Der Plan von Martina Riedl war es ursprünglich, nur ein paar Jahre in Kroatien zu bleiben. Am Ende waren es 15 Jahre. Und so ganz lässt das Land die Kärntnerin auch jetzt noch nicht los. Ebenso wenig das Luxushotel Miramar in Opatija in der Kvarner Bucht, welches sie seit der Eröffnung im Jahr 2005 geleitet hat.

"Es war eine Herausforderung für mich, erstmals ein Hotel selbstständig zu führen, und den Aufbau von Anfang an zu begleiten", schildert Riedl. Das sei ein enormer Vertrauensbeweis der Geschäftsführung der österreichischen Holleis-Hotelgruppe gewesen, zu welcher neben dem Miramar auch das Grand Hotel Zell am See oder der Salzburgerhof zählen.

Ein Schritt auf der Karriereleiter

Jetzt hat Riedl den nächsten Schritt auf der Karriereleiter gemacht. Sie ist innerhalb des Unternehmens in eine höhere Managementebene aufgestiegen, aber trotzdem weiterhin für das Hotel in Kroatien zuständig – wenn auch nicht mehr operativ. Marketing und Verkauf zählen jetzt vor allem zu ihren Aufgaben. Hoteldirektor und Herr über die 100 Gästezimmer ist ihr Nachfolger Andreas Madejski.

Reisen wie zu Kaisers Zeiten

Es ist vor allem auch die Historie, die für Riedl Charme und Flair der Region ausmachen, die zwischen der Halbinsel Istrien und dem kroatischen Küstenland liegt. Opatija oder italienisch Abbazia, galt ja schon zu Kaisers Zeiten als beliebter Ferienort. Man reiste damals mit dem Zug von Wien in das angesagte Seebad in der Kvarner Bucht. Eine Möglichkeit, welche sich Touristen auch heute noch bietet, und die gerne genutzt wird. "Und mit dem Auto ist man von Österreich aus in nur zwei Stunden in einer komplett anderen Welt – mit Meer, Bergen, Inseln, freundlichen Menschen und einer wunderbaren mediterranen Küche, die unter anderem was Meerestiere anbelangt einiges zu bieten hat, beschreibt Riedl die Vorzüge ihrer zweiten Heimat.

"Schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu finden"

Was die Mitarbeiter im Tourismus anbelangt, kämpft man in Kroatien aber mit den gleichen Problemen, wie in Österreich: "Es ist schwierig, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden." Zu Jugoslawien-Zeiten sei das einfacher gewesen. Damals sei die Koch-Kellner-Ausbildung stark forciert worden. Jetzt sei das Arbeiten im Tourismus nicht mehr ganz so attraktiv. Keine freien Wochenenden, arbeiten am Abend oder an Feiertagen, das sei eben nicht familienfreundlich.

Ganzjahrestourismus überzeugt

In Opatija tue man sich da ein wenig leichter, weil viele Hotels wie auch das Miramar mit Wellnessangebot auf Ganzjahrestourismus setzen. "Es ist leichter, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten, wenn diese die Chance auf eine dauerhafte Beschäftigung sehen", weiß Riedl. Denn sonst sei die Saison sehr kurz, von den ersten Feiertagen im Mai häufig nur bis Anfang Oktober.

Zwar gebe es eine Gastronomiefachschule in Kroatien, die Hotels seien aber gefordert, Mitarbeiter auch intern zu schulen. In der Holleis-Gruppe nutze man zum Beispiel den Austausch mit Hotels in Österreich. Es sei aber aus ihrer Sicht auch Aufgabe der kroatischen Regierung, sowohl den Ganzjahrestourismus stärker zu fördern, als auch den jungen Menschen Tourismusberufe wieder schmackhaft zu machen. Und dazu würden eben entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten gehören, unter anderem Sprachausbildungen.

Mit Mehrsprachigkeit punkten

"Es ist in Kroatien kaum vorstellbar, dass jemand im Service oder an der Rezeption arbeitet, der nicht zusätzlich zur Muttersprache noch Englisch, Deutsch und Italienisch spricht, wenn auch vielleicht nicht fließend", sagt Riedl. Im Miramar beispielsweise kämen rund 80 Prozent der Gäste aus dem deutschsprachigen Raum.

Dass es heuer wieder einen Sommer wie vor der Pandemie geben wird, glaubt die Kroatien-Kennerin nicht. Masken, Abstandsregeln, Tests und Hygienemaßnahmen werden die Gäste wie schon im Vorjahr auch in der Saison 2021 zum Strand und ins Restaurant begleiten. Aber nicht alles sei von den Gästen negativ empfunden worden. "Dass das Frühstück serviert wird, und man es nicht selber am Buffet holen muss, hat vielen gefallen", erzählt Riedl. Die permanent steigende Zahl von Geimpften entspanne die Situation ebenfalls. Und in Kroatien seien auch alle Tourismusmitarbeiter durchgeimpft. Im Miramar selbst habe man eine eigene Teststation für Touristen eingerichtet, weil man bei den Buchungsanfragen gemerkt habe, dass die Nachfrage hier gegeben sei.

Wie das Miramar sind auch viele andere Beherbergungsbetriebe in Kroatien - konkret rund 25 Prozent - fest in österreichischer Hand. Zu den großen Betreibern zählen unter anderem Falkensteiner und Valamar. Aber auch viele kleinere Häuser werden von Österreichern geführt, erzählt Riedl. Die Hotellerie sei im Vier- und Fünf-Sterne-Segment mittlerweile sehr gut aufgestellt. Appartements, Ferienhäuser und Campingplätze seien ebenfalls hoch im Kurs.

Und wie sieht es mit der Bürokratie in Kroatien aus? "Auch in Kroatien kämpfen wir wie in Österreich mit viel Bürokratie. Nur, dass alles wohl  noch etwas übergeregelter ist", sagt Riedl. Einfacher, sei es keinesfalls.