In der Causa um die Commerzialbank Mattersburg ist nun auch die Ex-Vorständin geständig, berichtete der ORF Burgenland aus dem Vernehmungsprotokoll der Bankmanagerin. Ex-Bankchef Martin Pucher und die Vorständin seien wohl schon länger ein eingespieltes Team gewesen. Persönlich habe sie sich aber nicht bereichert, berichtete das ORF-Radio am Dienstag.

Beide hätten jahrelang die Bilanzen der Commerzialbank manipuliert, gestand die Ex-Vorständin: "Ich habe die Manipulationen in den Systemen vorgenommen und bei papierhaften Ausfertigungen wirkte Herr Pucher mit. Ein weiterer Mitarbeiter der Bank oder der dritte Vorstand waren dabei nicht involviert". Rund 670 Millionen Euro der Commerzialbank-Bilanz seien in Summe frei erfunden.

Die Ideen für die Fälschungen seien von Pucher gekommen, sie selbst habe es technisch durchgeführt, habe die Ex-Vorständin laut ORF-Radio bei der Einvernahme erklärt. "Teilweise wurden bei bestehenden Kunden neue, fingierte Kreditkonten eröffnet und teilweise habe ich als Kunden infrage kommende Personen in der Grundbuchdatenbank und im Firmenbuch gesucht und Pucher traf dann die Auswahl. Diese Personen hatten gar keine reale Geschäftsbeziehung zur Commerzialbank Mattersburg", führte die Ex-Vorständin, für die die Unschuldsvermutung gilt, laut dem Vernehmungsprotokoll weiter aus.

Ex-Vorständin wollte mehrmals kündigen

Persönlich bereichert habe sie sich aber nicht. "Ich persönlich für mich habe kein Geld entnommen. In die Hand bekommen habe ich es schon, aber ich habe es nicht für mich behalten", zitiert das Ö1-Morgenjournal. Ihr sei außerdem klar gewesen, dass die Bilanzfälschungen unrechtmäßig waren, hieß es in den Bericht.

Die Ex-Vorständin habe auch mehrmals kündigen wollen, Pucher habe sie jedoch mehrmals wieder überredet in der Bank zu bleiben. Sie habe gehofft, die Fälschungen irgendwann wieder bereinigen zu können. "Hätte ich damals gekündigt, hätte der Herr Pucher alleine vermutlich nicht geschafft, das zu verstecken," wird die Topmanagerin zitiert.

In der Bankbilanz seien rund 350 Millionen Euro an Kundenkrediten ausgewiesen worden. 180 Millionen davon sollen fingiert gewesen sein. In ihrer Einvernahme verweise die Ex-Vorständin auch mehrfach auf Datenträger, die sie den Ermittlern übergeben habe: "Auf den USB-Sticks und auf der Festplatte befinden sich umfangreiche Daten, die die vollständige Aufklärung der Causa sicherstellen werden".

Die Prüforgane der Bank sollen von den Unregelmäßigkeiten aber nichts mitbekommen haben. "Aus meiner Sicht hat die TPA niemals Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei den Prüfungen festgestellt und wurde ich auch nie auf Unstimmigkeiten von den Prüfern der TPA angesprochen. Auch der Aufsichtsrat der Commerzialbank Mattersburg hat niemals Hinweise auf Unregelmäßigkeiten festgestellt", sagte die Ex-Vorständin bei ihrer Einvernahme aus.