Absatz und Kundenfrequenz liegen aktuell bei rund 60 Prozent – im Vergleich zu „normalen Zeiten“, wie es Klaus Edelsbrunner ausdrückt. Der Grazer Peugeot-Händler und Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels beschreibt die gegenwärtige Lage für die Autohandelsbranche als „anhaltend herausfordernd“. Das spiegelt sich auch in den Zulassungszahlen der Statistik Austria wider. Nach dem Einbruch im Jänner (minus 38,4 Prozent) ging die Zahl der Pkw-Neuzulassungen auch im Februar zurück. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden mit 19.863 Autos um 5,7 Prozent weniger neu zugelassen.

Eine rasche Trendwende sei nicht in Sicht, so Edelsbrunner. Ein Problem: In den letzten Monaten durften die Händler aufgrund der Lockdowns noch nicht verkaufen, die Wiederöffnung liegt erst wenige Wochen zurück. „Eigentlich werden sonst im März und April jene Autos an Kunden übergeben, die im Dezember gekauft wurden“, so Edelsbrunner. Das sei nun eben nicht der Fall. Das sorgt für eine Kettenreaktion: Weil weniger Neuwagen verkauft werden, wird auch weniger eingetauscht, es gibt also auch weniger Gebrauchtwagen am Markt, doch gerade die wären derzeit stark gefragt. Edelsbrunner berichtet aus seinem eigenen Betrieb: „Wir haben derzeit gerade einmal fünf Gebrauchtwagen im Angebot, normalerweise sind es rund 40.“

Wo das Geschäft dennoch boomt

Gut läuft indes das Firmenkundengeschäft im Bereich der Fahrzeugklasse „N1“, also Transporter und Klein-Lkw bis 3,5 Tonnen. Hier steht ja mit Juli eine empfindliche NoVA-Erhöhung bevor, „daher kommt es hier zu Vorziehkäufen.“ Der Wermutstropfen: „Vorziehkäufe bedeuten, dass der Absatz im zweiten Halbjahr und auch nächstes Jahr entsprechend gering ausfallen wird.“ Grundsätzlich gilt: Erfolgt die Lieferung des Fahrzeuges an den Kunden bis zum 31. Oktober 2021, kann die bis zum 30. Juni 2021 geltende Rechtslage angewendet werden.

Doch aufgrund der großen Nachfrage seien vielfach bereits jetzt die Kontingente ausgeschöpft, die Lieferzeiten werden länger, der Plafond ist vielfach schon erreicht, „es wird schon bald schwierig werden, einem Kunden zuzusichern, dass das Fahrzeug noch vor dem 31. Oktober geliefert wird und damit noch nicht unter die höhere NoVA fällt“. Die Fahrzeugbranche drängt daher darauf, dass zumindest die Übergangsfrist verlängert wird, so Edelsbrunner. Er verweist zudem darauf, dass sich die Neuberechnung der NoVA auch auf die Pkw-Preise auswirken wird, „es ist bisher noch etwas untergegangen, dass auch größere Pkw wie Vans teurer werden.“

Mangelware Gebrauchtautos: "Händler in Bedrängnis"

Das Gebrauchtwagengeschäft laufe an sich gut, doch hier gebe es eben zu wenig Ware. Das bringt auch spezialisierte Handelsbetriebe in Bedrängnis. Bei den Autohändlern müsse man nach wie vor davon ausgehen, dass es zahlreiche Betriebe nicht überleben werden, „die Stundungen wurden jetzt noch einmal verlängert, doch es kommt der Punkt, an dem das bezahlt werden muss, hier kommen sicher Insolvenzen in der Branche auf uns zu“, so Edelsbrunner.

Interessanterweise seien es derzeit insbesondere hochpreisige Autos, die gut verkauft werden, „vor allem Pensionisten, die Geld zur Verfügung haben, kaufen derzeit Autos, teilweise hat das auch mit Inflationssorgen zu tun“, so Edelsbrunner. Mit einer breitflächigen Belebung im Autohandel sei nicht vor Juni zu rechnen, „auch bei uns hängt alles an der Impfung, erst wenn wieder eine gewisse Normalisierung in der Wirtschaft und damit eine Sicherheit für die Menschen eintritt, werden auch wieder mehr Neuwagen gekauft“. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt sagt Edelsbrunner: Bei knapp einer halben Million Arbeitslosen und noch einmal so vielen Menschen in Kurzarbeit fehlen derzeit fast eine Million potenzielle Käufer. „Wenn sich die Lage etwas beruhigt, dann bin ich für Juni guter Dinge“, sagt Edelsbrunner.

Der Elektroauto-Boom habe sich zuletzt etwas eingebremst, „die Investitionsprämie für Unternehmen ist ausgelaufen, das spürt man dann auch beim Absatz“, so Edelsbrunner. Noch immer werden neun von zehn E-Autos von Firmen gekauft. Aus Sicht der Fahrzeugbranche gehe der Ausbau von Ladestationen nicht schnell genug, die lückenhafte Infrastruktur schrecke noch immer viele Privatkäufer ab.

In den Neuzulassungsstatistiken bilden sich derlei Entwicklungen freilich erst verzögert ab. Laut Statistik Austria ging es im Februar bei den Zulassungen für Autos mit alternativen Antrieben noch sehr steil bergauf. Bei den rein elektrisch angetriebenen Pkw stieg die Zahl der Neuzulassungen um 86,6 Prozent auf 1831 Autos. Auch Pkw mit Hybridantrieb boomten. Benzin-Elektro-Hybride legten um 84,0 Prozent auf 2929 Fahrzeuge zu, bei Diesel-Elektro-Hybriden wurden 1067 Fahrzeuge bzw. um 128,0 Prozent mehr als im Vorjahresmonat zugelassen.

Die Neuzulassungen bei Diesel-Pkw gingen dagegen im Vergleich zum Februar 2020 um 37,4 Prozent auf 5181 zurück, bei benzinbetriebenen Pkw fiel das Minus mit 8,9 Prozent auf 8842 Fahrzeuge weniger drastisch aus.