Die Wirtschaftskammer lud zum bereits zweiten Mal zum Lehrlingscasting nach Glanegg ein – und nicht weniger als 44 Betriebe und 400 Schülerinnen und Schüler folgten der Einladung. Das Konzept ist einfach erklärt: Jeder Betrieb verfügt über seinen eigenen Stand, die Kinder kommen auf die Unternehmen zu und haben dann zehn Minuten Zeit, eine Art Bewerbungsgespräch zu führen.

Ziel ist es, dass die Unternehmen dadurch Schnupperlehrlinge und in weiterer Folge sogar fixe Lehrlinge für sich gewinnen. „Dazu soll dafür gesorgt werden, dass die Jugendlichen in der Region bleiben“, erklärt Klaus Kert, Leiter der WKO-Bezirksstelle in Feldkirchen. Er hat die Idee aus dem Burgenland mitgebracht. „Dort macht man das schon lange, ich habe das Projekt dann hier ‚gepitcht‘ – und es wird gut angenommen.“

Die WKO-Bezirksstellenleiter von Feldkirchen und St. Veit: Klaus Kert und Robert Schratt (rechts)
Die WKO-Bezirksstellenleiter von Feldkirchen und St. Veit: Klaus Kert und Robert Schratt (rechts) © Andreas Hoi

Freude bei Unternehmern und Jugendlichen

Und damit liegt er völlig richtig, denn sowohl die Betriebe als auch die Schülerinnen und Schüler sind angetan von der Aktion. Die Firma Cerne GmbH beispielsweise war zum ersten Mal dabei. Geschäftsführer Michael Cerne zieht ein positives Resümee: „Die Schüler sind sehr interessiert, bei einigen geht es sogar schon um detailliertere Dinge wie Arbeitszeiten oder den Verdienst.“ Manche bringen demnach bereits gewisse Vorstellungen mit, welche Tätigkeit sie in Zukunft ausüben möchten, andere können Einblicke finden, die Interesse wecken.

Wolfgang Hübl und Manfred Vaschauner (rechts) bringen den Kindern Haslinger Stahlbau näher
Wolfgang Hübl und Manfred Vaschauner (rechts) bringen den Kindern Haslinger Stahlbau näher © Andreas Hoi

Zum zweiten Mal dabei ist Haslinger Stahlbau, das Unternehmen war beim ersten Anlauf bereits erfolgreich. „Wir konnten durch die Veranstaltung einen Lehrling gewinnen“, sagt Wolfgang Hübl. Und auch in diesem Jahr verlässt man die Turnhalle mit positiven Gefühlen. „Wir wollen eine Sensibilisierung schaffen für die Lehre und hoffen, wieder den ein oder anderen dazu gebracht zu haben, bei uns ein paar Schnuppertage zu absolvieren.“

Die motivierten Schülerinnen und Schüler zogen von einem Bewerbungsgespräch zum nächsten
Die motivierten Schülerinnen und Schüler zogen von einem Bewerbungsgespräch zum nächsten © Manfred Schusser

Die Jugend selbst zeigt sich interessiert und gespannt. Sie nimmt das Projekt äußerst gut an, wie unter anderem Hannah und Amelie von der Mittelschule Feldkirchen erzählen: „Es ist sehr nett aufgebaut und großartig, dass sich die Betriebe so viel Zeit für uns nehmen. Wenn man eine Lehre beginnen möchte, ist es wirklich eine tolle Sache.“

Auch Lukas und Maximilian, ebenfalls von der Mittelschule Feldkirchen, sind begeistert. „Es ist extrem cool. Man bekommt Einblicke ins Berufsleben“, freuen sich die beiden. Sie haben auch schon grobe Vorstellungen darüber, was sie in Zukunft machen möchten. Während sich Maximilian entweder als Schlosser oder Informatiker sieht, tendiert Lukas zum Maschinenbau.

Lukas und Maximilian (rechts) wissen bereits, was sie beruflich machen möchten
Lukas und Maximilian (rechts) wissen bereits, was sie beruflich machen möchten © Andreas Hoi

Das Lehrlingscasting ist im besten Fall eine Win-win-Situation: Die Betriebe bekommen Lehrlinge und die Schüler bekommen wertvolle Einblicke ins Arbeitsleben von unzähligen Unternehmen aus der Region. Viele Firmen in Mittelkärnten ringen nämlich dieser Tage um Lehrlinge. In Feldkirchen gibt es zurzeit laut AMS elf Lehrstellensuchende bei 44 offenen Lehrstellen. Etwas besser sieht die Lage in St. Veit aus. Dort gibt es immerhin 26 Lehrstellensuchende bei nur 35 offenen Lehrstellen.

„Die höchste Nachfrage seitens Unternehmen an offenen Lehrstellen befindet sich in Mittelkärnten im Bereich Fremdenverkehr, Metall/Elektro und Handel. In Feldkirchen macht der Anteil dessen an allen Berufen rund 73 Prozent aus und in St. Veit 69 Prozent“, betont Katharina Krassnig vom AMS. Das Lehrlingscasting soll dabei helfen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und zu ermöglichen, dass wieder vermehrt Jugendliche den Weg in einen Lehrberuf finden.