Dienstag am späten Nachmittag hatte es noch Hoffnung gegeben. Von Annäherung zwischen den KV-Verhandlern für die 430.000 Beschäftigten im Handel war die Rede, wenige Stunden später, gegen 21 Uhr, erfolgte doch wieder ein Abbruch. Auch die vierte Runde endete ohne Ergebnis. Sechs Prozent plus 1000 Euro steuerfreie Einmalzahlung boten die Arbeitgeber, die Gewerkschaft GPA fordert 9,4 Prozent zuzüglich 15 Euro Fixbetrag, was durchschnittlich eine Gehaltserhöhung von 9,97 Prozent bedeute.

Am Mittwoch wählte ÖGB-Chef Wolfgang Katzian deutliche Worte. In der Coronakrise seien die Beschäftigten noch als systemrelevant beklatscht worden, erinnerte er. „Und jetzt behandelt man sie wie einen nassen Fetzen und gibt ihnen in Wirklichkeit nicht einmal ansatzweise die rollierende Inflation. Wie soll sich das denn ausgehen?“ Katzian handelte sich prompt eine Replik von Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer, ein. „Anstatt zu deeskalieren, setzt die Gewerkschaft auf weitere Scharfmacherei“, gab er zurück.

Beispiele Bäcker und Sozialwirtschaft

Katzian zitierte indes die „sehr guten“ Abschlüsse in der Brauindustrie, bei den Bäckern und der Sozialwirtschaft, wo die zurückliegende Jahresinflation ausgeglichen wurde. Dass dies bei den Metallern und im Handel nicht gehen solle, sei unverständlich. „Dass die angefressen sind und in den Konflikt gehen, ist vollkommen klar“, erklärte Katzian.

GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger attestierte der Arbeitgeberseite, „dass sie von der Lebensrealität der eigenen Beschäftigten weit entfernt ist“. Rainer Trefelik, Chef der Handelssparte in der WKO, fehlt hingegen das Verständnis dafür, „dass die Gewerkschaft unbedingt streiken will“.

Warnstreiks waren für den Fall, dass am Dienstag keine Einigung erzielt wird, angekündigt worden, von heute an bis einschließlich Samstag will die GPA dies umsetzen, wie sie unmittelbar nach dem Abbruch kommunizierte. Österreichweit rund 300 Handelsbetriebe sollen die Arbeitsniederlegungen zu spüren bekommen, erklärt GPA-Sprecher Martin Panholzer der Kleinen Zeitung. Ein solcher Schritt im Weihnachtsgeschäft wiegt doppelt schwer, weil er ausländischen Plattformen in die Hände spielt.

Streik-Plan

In Kärnten gehen die Warnstreiks heute los. „Wir beginnen an verschiedenen Standorten in großen Unternehmen in den Morgenstunden und die Streiks reichen dann bis in die Öffnungszeiten der Betriebe hinein“, sagt Günther Granegger von der GPA. Gestreikt werde am Donnerstag, Freitag und Samstag. Man habe sich bewusst gegen Streiks in der Mittagszeit entschieden. „Kunden haben dafür kaum Verständnis und wir wollten nicht, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschimpft werden“, sagt Granegger. In Kärnten sind rund 37.000 Personen im Handel betroffen. Der Großteil davon ist weiblich und arbeitet in Teilzeit. „Sie brauchen einen ordentlichen Lohnabschluss, sonst geht es sich mit der Teuerung nicht mehr aus“, so Granegger.

In der Steiermark war die GPA am Mittwoch mit der Organisation der Warnstreiks beschäftigt und konnte noch keinen konkreten Überblick geben, wo die Arbeit niedergelegt wird. „Es wird Ende der Woche punktuelle Warnstreiks geben“, erklärte Regionalsekretärin Sandra Höllinger der Kleinen Zeitung. „Die Leute sind jedenfalls streikbereit.“ Der Einzelhandel in der Steiermark zählt rund 60.000 Beschäftigte.

Ein neuer Verhandlungstermin zwischen Arbeitgeberseite und Gewerkschaft wurde noch nicht vereinbart. Die Gewerkschaft hat den 5. und 6. Dezember vorgeschlagen.