Es rumort unter den Landwirten. Und es geht dabei nicht um Konflikte mit dem Handel. Es geht um die neuen Förderrichtlinien, die ab kommenden Jahr in Kraft treten und am Mittwoch vorgestellt werden. Sie brechen mit der strikten Einteilung in Bio-Bauern und konventionelle Landwirtschaft. Freilich: Die Bio-Förderungen wird es weiter geben, doch in Zukunft können Landwirte auch Gelder für ökologisches Arbeiten lukrieren, ohne gleich vollkommen auf Bio umzusteigen. Möglich macht das eine Reform der sogenannten „Öpul“ im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik der EU.

Künftig soll es ein Modulsystem geben. Wie in einem Baukasten können Landwirte dann entscheiden, welche Veränderungen auf ihren Höfen möglich sind und sich dann für eine oder mehrere der Fördermaßnahmen entscheiden. „Das geht von mehr Biodiversität auf den Äckern über den Anbau alter Kulturen bis zu Maßnahmen wie Stroh statt Spaltenböden in der Schweinehaltung“, sagt Johannes Frankhauser vom Landwirtschaftsministerium. Auch Biobauern, die nach noch strengeren Standards produzieren, können auf diesem Weg weitere Förderungen bekommen.

EU-Politik

Der Umbau des Systems geht auf die Reform auf europäischer Ebene zurück, die ab 2023 wirksam wird. Der Fokus liegt auf einer Ökologisierung der Landwirtschaft. Deshalb werden die Direktzahlungen, die sogenannten erste Säule reduziert. Allerdings bekommt Österreich künftig 570 Millionen Euro pro Jahr für die zweite Säule, dem neuen Modulsystem. Bisher war dieser Bereich mit 440 Millionen Euro pro Jahr dotiert.

Angelehnt ist das Modulsystem an die Förderlandschaft der Schweiz, erklärt Biopionier Urs Niggli. „Es geht darum, nicht mit der Gießkanne zu fördern, sondern die Gelder effizienter einzusetzen für konkrete Maßnahmen.“ Zentral sei hier der Systemansatz - auch was den Einfluss der Landwirte auf das Klima betrifft. „Hier kann sich nur etwas ändern, wenn alle Bauern klimafreundlicher arbeiten.“ Anfänglich gab es in der Schweiz Kritik, sagt der Landwirtschaftsexperte. Doch die Erfahrungen seien durchaus positiv.

Spaltung überwinden

Auch wenn die Maßnahmen unter Biobauern umstritten sind, begrüßt Hannes Royer vom Verein „Land schafft Leben“ die Reform. Er ist selbst Bio-Landwirt. „Wir haben heute viele Biobauern, die das nicht aus Überzeugung machen, sondern nur wegen des Geldes.“ Dabei sei es im Biobereich entscheidend, mit dem Herzen dabei zu sein.

Das Modulsystem ist ein Zwischenschritt, der es konventionellen Landwirten ermöglicht, ökologischer zu arbeiten.“ Eine Gefahr, dass Biobauern ihre Exklusivität verlieren würden, sieht er daher nicht. Vielmehr bestehe die Chance, dass die Landwirte wieder näher zusammenrücken und die Spaltung zwischen bio und konventionell überwunden werden kann.