Die Bedeutung des 3D-Drucks, die sogenannte additive Fertigung, nimmt seit Jahren zu. Die Coronakrise hat dieser innovativen Produktionsform zusätzlichen Schub verliehen. So wurden beispielsweise in Norditalien, in Zeiten der akutesten Not, wesentliche Komponenten für Beatmungsgeräte kurzerhand mittels 3D-Drucker hergestellt. In der Steiermark haben die Spezialisten von Hage3D binnen weniger Wochen ein eigenes Beatmungsgerät entwickelt und gefertigt, auch dort spielten 3D-Drucker eine Schlüsselrolle. Auch die Technische Universität Graz hat gemeinsam mit Industriepartnern transparente Gesichts-Schutzschilde mittels 3D-Druckverfahren entwickelt und damit über die Landesgrenzen für viel Aufsehen gesorgt.

Teil des Lehrberufs Mechatroniker

„Dem 3D-Druck wird eine immer größer werdende Bedeutung zuteil. Mithilfe des Verfahrens können Modelle und Komponenten neu gedacht werden – das löst branchenübergreifend Innovationen aus“, betont Herbert Brunner, Landesinnungsmeister der Mechatroniker in der Wirtschaftskammer Steiermark. Der Trend sei längst in der Steiermark angekommen – von der Luftfahrt über Automotive bis hin zur Medizintechnik, wo u. a. bereits Hörgeräte, Zahnkronen und sogar Tabletten über diese Technologie gefertigt werden. Dem soll nun auch in der Ausbildung noch stärker Rechnung getragen werden. In der Steiermark wurde nun die Basis für die additive Fertigung als Teil des Lehrberufs Mechatroniker gelegt.

Neben Brunner, der das Murtaler Unternehmen Antemo lenkt, wird diese Initiative auch von Hannes Fuchshofer, Geschäftsführer des gleichnamigen steirischen 3D-Druck-Spezialisten, sowie dem stellvertretenden Landesinnungsmeister, Johannes Binder (Geschäftsführer der Binder Lernwerk GmbH), forciert.

Herbert Brunner, Hannes Fuchshofer

Der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk unterstreicht die „absolute Vorreiterrolle“ der Steiermark: „Dieser Schritt ermöglicht es, dass wir Fachkräfte gezielt im Spezialmodul ‚Additive Fertigung‘ ausbilden und so langfristig die Innovationskraft im Bereich des erfolgversprechenden 3D-Drucks am Wirtschaftsstandort Österreich sichern.“

"Modernste Ausbildungfür unsere Lehrlinge"

Brunner sieht mit diesem „neuen Lehrberuf die Wettbewerbsfähigkeit der rund 1000 Mitgliedsunternehmen der Landesinnung Mechatronik weiter abgesichert“. Gerade die Coronakrise habe „die Notwendigkeit einer hohen Innovationsfähigkeit aufgezeigt“. Fuchshofer sieht damit die Gelegenheit, „insgesamt sämtliche neue Themen rund um den 3D-Druck – wie etwa die zunehmende Digitalisierung – abzubilden“. Er selbst will schon bald die ersten Lehrlinge im neuen Zusatzmodul ausbilden lassen. „Für mich ist entscheidend, dass wir unseren Lehrlingen die modernste Ausbildung zukommen lassen.“

Johannes Binder
Johannes Binder © Binder

Binder, der im Ausbildungsverbund ABV vor allem Voitsberger Lehrlinge in Elektro- und Metallberufen unterstützt, erwartet „völlig neue Möglichkeiten für heimische Unternehmen im Bereich der Fertigungsverfahren“. Konkret sollen im Spezialmodul u. a. Grundlagen und verschiedene Fertigungsmöglichkeiten im Metall- und Kunststoffbereich vermittelt werden.

Auch für bereits in Ausbildung stehende Lehrlinge soll es schon in wenigen Monaten die Möglichkeit geben, das 3D-Druck-Modul zu absolvieren – voraussichtlich in der steirischen Berufsschule in Eibiswald, sagt Brunner.