Die Görtschitz rauscht und die Turbinen brummen. Aber statt des Wärters kann man die Anlagen nun vom Handy aus steuern. Moderne Sensorik und Automatisierung haben Einzug gehalten bei den Wasserkraftwerken der Kärntner Wietersdorfer Holding. 

Zwölf Millionen Euro hat das auf Zement, Beton und Rohre spezialisierte Familienunternehmen in die Revitalisierung der Kraftwerkskette gesteckt. Innerhalb von zwei Jahren wurde das alte Kraftwerk Wietersdorf durch einen Neubau ersetzt. Die Kraftwerke Hornburg und Eberstein wurden zusammengelegt und ebenfalls durch einen Neubau ersetzt. Im dritten Kraftwerk in Wieting wurde die Automatisierungstechnik erneuert. Darüberhinaus wurden Fischaufstiegshilfen im Bereich der Wehranlagen eingebaut. In der Görtschitz (deren Name sich vom slowenischen Krčica ableitet und "kleine Gurk" bedeutet) kommen hauptsächlich Bachforellen vor.

Neu errichtetes Wasserkraftwerk Wietersdorf mit dem Zementwerk im Hintergrund
Neu errichtetes Wasserkraftwerk Wietersdorf mit dem Zementwerk im Hintergrund © Eva Gabriel

Am Donnerstag luden Christina Fromme Knoch, Eigentümervertreterin und Aufsichtsratsvorsitzende sowie Geschäftsführer Michael Junghans zur Eröffnung nach Wietersdorf, wo das "Kraftwerk I" direkt neben dem Zementwerk steht. "Mit nunmehr 18.000 Megawattstunden Strom im Jahr ist es uns jetzt möglich, ein Viertel des Energiebedarfs für das Zementwerk Wietersdorf mit selbst produziertem Grünstrom zu decken", so Fromme-Knoch im neuen Kraftwerksgebäude. Die Menge entspricht einer Versorgungsleistung von 3600 Vier-Personen-Haushalten.

Das neue Krafwerksgebäude mit Turbinen, Hydraulik und  Schaltkästen
Das neue Krafwerksgebäude mit Turbinen, Hydraulik und Schaltkästen © Eva Gabriel

Der eigene Strom ist günstig, die Netzkosten wegen der geografischen Nähe des Werks vernachlässigbar. "Dennoch haben wir bei der Investition wie üblich in Generationen gedacht", sagt Junghans. Auch Klimaschutz-Landesrätin Sara Schaar (SPÖ), Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) und Gabriele Dörflinger, Bürgermeisterin von Klein St. Paul, halfen gerne dabei, das rote Eröffnungsband durchzuschneiden. Sie wissen: Die Revitalisierung der Wasserkraftwerke verkleinert nicht nur den ökologischen Fußabdruck des größten Arbeitgebers im Görtschitztal, sondern trägt zur Standortsicherung bei.

Turbinen aus Feldkirchen

Bei der Kraftwerksrevitalisierung setzte Wietersdorfer laut Florian Salzer, dem technischen Direktor von w&p Zement, auf regionale Wertschöpfung. Vom Tochterunternehmen Amiblu, das glasfaserverstärkten Kunststoffrohre produziert, stammen die verbauten 1900 Meter Druckrohre. w&p Zement produzierte die Bindemittel, die w&p Beton zu 6000 Kubikmeter Beton verarbeitete - und die bei der Errichtung der Krafthäuser und Wehranlagen eingebaut wurden. Die Turbinen kommen aus Feldkirchen EFG aus Feldkirchen.

Doch das Familienunternehmen denkt schon wieder weiter. "Wir wollen komplett CO2-neutral werden. Aber dann brauchen wir doppelt so viel Energie", sagt Fromme-Knoch. Sie glaubt: "Ohne Windenergie, ohne regionale Windenergie wird es nicht gehen."