Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber und sogar ein jugoslawisches U-Boot: Der Park vojaške zgodovine (Park der Militärgeschichte) in Pivka in Slowenien gewinnt jede historische Materialschlacht. Besonders stolz ist man in dem Museum aber auf ein vergleichsweise kleines Schaustück. Seit Kurzem zeigt es nämlich eine Enigma aus dem Jahr 1944. Die Geschichte des Chiffriergerätes, das die Funkkommunikation der deutschen Wehrmacht verschlüsselte, ist so spannend wie der Weg dieses einen Exemplars in die slowenische Ausstellung.

Die Maschine wurde Ende des Ersten Weltkriegs vom deutschen Unternehmer Arthur Scherbius erfunden und 1918 patentiert. „Berechnungen zeigen, dass es 3,1x1025 mögliche Kombinationen gibt und das macht das Enigma quasi unknackbar“, das sei selbst im heutigen Computerzeitalter „beachtlich“, wie Museumsdirektor Janko Boštjančič erklärt: „Selbst als die Deutschen Hinweise darauf hatten, dass es den Alliierten gelungen war, die Enigma zu entschlüsseln, wollten sie das nicht glauben. Briten und Polen schafften es aber tatsächlich unter großem Einsatz, sie zu knacken und konnten dann die Kommunikation der Deutschen lesen“.

Atomkrieg verhindert

Der Film „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ aus dem Jahr 2014 erzählt die Geschichte, wie Enigma geknackt wurde. Hollywood-Star Benedict Cumberbatch spielt darin die Rolle des britschen Codeknackers Alan Turing. Historiker seien sich einig, dass die Entschlüsselung der Enigma den Krieg um zwei bis drei Jahre verkürzt habe, sagt Boštjančič: „Der Verlauf der Geschichte wäre sonst ein vollkommen anderer gewesen. Nicht zuletzt hätte es zu einem weltweiten Atomkrieg kommen können.“ 

Seit zwei Jahren ist das Chiffriergerät im Besitz des Museums. Bis es ausgestellt werden konnte, war viel zu tun. Die Enigma befand sich ursprünglich an Bord des deutschen Minenräumboots R-15, das im April 1945 vor der Küste Istriens versenkt wurde. 1980 barg der bekannte slowenische Taucher Zvone Kralj die Maschine. „Allerdings erkannte damals kein Museum den historischen Wert des Fundstückes. So blieb es in seinem Besitz und wurde leider nicht konserviert. Das hat Spuren hinterlassen“, erklärt Boštjančič. Die notwendige und aufwendige Restaurierung der Enigma dokumentierte das Museum mit einer 127-seitigen Publikation.

Leonardo da Vinci

Neben dem neuen Gerät und Relikten aus dem ehemaligen Jugoslawien können Besucher des Park vojaške zgodovine dort auch mehr als 5000 Jahre alte Waffen bestaunen. Für 2024 kündigt der Direktor eine Ausstellung zu Leonardo da Vinci an: „Wir kennen da Vinci als Künstler, doch im Brotberuf war er Kriegsingenieur. Im Jahr 1500 war er in Slowenien im Dienst der Venezianischen Republik. Er baute Dämme an den Flüssen Soča und Vipava als Abwehr vor den Türkeneinfällen.“

Museumsdirektor Janko Boštjančič
Museumsdirektor Janko Boštjančič © Park Vojaške Zgodovine

Ein weiterer Höhepunkt im kommenden Jahr wird die Ausstellung der Eisenbahnkanone K5 der deutschen Wehrmacht sein: „Sie hatte eine Reichweite von bis zu 150 Kilometern und konnte von hier in Pivka die Alliierten in der nordlichen Adria, etwa vor Rijeka oder Triest beschießen“, sagt Boštjančič. Der „Ehrenplatz“ in den Ausstellungsräumen bleibt allerdings der Enigma vorbehalten, betont der Museumsdirektor: „Wir stellen hier als Mahnmal für den Frieden auch viele schwere Waffen aus, Kriege werden aber immer noch mit dem Gehirn gewonnen.“