Normalerweise sind werktags Vormittage in der Klagenfurter Innenstadt ruhig und beschaulich. Pfeifen und Krampusglocken unterbrachen am Mittwoch allerdings diese Stille. Denn, wie angekündigt fand der von der Metaller-Gewerkschaft organisierte Protestmarsch durch die Innenstadt statt. Zum lautstark aufgedrehten Lied „Tage wie diese“ von den „Toten Hosen“ marschierten 145 Betriebsräte von Kärntner Industriebetrieben und Gewerkschaftsvertreter von der Kramergasse in die Dr.-Palla-Gasse zum Büro der Industriellenvereinigung. Mit von der Partie ein Nikolo und drei Krampusse. Vor dem Eingang legten sie eine riesige Rute und einen Sack mit Kohlestücken nieder.

„Akzeptabler Abschluss als Ziel“

„Das gab es bisher noch nie, dass es nach sieben Kollektivverhandlungsrunden kein akzeptables Ergebnis gab“, sagt Gernot Kleißner, Kärntner Landessekretär der PRO-GE. In seiner Rede forderte er Industriellenvereinigung-Präsident Timo Springer und Vizepräsident Oliver Zlamal auf, ihren Einfluss auf Bundesebene geltend zu machen, um einen „akzeptablen Abschluss“ zu erzielen. Am Donnerstag werden die Verhandlungen der Metaller fortgesetzt und Kleißner macht deutlich, dass man sich nicht mit einem Abschluss unter der Inflationsabgeltung abspeisen lassen will. Immerhin sei das in anderen Branchen auch möglich gewesen. Bisher habe man in Kärnten schon 233 Stunden Betriebsversammlungen und Streiks abgehalten und man sei bereit das noch zu steigern.

„Verhandlungen auf Augenhöhe“

Jutta Brandhuber, Landesgeschäftsführerin der Gewerkschaft, kritisiert, dass bisher weder bei den Metallern noch beim Handel „Verhandlungen auf Augenhöhe“ stattgefunden hätten. „Uns wurde von den Arbeitgebern in den ersten Verhandlungsrunden nicht einmal ein Angebot vorgelegt. Für den Wirtschaftsstandort ist es wichtig, dass die Kaufkraft der Beschäftigten erhalten bleibt“, betont Brandhuber. Viele Handelsbeschäftigte würde aufgrund der Teuerung bei Lebensmitteln und Mieten gar nicht mehr wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen. Bei den Metallern sei besonders bitter, dass üppige Boni an Manager geflossen seien, nun aber für die Beschäftigten nichts mehr übrig sei.

„Falscher Ansprechpartner“

Die Protestkundgebung wurde vom Balkon des Gebäudes, in dem sich die IV Kärnten befindet verfolgt. Es trat jedoch kein IV-Vertreter vor die Tür. In einer schriftlichen Stellungnahme hielt die IV fest: „Die Industriellenvereinigung ist eine freiwillige Interessenvertretung und als solche auch kein Partner in den KV-Verhandlungen. Und da wir nicht am Verhandlungstisch sitzen, sind wir für die Gewerkschaft sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene der falsche Ansprechpartner.“ Als Interessenvertretung verweise sie auf die aktuell schwierige Geschäftslage für die Industrieunternehmen, die sich nach deren Einschätzung in den nächsten Monaten noch weiter verschlechtern werde. Frühestens Anfang Sommer 2024 werde mit einem vorsichtigen technischen Aufschwung gerechnet.