Alle Jahre wieder wird der internationale Frauentag am 8. März begangen. Während sich viele Männer bereits als diskriminiert und sich von Frauen in der Politik und Wirtschaft zunehmend bedrängt fühlen, ist tatsächlich eine weltweite Beschneidung der mühsam erkämpften Rechte der Frauen zu verzeichnen. Immer mehr Frauenrechte werden auch im Westen durch konservative Regierungen beschnitten, besonders von rechtskonservativen Kreisen wird wieder das gute, alte Familienbild geprägt: Die Frau bleibt zu Hause, verzichtet auf eigene Berufstätigkeit, bekommt möglichst mehr als zwei Kinder und ist wieder wirtschaftlich und emotional vom männlichen Familienoberhaupt abhängig, auch die Forderung nach einer Herdprämie wird laut. 

Möchte die Frau beides, also Beruf und Mutter sein, wird sie von weiten Teilen der Bevölkerung noch immer als Rabenmutter verunglimpft. Dazu fehlen in Österreich ohnehin ausreichend Betreuungsplätze für Kinder unter fünf Jahren, sodass Frauen, speziell am Land, ohnehin nur die Wahl haben, keine Kinder zu bekommen oder auf Berufstätigkeit zu verzichten und in weiterer Folge mangels Ganztagsschulen und fehlender Nachmittagsbetreuung noch jahrelang nur reiner Teilzeittätigkeit nachgehen zu können. Die Durchrechnung der Pensionsbeitragszeiten wurde von den früher 15 besten Beitragsjahren auf eine Durchrechnung über den ganzen Beitragszeitraum umgestellt. Der Aufschrei in der Bevölkerung hielt sich in Grenzen, obwohl dadurch gerade Frauen, die sich jahrelang der unbezahlten und nicht bedankten Care-Arbeit gewidmet haben, eklatant benachteiligt werden.

Die Altersarmut ist jetzt schon weiblich und wird durch die langen Durchrechnungszeiträume noch weiter zunehmen. Die jungen Frauen sollten nicht glauben, dass alles, was ihre Geschlechtsgenossinnen vor Jahrzehnten mühsam erkämpft haben, in Stein gemeißelt ist. Im Gegenteil, Zukunftsforscher stellen fest, dass auch immer mehr junge Männer der Meinung sind, Feminismus würde übertrieben und es sei an der Zeit, wieder einmal die männlichen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen, die aber leider mit Gleichberechtigung wenig zu tun haben. Auch die immer mehr zunehmende Gewalt gegen Mädchen und Frauen, sowohl verbal als auch im Alltag, rundet dieses Bild ab.
Susanne Freigassner-Riederer, Steinhaus

Weitere Leserbriefe zum Thema

Tolle „Belohnung“

Meine Anmerkung zum Weltfrauentag: Dieser Tage wurde ich von der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) aufgefordert, einen Teil des 2019 (!) bezogenen Kinderbetreuungsgeldes zurückzuzahlen. Was war geschehen? Ich war nach der Karenzzeit früher als geplant ins Berufsleben zurückgekehrt, was sich mit meiner gewählten Variante des Kinderbetreuungsgeldes als unverträglich erwies.

Mehr hätte ich mich über eine Bonuszahlung als Belohnung dafür, dass ich mich früher als nötig der Doppelbelastung durch Beruf und Familie ausgesetzt habe, gefreut.
Mag. Barbara Aichner-Perfler, BEd,Strassen

Glückliche Mütter

Am Weltfrauentag werden wieder Stimmen laut, dass Frauen in unserer Gesellschaft zu kurz kommen. Zu wenig Geld, zu wenig Vollzeitstellen, … Der jüngste Aufreger: Zu wenig weibliche Straßennamen in Graz! Warum wollen Frauen immer beweisen, dass sie das Gleiche leisten können wie Männer? Ich habe in diesen Tagen ein gutes Buch gelesen, von Victoria Bonelli: „Vollzeitmütter – Der wichtigste Beruf der Welt“. Die Autorin erzählt lebhaft und überzeugend echt über ihren Alltag mit fünf Söhnen und dem „besten Ehemann der Welt“. In dieser Familie sind die Rollen klar verteilt, gegenseitige Wertschätzung steht an erster Stelle. Kinder auf das Leben vorzubereiten, ist eine schöne und erfüllende Aufgabe.

Glückliche Mütter haben meiner Meinung nach glückliche Kinder. Victoria Bonelli scheut sich auch nicht, unsere Gesellschaft und Politik zu kritisieren, weil Vollzeitmütter so wenig Beachtung finden. Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Gleichstellungsdiskussion.
Tanja Maierhofer, Kumberg

Friedlicher Kampf

Am internationalen Frauentag werden wieder männliche Politiker scheinheilig schwafeln! „Mehr Gerechtigkeit für Frauen“ usw. Aber: Von den Politikern wird beschlossen! Der Pensionsantritt wird den Männern angeglichen und damit werden die Frauen wieder einmal benachteiligt und nicht gleichwertig behandelt. Aber so ist die Realität für Frauen: Viele Alleinerzieherinnen, Angehörigen-Pflegerinnen, Teilzeitarbeit, niedrigere Pension und Witwenpension. Solange die Frauen nicht Gleichbehandlung und Gleichbezahlung bekommen, werden die Väter auch nicht Väterkarenz in Anspruch nehmen. Die Mehrheit der Bevölkerung kann sich das nicht leisten!

Es tut mir in der Seele weh, wie realitätsfremd unsere Politiker sind! Ich bin 70 Jahre alt und komme ganz gut zurecht, mache mir aber Sorgen um meine Kinder und Enkelkinder. Wir haben das Jahr 2024 und in der Frauengleichberechtigung befinden wir uns im tiefsten Mittelalter! Frauen, kämpft weiter friedlich für eure Zukunft!
Rita Michor, Arnoldstein

Für Sicherheit sorgen

Interview „Sonst haben wir immer eine Männerquote“, 3. 3.

Weltfrauentag ist und Gleichstellung von Frauen medial das Thema. Das Interview mit der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten gibt einen guten Überblick, auf welch unterschiedlichen Ebenen auch in Kärnten angesetzt wird. Manches geht eben auch unaufgeregt und leise. Frauen werden gefördert und sichtbarer, es bewegt sich vieles. Projekte mit und für Frauen zu Themen wie Selbstwert, Selbstbestimmung bis hin zu politischen Lehrgängen und Finanzbildungskursen werden angeboten.

Leider zeigt die hohe Anzahl an Gewaltdelikten und Femiziden österreichweit, dass viele Frauen nicht einmal in Sicherheit, geschweige denn selbstbestimmt leben können. Von Täterarbeit bis Opferarbeit, von Präventionsarbeit – auch mit traumatisierten jungen Männern – bis zu Mentoring-Programmen, alles wird diskutiert. „Die Politik“ muss für Sicherheit für alle sorgen. Egal, was es kostet.

Frauen bleiben aber auch in der Verantwortung. In Krisenzeiten gibt und gab es immer Rückschritte, vor allem für Frauen. Für Feminismus ist da kein Platz. Doch gerade jetzt muss frau vehement und vereint für ihre Bedürfnisse einstehen. Frauen sind es, die am meisten von der drohenden Armut und der daraus resultierenden Abhängigkeit und Gewaltspirale betroffen sind. Beratungsangebote müssen aber auch wahrgenommen werden. Töchtern muss ein selbstbewusstes Frauenbild vorgelebt werden. Söhnen muss eine Lebenswelt, in der Arbeit, Macht und Geld gleich und gerecht verteilt werden dürfen, vermittelt werden.

Was es ganz sicher nicht braucht, ist eine rechtsgerichtete und/oder erzkonservative Politik, die Rückwärtsbewegungen für Frauen auch noch befeuert. Diese Politik wird Gewalt an Frauen und Femizide niemals zum Stoppen bringen. Dagegen muss frau ihre (Wahl-)Stimme erheben!
Helga Reichmann-Gitschthaler, Maria Elend

Aus nix wird nix

Wahrscheinlich liegt es an mir, einer Kärntner Frau, dass ich weder über die Funktionen, noch von Martina Gabriel, „Projektmanagerin“ und „Gleichstellungsbeauftragte“ im Frauenreferat des Landes Kärnten, je was gehört hatte. Wohl wahr ihre Feststellung bezüglich der Kinderbetreuung: „Wir versuchen immer wieder darauf hinzuweisen, dass da einiges getan werden sollte“. Ist das eines der besagten „Projekte“? Das nächste Zitat lässt aufhorchen: „Wenn wir Gleichbehandlung ernst meinen, müssen wir konsequent sein“. Aber wo sind die Projekte? In der Häufung von „könnte“, „sollte“ und „müsste“, die in jeder Antwort stecken, erkennt man die Tätigkeit der Dame, die im Hinblick auf die möglicherweise aus dem Orient kommenden Immigranten meint, dass man „viel mehr in der Prävention tun müsste“. Ganz zornig und hochaktiv sei sie nach dem „Herprügel“-Sager des FPÖ-Vorsitzenden Erwin Angerer geworden: „Ich hab ihm gesagt, dass seine Aussage absolut nicht okay war“. Zur Strafe erhielt der Böse aus Gabriels zarter Hand einen Folder, lautend auf: „Null-Toleranz gegenüber Gewalt an Frauen“: Das hat gesessen!

Natürlich ist Gabriel für die Frauenquote, besonders in der Politik: „Ich bin für Gleichstellung und möchte Männer mit ins Boot holen“ In welches Boot, ins Quotenboot, oder in eines der sinkenden Sprachboote, vielleicht ins gekenterte Wörterbuch-Boot? Ihr Ruf nach Quotenregelung verhallt, solange Frauen sich nicht als die Besten erweisen, statt dann nur als Frauen – anteilsmäßig – genommen zu werden. Die Projekte sollten kämpferisch sein, laut – und vor allem Resultate erzielen. Das heißt adäquater Lohn, höhere Pensionen, Ausbau der Kinderbetreuung, Einberechnung der familiären Erziehungs- und Pflegearbeit, Gratiskurse für körperliche, geistige und verbale Verteidigung. Vor allem aber existent. Sonst bleibt‘s dabei: Aus nix wird nix!
Ilse Gerhardt, IG Literatur Kärnten, Klagenfurt