Jetzt ging es schnell. Bezirkshauptfrau Olga Reisner verliert ihren Posten in Osttirol. Sie wurde am Donnerstag abberufen. Dem voraus ging eine außerordentliche Sitzung der Tiroler Landesregierung um neun Uhr. Danach wurde Reisner von Landeshauptmann Anton Mattle über den Schritt informiert. Weiters erfolgte die Information an die Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft (BH). Der Entscheidung vorausgegangen sind Monate, wenn nicht Jahre, in denen die Mitarbeiter der BH Lienz unter dem Führungsstil von Olga Reisner gelitten haben.

Lange wurden die Probleme, die laut Vorwürfen Mobbing, Psychospiele, Ausübung psychischer Gewalt und Säen von Gerüchten beinhalteten, auch von der Personalvertretung der BH Lienz vor sich hergeschoben. Ende Jänner dieses Jahres war das Fass voll. Nach einem Bericht der Kleinen Zeitung über die Vergabe eines Postens durch die Bezirkshauptfrau warf die Personalvertretung in Lienz das Handtuch. Damit kam der Stein für die Abberufung ins Rollen. Zuletzt war die Dienstaufsicht des Landes am Zug. Diese führte umfassende und aufwendige Erhebungen durch, um die anonym erhobenen Vorwürfe zu überprüfen.

Unüberbrückbarer Vertrauensverlust

Landeshauptmann Anton Mattle bedankt sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BH und nannte die Abberufung eine nicht alltägliche Entscheidung: „Es muss aber ohne Zweifel festgestellt werden, dass viel Vertrauen verloren gegangen ist.“ Landesamtsdirektor Herbert Forster ergänzt: „Die Erhebungen der Dienstaufsicht wurden mit der notwendigen Vertraulichkeit, der angebrachten Ernsthaftigkeit und der gebotenen Fairness abgeschlossen. Zudem wurden auch mehrere persönliche Gespräche mit der Behördenleiterin geführt.“

Landesamtsdirektor Herbert Forster
Landesamtsdirektor Herbert Forster © KK/Land Tirol

Reisner bleibt Mitarbeiterin im Landesdienst

Reisner bleibt Mitarbeiterin im Landesdienst. Eine abschließende Bewertung von dienstrechtlichen Verfehlungen oder strafrechtlich relevanten Sachverhalten kann aufgrund laufender Ermittlungen von Disziplinarbehörde und Staatsanwaltschaft Innsbruck noch nicht vorgenommen werden. Bezirkshauptfrau-Stellvertreterin Bettina Heinricher führt ab sofort in Vertretung die BH Lienz, die Behördenleitung wird unverzüglich ausgeschrieben. Die Landesamtsdirektion wurde durch den Landeshauptmann mit der Erarbeitung von vertrauensbildenden Maßnahmen innerhalb der BH Lienz beauftragt. Von der zentralen Dienststelle in Innsbruck aus wird die Unterstützung in allen Belangen, insbesondere fachlich und organisatorisch, sichergestellt.

Nach dem Rücktritt der Dienststellenpersonalvertretung (DPV) am 31. Jänner hat die Zentralpersonalvertretung deren Aufgaben übernommen. Da bis zum Ende der Frist für die Neuwahl der DPV keine Listen bzw. Kandidatinnen/Kandidaten eingereicht wurden, wird die Zentralpersonalvertretung mit Obmann Michael Eller weiterhin ein vertrauensvolles Angebot des Austausches vor Ort gewährleisten. „Die ZPV war und ist in dieser herausfordernden Zeit besonders darauf bedacht, die Kolleginnen und Kollegen bestmöglich zu unterstützen.“

Reisner trat 2010 das Amt an

Olga Reisner trat im Juni 2010 das Amt der Bezirkshauptfrau in Lienz an. Als junge Person und als Frau galt sie als Hoffnungsträgerin bei Bürgermeistern des Bezirkes, aber auch in der Bezirkshauptmannschaft selbst, wo bis zu ihrem Antritt Männer das Zepter geschwungen haben.