In Kärnten gelten künftig strengere Corona-Maßnahmen als in den meisten anderen Bundesländern: In Zukunft muss man auch am Arbeitsplatz, sofern keine weiteren Maßnahmen möglich seien, eine FFP2-Maske tragen. Das gab Landeshauptmann Peter Kaiser bei der Präsentation der Verschärfungen am Montag bekannt. Weiters gilt künftig auch für Kunden bei körpernahen Dienstleistern, in allgemein zugänglichen Bereichen von Beherbergungsbetrieben, in der Gastronomie, sofern man nicht am Platz sitzt, auf Märkten, in Reisebussen sowie im Freizeit- und Kulturbereich eine Maskenpflicht. Ausnahmen gebe es laut Kaiser nur für den Nassbereich beziehungsweise bei Bedienung eines Fitnessgeräts. Der konkrete Wortlaut der Verordnung wird am Donnerstag veröffentlicht, die Verschärfungen gelten dann ab Freitag, 0 Uhr. Die Verordnung wurde vorerst zeitlich bis 5. Dezember befristet. Man hofft, dadurch einen generellen Lockdown verhindern zu können.

"Wett-Impfen"

Weiters werde das Contact Tracing ausgeweitet und verstärkt, so Kaiser. Am Dienstag werde er beim Bundesheer um weitere Unterstützung ansuchen. Sollte zu wenig Personal da sein, werde man auf Milizsoldaten zurückgreifen. Gleichzeitig plane man gemeinsam mit den 132 Gemeinden einen positiven Wettbewerb zur Impfung unter dem Motto "Kärntens Gemeinden impfen".

Kritik an Corona-Management

Außerdem fordern die Länder eine Verlängerung der Übergangsregel zu 3G am Arbeitsplatz, erklärte Landeshauptmann-Stellvertreterin Gesundheitsreferentin Beate Prettner. Sie räumte weiters ein, dass acht der neun Länder mit PCR-Testkapazitätsproblemen zu kämpfen hätten. Davon seien acht von neun Bundesländern betroffen, da etwa in den Labors selbst Cluster entstanden und somit Mitarbeiter ausgefallen seien. Sie appellierte daher ans Gesundheitsministerium, diese Schwierigkeiten zu beseitigen.

Im Vorfeld haben Kärntens Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl, FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angererund Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer das Corona-Management der Landes- und Bundesregierung heftig kritisiert. "Wenn Bürger überhaupt noch bei Apotheken oder SPAR-Märkten Tests ergattern konnten, müssen sie oft viel länger als angekündigt auf die Auswertung dieser Tests warten. Das gesamte Corona-Management des Landes versinkt derzeit im völligen Chaos und wirkt extrem schlecht organisiert", so Köfer. Hier summiere sich das "Versagen von Bund und Land. Die Opfer sind die betroffenen Bürger und die Betriebe", so  Angerer. Er fordert, dass Antigentests, die in sämtlichen Betrieben vor Ort gemacht werden können, als Zutritt zum Arbeitsplatz gelten müssen.

Die Wirtschaftskammer habe außerdem bereits im Sommer ein Konzept für die PCR-Gurgeltests nach Wiener Vorbild vorgelegt, doch das Land habe kein Interesse gehabt. "Wir haben zu akzeptieren, dass acht von neun Bundesländern dabei dem Vergaberecht unterliegen. Das sind Vorgaben vonseiten des Bundes, da gibt es auch keine Ausnahme für Kärnten", erklärte Prettner dazu.

Infektionslage spitzt sich zu

Seit Montag gilt österreichweit ein Lockdown für Ungeimpfte. Darauf haben sich bei einem Krisengipfel am Sonntag die Bundesregierung und die Länder geeinigt. In Kärnten sind 215.000 Menschen (impfbare Bevölkerung ab 12 Jahren) noch nicht geimpft. 69 Prozent der Kärntner haben mittlerweile den ersten Stich erhalten. Die Infektionslage hat sich aber auch am Sonntag in Kärnten weiter zugespitzt.

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bezeichnete die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen in Kärnten als dramatisch und gefährlich. "Die einzige wirksame Möglichkeit, die Pandemie zu bekämpfen, ist die Impfung", betonte Kaiser. Die Zahlen würden klar belegen, dass diese alternativlos sei: Bei ungeimpften Menschen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren beträgt die Inzidenz über 1700, bei Geimpften 383.

Appell, sich impfen zu lassen

Laut Kaiser müsse die Impfquote deutlich gesteigert werden. Zuletzt habe man ein Ansteigen der Impfbereitschaft erkennen können. Auch Gesundheitsreferentin Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) appellierte abermals eindringlich, sich impfen zu lassen.

Verschärfungen angedacht

Angesichts der dramatischen Lage behält sich Kärnten laut Kaiser weitergehende Maßnahmen vor. "Wir werden uns am Montag die Verordnung der Bundesregierung im Detail anschauen und beraten, ob weitere Verschärfungen notwendig sind", sagt Kaiser. Es wird Montagnachmittag eine Sondersitzung des Koordinationsgremiums geben. Das Ergebnis wird um 15 Uhr bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Die Kleine Zeitung berichtet live.

Im Raum stehen eine Ausdehnung der FFP2-Maskenpflicht sowie Einschränkungen bei Veranstaltungen. Details dazu sollen am Montag bekannt gegeben werden. Doch eines ist für Kaiser klar: "Wir alle müssen die Kontakte um mindestens 30 Prozent einschränken." Ein Lockdown für alle sei für ihn erst die allerletzte Maßnahme: "Dieser sollte unbedingt vermieden werden." 

Strenge Kontrollen

Polizei und Gesundheitsbehörden werden die Einhaltung des Lockdowns im öffentlichen Bereich kontrollieren. "Wir haben mittlerweile viel Erfahrung mit Corona-Kontrollen", sagt Rainer Dionisio, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit in der Landespolizeidirektion Kärnten. "Es ist für alle Polizistinnen und Polizisten eine Herausforderung, aber zu bewältigen." Dionisio konkretisiert: "Jede normale Amtshandlung wird automatisch eine Lockdown-Kontrolle sein." Es werde Zusatzstreifen geben und die Bereitschaftseinheit wird hinzugezogen. Ein besonderes Augenmerk werde man bei den Kontrollen auch auf Fälschungen legen.

Die Polizei steht laut Dionisio in engem Kontakt mit den Gesundheitsbehörden. Rund 200 2G-Kontrollen pro Tag werden derzeit in Kärnten durchgeführt.