Sechs Jahre sind seit der Bewerbung von Graz für die Ausrichtung der Berufs-EM vergangen. Jetzt ist es so weit. Wie blicken Sie der Veranstaltung entgegen?
JOSEF HERK: Mit großer Vorfreude und Anspannung, aber auch Dankbarkeit, dass wir das ausrichten dürfen. Ich bin regelmäßig am Gelände, sehe, wie die Aufbauarbeiten auf Hochtouren laufen, und auch, wie die Wettkampfatmosphäre Einzug hält.

Schwingt dennoch Wehmut mit, dass die Veranstaltung durch die Corona-Situation hinsichtlich der Zuschauer- und Teilnehmerzahlen etwas kleiner ausfallen muss?
Wir können das sowieso nicht ändern. Die Aufgabe unserer gesamten Mannschaft ist es, aus der gegebenen Situation das Beste zu machen, mit den größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen. Man kann den Spieß auch umdrehen: Die Zuschauer, die wir begrüßen dürfen, haben mehr Platz und eine bessere Sicht auf die Bewerbe, man kann sich um die auch besser kümmern. Vielleicht ist dadurch der Impact, nach dem Prinzip Qualität statt Quantität, letztlich auch größer. Die vielen jungen Menschen, die kommen werden, können sich so besser über die Berufe informieren, das ist ja auch ganz wichtig für uns.

Stichwort Berufsorientierung. In fast allen Branchen hat sich der Mangel an Fachkräften noch einmal verschärft. Was kann eine solche Veranstaltung im eigenen Land bewirken?
Eine internationale Veranstaltung wie diese gibt uns natürlich die Gelegenheit, die berufliche Ausbildung mit ihren Akteuren ins Rampenlicht zu rücken. Das ist ein Fest der beruflichen Vielfalt, das auch aufzeigt, wie spannend und chancenreich berufliche Ausbildungen sind. Unser klarer Fokus ist, dass wir auf der Bildungsreise niemanden verlieren dürfen, daher müssen wir umso besser informieren, beraten und auch begeistern. Eine Berufs-EM, bei der die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie Sportstars gefeiert werden, zeigt auch, was man hier in der öffentlichen Wahrnehmung erreichen kann.

Und auch das Image der Lehre heben?
Ja. Hier wird deutlich, was diese Young Professionals in 48 unterschiedlichen Berufen leisten. Die Lehre ist die Basis für alle weiteren Ausbildungsformen, von der Meisterprüfung über die Matura bis hin zur Hochschule, diese Durchlässigkeit ist gegeben. Die Ausbildung ist eine wertvolle und wichtige Lebensschule und ein festes, krisensicheres Fundament, gut ausgebildete Fachkräfte sind die größte Mangelware in der Wirtschaft.

Die duale Ausbildung in Österreich hat international einen sehr guten Ruf, wird das auch Thema bei den EuroSkills sein?
Definitiv. Es gibt im Rahmenprogramm auch internationale Tagungen, Delegationen nutzen den Bewerb, um sich das österreichische System genau anzuschauen, weil auch die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich im europäischen Vergleich niedrig ist, das hat auch mit der dualen Ausbildung zu tun.