Sam Altman erinnert dieser Tage mehr an einen Pokerprofi, als an einen erfolgreichen Unternehmer. Dabei hätte der 37-jährige Chef von OpenAI viel Grund zum Enthusiasmus. Im November wurde der auf künstlicher Intelligenz gebaute Chatbot ChatGPT öffentlich zugänglich gemacht, seitdem ist die Antwortmaschine aus Altmans Hause in aller Munde.

Einzig der Erfinder selbst steht auf der Bremse. Und fokussiert auf das Halbgare, das Unvollendete. "ChatGPT ist unglaublich begrenzt, aber in einigen Dingen gut genug, um einen irreführenden Eindruck von Bedeutsamkeit zu erwecken", warnt er etwa. Oder, noch prägnanter: "Es ist ein Fehler, sich bei irgendetwas Wichtigem jetzt darauf zu verlassen." ChatGPT sei schlichtweg ein "preview of progress", eine Art Fortschrittsvorschau.

Altmans rhetorische Zurückhaltung passt sich dabei durchaus jener an, die das Silicon Valley nach Jahren der hinausposaunten Disruption zu prägen beginnt. Und Sam Altman, der verinnerlicht das Valley wie kaum jemand. In Stanford beginnt er ein Informatik-Studium, das er 2005 abbricht. Im selben Jahr gründet der Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens Loopt, einen Dienst zum Standortteilen. Später steht er an der Spitze von Y Combinator, jener berühmten Start-up-Schmiede, in der Airbnb, Reddit oder Coinbase erste Schritte tun. "Start-up-Yoda" nennt in der "New Yorker", weil Altmans artikulierte Weisheiten an den großen Star-Wars-Charakter erinnerten.

"How to Start a Startup", eine von Altman kuratierte Vorlesungsreihe, elektrisiert weltweit Gründerinnen und Gründer. 2015 wird er selbst wieder einer. Schulter an Schulter mit Elon Musk oder Peter Thiel hebt er OpenAI aus der Taufe. Von Zurückhaltung ist keine Rede. "Der technologische Fortschritt, den wir in den nächsten 100 Jahren machen, wird weitaus größer sein als alles, was wir gemacht haben, seit wir das Feuer kontrolliert und das Rad erfunden haben", formuliert Sam Altman recht unverblümt – bevor die Zeit als Pokerspieler begann.