Nach dem Absturz einer Boeing 737 Max 8 mit 157 Todesopfern - darunter drei Ärzte aus Österreich - laufen die Ermittlungen zur Unglücksursache auf Hochtouren. Bei der Fehlersuche richtete sich der Blick der Ermittler am Montag auch auf den neuen Flugzeugtyp, der in den vergangenen sechs Monaten nun bereits zwei schwere Abstürze verzeichnete. Mehrere Länder verboten Starts der Maschinen.

Große Hoffnungen richteten die Ermittler auf die Blackboxes der Maschine, die am Montag gefunden wurden, wie die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines im Kurzmitteilungsdienst Twitter mitteilte. Die beiden Flugschreiber, also Stimmenrekorder und Flugdatenschreiber, können wichtige Hinweise auf die Absturzursache geben.

Die Ethiopian-Airlines-Maschine war Sonntagfrüh kurz nach dem Start von Addis Abeba Richtung Nairobi abgestürzt. Alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Der Pilot hatte nach Angaben der Fluggesellschaft Probleme gemeldet und angekündigt, umzudrehen. Kurze Zeit später zerschellte die Maschine.

Es ist bereits das zweite Unglück innerhalb eines halben Jahres mit diesem Flugzeugtyp. Die Ethiopian Airlines, China und Indonesien ließen ihre 737-Max-8-Maschinen vorerst am Boden. Ethiopian Airlines verfügt über sechs weitere Boeing 737 Max 8 und hatte insgesamt 30 der Maschinen geordert. Die Unglücksmaschine war Mitte November geliefert worden.

Die chinesische Luftfahrtbehörde ordnete ein Startverbot für alle Boeing 737 Max 8 in der Volksrepublik an. Auch Indonesien wollte die Maschinen zunächst überprüfen lassen. Die Laudamotion-Mutter Ryainair hat 135 Stück bestellt, allerdings bis Ende Jänner noch keine bekommen. Österreichische Fluglinien haben den Flugzeugtyp nicht im Einsatz.

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Auch die karibische Fluggesellschaft Cayman Airways teilte mit, die beiden Boeing 737 Max 8 der Airline blieben vorerst am Boden. Andere Fluggesellschaften wie Norwegian und die US-Fluggesellschaft United erklärten hingegen, die Maschinen seien sicher und blieben weiterhin in Betrieb. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die EU-Agentur für Flugsicherheit stehe mit den Behörden in Kontakt und verfolge die Ermittlungen genau. Auf Grundlage der Informationen werde man das Risiko beurteilen und möglicherweise auch weitere Schritte einleiten.

Der Hersteller Boeing sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und kündigte die Entsendung von Experten nach Äthiopien an. Diese sollten bei der Untersuchung der Unglücksursache helfen. Am Montag erklärte Boeing zudem, es gebe nach bisherigem Kenntnisstand keine Grundlage für neue Anweisungen an die Betreiber des Flugzeugtyps.

Die Opfer stammten aus 35 Ländern, zumeist aus Kenia und Kanada. Unter den Toten sind 22 UNO-Mitarbeiter. Viele von ihnen waren auf dem Weg zu einer Konferenz des UNO-Umweltprogramms (UNEP) in Nairobi.

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) reagierte betroffen auf den Absturz. "Der Tod der drei jungen Kollegen, die in Ausübung ihrer medizinischen Aufgaben unterwegs waren, erfüllt mich mit großem Schmerz und Betroffenheit", teilte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres am Montag in einer Aussendung mit. "Die Anteilnahme der gesamten Ärztekammer gilt den Angehörigen der Opfer, denen wir in diesen schweren Stunden unser aufrichtiges Beileid aussprechen und viel Kraft wünschen möchten", betonte er.

Bei einem der Mediziner handelte es sich um einen in Oberösterreich geborenen 31-Jährigen, der am Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern in Linz beschäftigt war. Außerdem kamen ein aus Niederösterreich stammender 31-Jähriger, der im Landeskrankenhaus Steyr gearbeitet hatte, und ein 30 Jahre alter gebürtiger Kärntner, der an der MedUni Wien angestellt war, ums Leben. Sie wollten laut österreichischem Außenministerium auf Sansibar medizinisch arbeiten. Auch ein in Kärnten als evangelischer Pfarrer tätiger deutscher Staatsbürger war unter den Toten des Absturzes.

Papst Franziskus trauerte ebenfalls um die Opfer des Flugzeugabsturzes. Er bete für die Opfer aus verschiedenen Ländern und empfehle ihre Seelen der Gnade Gottes, hieß es in dem Telegramm von Kardinalstaatssekretär Parolin, das der Vatikan am Montag veröffentlichte. Den Familien der Opfer und allen anderen Trauernden sende der Papst sein herzliches Mitgefühl.

Erst im Oktober war eine Boeing 737 Max 8 der Fluggesellschaft Lion Air vor der indonesischen Küste abgestürzt, ebenfalls kurz nach dem Start. Alle 189 Menschen an Bord starben. Luftfahrtexperten kritisierten damals, Boeing habe die Fluggesellschaften und Piloten nicht ausreichend über ein neues System gegen Strömungsabrisse informiert. Allerdings hätte die Lion-Air-Maschine laut einem vorläufigen Untersuchungsbericht der indonesischen Behörden wegen gravierender technischer Mängel nicht starten dürfen. Die Maschine hatte demnach Probleme mit den Geschwindigkeitsmessern und den AOA-Sensoren, die Daten zum Auftrieb eines Flugzeugs liefern.

Ein Video zeigt die Arbeiten am Absturzort:

Für den deutschen Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt könnte die neue Software der Boeing 737 Max 8 an beiden bisherigen Abstürzen schuld gewesen sein. Bei den Unglücken seien Ähnlichkeiten aufgefallen, "die ins Auge stechen". In den neuen Flugzeugtyp wurde eine zusätzliche Software eingebaut, die dafür sorgt, dass die Flugzeugnase nicht zu hoch genommen wird. Diese dürfte sich eingeschaltet haben, obwohl der Flieger im Steigflug war, sagte Großbongardt im Ö1-Mittagsjournal.

Die Boeing-Aktien gaben am Montag kurz nach Handelsbeginn an der New Yorker Wall Street deutlich nach. Am Nachmittag europäischer Zeit notierten sie bei 373,23 Dollar (rund 332 Euro) - ein Minus von 11,7 Prozent.

Boeing 737 Max 8
Boeing 737 Max 8 © (c) APA

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