Um 19 Uhr ist Treffpunkt auf dem Fußballplatz in Spittal. Pünktlich betreten die Damen der Carinthian LIWOdruck Hornets in ihren schwarzen Langarm-Dressen das Feld und klatschen zur Begrüßung bei Trainer Alexander Pichelkastner ein, der sie seit circa fünf Jahren betreut. Dabei stehen ihm Co-Trainerin Alexandra Morgenstern und Tormann-Trainer Claudio Hassler zur Seite. „Während ich mich hauptsächlich um die Mannschaft in der zweiten Bundesliga kümmere, übernimmt Alexandra das Training in der Kärntnerliga“, erklärt Pichelkastner. Bevor das Training beginnt, heißt es für die Spielerinnen, sich gut aufzuwärmen. Danach geht es auch schon los. Aufgeteilt in zwei Gruppen werden etwa Schnelligkeit, Taktik, Technik und passgenaues Zuspielen geübt.

Drei- bis viermal in der Woche treffen die „Hornets“ zum Training
Drei- bis viermal in der Woche treffen die „Hornets“ zum Training © Katharina Pollan

Drei- bis viermal in der Woche treffen sich die Sportlerinnen zum Training. Einige von ihnen nehmen dafür viele Kilometer auf sich, so etwa Kapitänin Nicole Gatternig (36) aus Feldkirchen. Ihre Karriere begann sie im zarten Alter von neun Jahren in ihrem Heimatort. Die Liebe zum Fußball wurde der Büroangestellten in die Wiege gelegt: „Mein Vater hat selbst gespielt und dann als Trainer die U10 übernommen. Er hat mich oft mitgenommen.“ Bis zur U14 spielte Gatternig in Feldkirchen bei den Jungs mit, danach war erstmal Schluss. „Ich hätte eine Sondergenehmigung und eine eigene Kabine gebraucht, um mit den Burschen weiterspielen zu dürfen. Also wechselte ich 2018 nach Spittal zu den Hornets“, sagt sie.

Nicole Gatternigs Karriere begann in Feldkirchen, 2018 wechselte sie zu den Hornets
Nicole Gatternigs Karriere begann in Feldkirchen, 2018 wechselte sie zu den Hornets © Katharina Pollan

„Bekommen für Leistungen nichts gezahlt“

Eine Tatsache, mit der Gatternig und ihre Teamkolleginnen regelmäßig konfrontiert werden, ist das Thema Gleichberechtigung im Sport. Da gibt es noch viel Luft nach oben, wie Spielerinnen und Trainer finden. „Die Hornets sind mit einer Damenmannschaft in der zweiten Bundesliga vertreten. Zieht man da Vergleiche zum Herrenfußball, sieht man einen großen Unterschied. Die Mädls bekommen für ihre Leistungen nichts gezahlt und stehen freiwillig am Platz, leisten aber das gleiche Pensum“, verdeutlicht Pichelkastner. Laut ihm müsse man Strukturen so ändern, dass ein finanzieller Anteil der Herren den Damen zugutekommen könne. Das würde im Bereich des Damenfußballes schon sehr viel ändern, sind sich Gatternig und Pichelkastner einig.

Alexander Pichelkastner ist seit circa fünf Jahren Trainer der Hornets. Hier zu sehen mit Spielerin Marie Klocker
Alexander Pichelkastner ist seit circa fünf Jahren Trainer der Hornets. Hier zu sehen mit Spielerin Marie Klocker © KK/Privat

Mädchenmannschaft gegründet

Ein weiteres Problem im Damen-Sektor sind die fehlenden Mannschaften für Mädchen ab 14 Jahren im Nachwuchsbereich. Viele stehen hier am Scheideweg. Es stellt sich die Frage, ob sie aufhören oder weite Strecken in Kauf nehmen, um bei einem anderen Verein weiterzumachen. Dem wollte der SV Sachsenburg entgegenwirken und gründete mit den Nachbarvereinen SV Lind und FC Lurnfeld eine Mädchenmannschaft, die „Soccer Girls“. „Es handelt sich um eine U10-Mannschaft, bei der 16 Mädchen spielen. Trainiert werden sie von Alicia Morgenstern und Elisa Ciccarelli.

„Weil die Nachfrage so hoch ist, wollen wir im Sommer noch eine zweite Mannschaft gründen, nur in einer anderen Altersstufe“, sagt Stefan Wallner, sportlicher Leiter und Nachwuchsleiter beim SV Sachsenburg. Gründe für das seit knapp sieben Jahren anhaltende Interesse seien, dass bis dato hartnäckige Vorurteile zu bröckeln beginnen. „Natürlich trägt der Erfolg der österreichischen Damen-Nationalmannschaft dazu bei, dass sich immer mehr Mädchen für den Sport interessieren und sicherlich haben die Hornets einen großen Einfluss“, ist sich Wallner sicher.

Stefan Wallner: „Wir wollen im Sommer eine zweite Mädchen-Mannschaft gründen.“
Stefan Wallner: „Wir wollen im Sommer eine zweite Mädchen-Mannschaft gründen.“ © KK/Privat

Es fehlt eine treibende Kraft

Alles andere als rosig sieht es hingegen im Bezirk Hermagor aus. Trotz Bemühungen kam bislang keine Nachwuchs-Mädchenmannschaft zustande. „Vor vielen Jahren gab es mal eine, aber das ist sicher 20 Jahre her“, sagt Roman Sebastian Schmidt vom SV Hermagor. Was fehlt sei eine treibende Kraft, jemand, der neben dem Training noch proaktiv in Schulen geht und gezielt versucht, Mädchen für den Fußball zu gewinnen. Aktuell spielen 16 Mädchen bei den Burschen mit. „Darunter haben wir auch einige sehr talentierte. Für sie ist es natürlich schade, wenn sie dann mit 14 oder 15 Jahren aufhören müssen, weil es in naher Umgebung keine Möglichkeiten mehr für sie gibt“, sagt Schmidt, der sich auch vorstellen könnte, mit umliegenden Vereinen diesbezüglich zu kooperieren.

Roman Sebastian Schmidt hätte gerne wieder eine Mädchenmannschaft im Gailtal
Roman Sebastian Schmidt hätte gerne wieder eine Mädchenmannschaft im Gailtal © Hannes Pacheiner

„Bringt finanzielle Nachteile mit sich“

Dass der dritte Platz des Frauen-Nationateams positiven Einfluss auf die Entwicklung des Damenfußballes habe, sieht auch Martin Mutz, Präsident des Kärntner Fußballverbandes, so. Daher werde der Frauenfußball gefördert, um mehr Mädchen für den Sport zu gewinnen. „Wir haben eine Kleinfeldliga, Bezirkstrainings, Kooperationsverträge für Mädchen, Frauentrainerkurse, finanzielle Förderung reiner Mädchenteams, das Ostarichi Festival, UEFA Playmakers, Schülerliga und den Volksschulcup der Mädchen ins Leben gerufen“, zählt er auf. Obendrein wurde die Leiterin des Frauen- und Mädchenreferates, Sabine d‘Angelo, in den Vorstand kooptiert, was sicherstellen soll, dass die Anliegen entsprechend Gehör finden. Dass Fußball ein reiner Männersport sei, sei laut Mutz nicht mehr der Fall: „Ein Nachteil im Frauenfußball ist sicher noch, dass er im Vergleich zum Männerfußball noch nicht so in der öffentlichen Wahrnehmung verankert ist, was natürlich auch finanzielle Nachteile mit sich bringt.“

„Fußball ist kein reiner Männersport“, betont Martin Mutz
„Fußball ist kein reiner Männersport“, betont Martin Mutz © Peter Rass