In diesem doch sommerlichen April scheint sich die Sonne an diesem Tag hinter grauen Wolken zu verstecken und der Wind lässt die Äste auf den Bäumen wackeln. Nach einem kurvenreichen Weg sieht man ein gelbes Haus mit grünen Fensterrahmen hinter der letzten Kurve hervorblitzen, daneben grüne Wiesen und blühende Apfelbäume. Eine steile Auffahrt später kommt man im Innenhof des landwirtschaftlichen Betriebes der Familie Unterberger vulgo Hirzberger in Langegg in St. Andrä an, der voll mit Narzissen und kreativer Dekoration geschmückt ist. Von dort genießt man den Ausblick bis nach Jakling und zur Koralpe.

Vor dem Hauseingang hängt ein Schild mit „Hirzberger Eis“, daneben eine Tafel, auf der „AMA Genuss Region Bauernhof“ steht. Auf der anderen Seite sieht man ein paar Kälber und die erst vier Monate alte Hündin Emma scheint sich über den Besuch zu freuen. Elisabeth Unterkircher (45) kommt in einem schwarz-weiß karierten Hemd und blauen Jeans um die Ecke: „Kommt mit, die Jungen sind schon unten.“ Mit Jungen meint sie ihren Sohn Gerald Unterkircher (22) und seine Freundin Valentina Theuermann (20), die gerade mit der Eisproduktion starten wollen. In einem sterilen Raum, der an eine Gastronomieküche erinnert, setzen sie ihre Kopfbedeckung auf. Gerald Unterkircher versteckt seine dunkelbraunen Haare unter einer Kappe, Valentina Theuermann ihren blonden, geflochtenen Zopf unter einer Haube. Beide tragen eine weiße Hose und ein weißes T-Shirt mit großem „Hirzberger-Logo“ am Rücken. Die Uhr zeigt 9 Uhr an: „Normal beginnen wir mit der Produktion schon um 7 Uhr, heute ist eine Ausnahme“, grinst der 22-Jährige.

In Kärnten gibt es sieben Betriebe, die Eis aus frischer Kuh- oder Ziegenmilch in größeren Mengen in einer Molkerei direkt am Bauernhof produzieren. 2017 haben die Eltern von Gerald Unterkircher, die vor seiner Übernahme 2020 den Milch- und Mastbetrieb führten, durch Zufall mit der Eisproduktion angefangen. „Meine Eltern haben nach einem zweiten Standbein gesucht. Da die Milchvermarktungskurse für Joghurt, Butter oder Käse schon voll besetzt waren, entschieden sie sich für den Eiszubereitungskurs“, erzählt Gerald Unterkircher, das älteste von vier Kindern.

Bis zu 30 Milchkühe produzieren alle zwei Tage zwischen 1200 Liter und 1600 Liter Milch. Davon gießt der Jungbauer 180 Liter pasteurisierte Milch in die Eismaschine und lässt diese sieben Minuten lang frieren. An einem Tag werden hier maximal zwei Eissorten produziert, heute ist es Amarena-Kirsch. Die Zutaten bezieht die Familie immer aus der Region. „Wir arbeiten mit saisonalen Produkten. Dabei ist uns die Qualität der Früchte sehr wichtig, wir achten auch darauf, dass wir vorwiegend natürliche Inhaltsstoffe verwenden“, erklärt Unterkicher.

Während das Eis gefroren wird, klebt seine Freundin die selbst designten Etiketten auf die Becher. Nach sieben Minuten wird der zusammengemischte Geschmack in die Abfüllmaschine hinzugegeben. Dabei erzählen die beiden, wie sie sich kennengelernt haben: „Wir sind zusammen auf dieselbe Berufsschule gegangen. Ich habe dann den ersten Schritt gewagt“, erzählt Theuermann, die nebenbei noch als Elektrikerin arbeitet. Obwohl sich die beiden meistens einig sind, beim Lieblingseis gehen ihre Geschmäcker auseinander. „Ich liebe Himbeere, Gerald Banane“, sagt Theuermann.

Ausgefallene Varianten

Über 30 Eissorten befinden sich in ihrem Sortiment, die von März bis November produziert werden. Von den Klassikern wie Vanille oder Erdbeere, die am besten laufen, gibt es auch ausgefallenere Varianten wie Pina Colada, Reindling oder Sachertorte. „Viele Eissorten werden auch extra für unterschiedliche Veranstaltungen und auf Anfrage von Kunden und Kundinnen kreiert. Meistens fahren auch die beiden Frauen mit der mobilen Vitrine zu den Festen und bieten dort die gewünschten Eissorten an“, verrät Unterkircher. So gab es am Maiwipferlfest ein Maiwipferleis oder am Spargelfest ein Spargeleis. Die Eissorten sind auch in den Lavanttaler Supermärkten und in Griffner Lokalitäten erhältlich. Der große Becher mit 500 Milliliter kostet zirka 6,40 Euro, der kleine Becher mit 150 Milliliter zirka 2,80 Euro und variiert je nach Geschäft. „Wenn die Leute qualitativ hochwertige Produkte haben wollen, dann müssen sie auch den Preis dafür zahlen“, betont der 22-Jährige.

Etliche Prämierungen

Nach dem Abfüllen werden die Eisbehälter für eine gewisse Zeit bei minus 30 Grad schockgefrostet und danach bei bis zu minus 20 Grad gekühlt und sind für mindestens ein halbes Jahr, wenn nicht länger, genießbar. „In Zukunft möchte ich meine Eisproduktion ein wenig vergrößern, jedoch mit Maß und Ziel, denn die Qualität soll erhalten bleiben“, sagt Unterkircher. Was in den vergangenen Jahren die größte Herausforderung war? „Bei der Eisproduktion gab es mit dem Verpackungsmaterial zwischendurch Lieferengpässe und so mussten wir schon darum bangen, unser Eis abfüllen zu können. Durch die Teuerung ist es auch schwer den Preis vom Eis halten zu können“, erzählt Unterkircher, der für seine Eissorten schon etliche Auszeichnungen erhalten hat. „Wenn das Eis bei den Kunden gut ankommt, freut es uns am meisten.“

Zeit für Hobbys bleibe den beiden kaum. „Unser letzter gemeinsamer Urlaub war ein Thermenurlaub und das nur für zwei Tage“, sagt Unterkircher, der den Hof mit Leidenschaft betreibt. „Da macht es mir dann auch nichts aus, wenn ich bis 1 Uhr nachts arbeiten muss.“ Um 5 Uhr morgens beginnt der Tag wieder von Vorne und die Eismaschine kann erneut gestartet werden.