Die Begründung des Prüfers der Commerzialbank Mattersburg, TPA, warum dieser Informationen zu angeblichen Guthaben bei anderen Banken nicht selbst eingeholt hätte, sorgt bei Branchenkollegen für Verwunderung. Die bloße Existenz des Adressaten sei vollkommen irrelevant, sagte Aslan Milla, der Obmann der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, am Montag im ORF-Radio.

Vergangene Woche hatte sich die TPA gegen den Vorwurf, die Bilanzfälschungen bei der Bank nicht erkannt zu haben, gegenüber dem Ö1-Journal folgendermaßen verteidigt: "Eine direkte Anfrage bei den Kreditinstituten ist nach den Prüfungsstandards nicht vorgeschrieben, wenn es - wie bei den uns vorliegenden Bestätigungsschreiben - keinen Zweifel an der Existenz der jeweiligen Kreditinstitute gibt."

Auch Absenden der Anfragen kontrollieren

Laut Milla muss der Abschlussprüfer bei allen Prüfungen von Dritten - seien das Banken oder Geschäftspartner - immer die Kontrolle über die Bestätigungsanfrage bewahren. Der Prüfer müsse die Anfrage daher vorbereiten - samt Inhalten und anzusprechenden Personen. Die Versendung erfolge über das Unternehmen selbst, die Rücksendung müsse jedoch direkt an den Prüfer erfolgen, so der Kammer-Obmann.

Der Beginn der Kommunikation liege immer zwischen dem Geschäftspartner und dem zu prüfenden Unternehmen selbst. Der Abschlussprüfer müsse jedoch das Absenden der Anfragen kontrollieren.

Der Kammerobmann erwartet eine "umfassende Aufklärung" des Falls der Mattersburg-Bank, der eine "Katastrophe für den Wirtschafts- und Bankenplatz" sei. Wenn sich aus der Aufklärung dann auch eine Verbesserungsmöglichkeit für die Branche ergebe, werde man das selbstverständlich annehmen. Zuvor müsse man jedoch verstehen, was in dem Bilanzskandal genau passiert sei, so Milla im ORF-Radio.