian I. Bahoe Books, 128 Seiten, 24 Euro © Bahoe Books

"Something is Killing the Children 4"

Der US-Comic-Künstler James Tynion IV ist ein begnadeter Erzähler: Wie er es schafft, eine Horrorgeschichte, der es nicht an Splatter fehlt, mit so viel Gefühl auszustatten, ist wahrlich glanzvoll. Im vierten Teil um Monster-Jägerin Erica Slaugther wird deren Lebensgeschichte ausgebreitet. Man erfährt, wie Erica zur Jägerin wird – ein unbarmherziger Job, der vor allem traurig und einsam ist. Der Splitter-Verlag kündigt für Dezember auch ein Spin-Off an.

James Tynion IV. Something is Killing the Children. Splitter, 144 Seiten, 22,60 Euro
James Tynion IV. Something is Killing the Children. Splitter, 144 Seiten, 22,60 Euro © Splitter

"Idefix und die Unbeugsamen"

Der zweite Teil von „Idefix und die Unbeugsamen“ gelingt als sympathischer Spaß im Asterix-Universum: Der Band enthält wieder drei Geschichten, die zwar nicht mit einem Asterix-Album mithalten können, aber allein durch die vielen Querverweise für jeden Fan der unbeugsamen Gallier ein Muss sind: Häuptling Majestix spaziert in Lutetia (Paris) über einen Kunstmarkt, dahinter sieht man ein an die Kirche Sacré Cœur erinnerndes Bauwerk. Kurzweilige Lektüre für den Strand.

H. Beneditti/ P. Fenech u. a. Idefix und die Unbeugsamen. Ins Fressnäpfchen getreten. Egmont, 10,30 Euro.
H. Beneditti/ P. Fenech u. a. Idefix und die Unbeugsamen. Ins Fressnäpfchen getreten. Egmont, 10,30 Euro. © Egmont Bäng!