Der europäische Stahlverband Eurofer geht von einem Minus von 50 Prozent oder mehr aus - bei einem aktuellen Volumen von rund fünf Millionen Tonnen aus der EU, wie es in einer ersten Reaktion auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump heißt.

"Präsident Trump hat unter den Vorschlägen des Handelsministeriums die am meisten zerstörende Variante ausgewählt", kritisiert Eurofer am Donnerstagabend.

Laut Trump sollen sämtliche Stahlimporte der USA mit einem Zoll von 25 Prozent belegt werden. Laut Eurofer betrifft das eine Gesamtmenge von 35 Millionen Tonnen im Gesamtwert von 30 Milliarden Dollar (2017, umgerechnet rund 25 Milliarden Euro). "Wir erwarten, dass die Zölle die US-Einfuhren um etwa 20 bis 25 Millionen Tonnen beschneiden", sagte Eurofer-Generaldirektor Axel Eggert.

Kurz fordert "harte Gegenmaßnahmen"

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) drängt auf "harte Gegenmaßnahmen" der EU auf die angekündigten Strafzölle für Stahl und Aluminium. "Ich erwarte eine selbstbewusste Antwort der EU auf die von Trump angekündigten Maßnahmen", so Kurz in einer schriftlichen Stellungnahme.

Die Strafzoll-Ankündigung sei "ein absolut falsches Signal". Kurz verwies darauf, dass sich Strafzölle negativ auf das Wirtschaftswachstum beider Partner auswirken würden und einen Handelskrieg auslösen könnten. Europa habe eine starke Wirtschaft und müsse "eine starke sowie selbstbewusste Rolle einnehmen".

Gabriel besorgt

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) fordert eine entschlossene Antwort der EU auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. "Daran sollte in Washington kein Zweifel bestehen", sagte Gabriel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der "Welt".

Deutsche und europäische Unternehmen betrieben kein Dumping. Die EU hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt.

Voestalpine sieht sich kaum betroffen

Der österreichische Stahlproduzent voestalpine ist von den angekündigten US-Strafzöllen auf Stahlimporte laut voest-Chef Wolfgang Eder "mit dem Großteil ihrer Aktivitäten von den geplanten Maßnahmen nicht berührt". Die voestalpine tätigt nach Angaben von Donnerstagabend etwa zwei Drittel ihrer US-Umsätze von rund 1 Mrd. Euro als lokaler Erzeuger in den USA. Die Aktien der voestalpine notierten kurz nach Handelsbeginn an der Wiener Börse bei 45,50 Euro (-1,75 Prozent).

Toyota warnt vor höheren Kosten

Toyota warnt unterdessen vor höheren Autopreisen in den USA durch die angekündigten Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Die Entscheidung werde die Autobauer, die Autozulieferbranche und die Verbraucher benachteiligen, teilte Toyota am Freitag mit. Durch die höheren Produktionskosten würden auch die Preise steigen.

90 Prozent des benötigten Stahls und Aluminiums für in den USA produzierte Fahrzeuge kämen allerdings auch aus dem Land, ergänzte der japanische Autobauer. US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag angekündigt, auf Stahl einen Zoll von 25 Prozent auf Stahl und auf Aluminium von zehn Prozent zu erheben. Die Pläne will er kommende Woche detailliert vorstellen.

Sorge vor Handelskrieg

Jedenfalls wachsen jetzt die Sorgen vor einem Handelskrieg. Die EU kündigte eine "entschlossene" Reaktion an, Kanada nannte Strafzölle "inakzeptabel". Die US-Börse ging auf Talfahrt.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte, die Europäische Union werde entsprechend reagieren, "um ihre Interessen zu verteidigen". Die Kommission werde in den kommenden Tagen einen Vorschlag für Gegenmaßnahmen vorlegen. Diese sollten im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) stehen.

Eine scharfe Reaktion kam auch aus Kanada: Handelsminister Francois-Philippe Champagne nannte mögliche US-Strafzölle für Stahl oder Aluminium aus Kanada "inakzeptabel". Außenministerin Chrystia Freeland betonte, Kanada kaufe mehr Stahl aus den USA als jedes andere Land der Welt.

Weitere Artikel