Mit so viel Aufmerksamkeit wie selten wurde der Wirtschaftsprognose der Industriestaaten-Organisation OECD entgegengeblickt. Nach den sich mehrenden wirtschaftlichen Hiobsbotschaften der letzten Tage wurde schließlich erstmals ein Wirtschaftsausblick präsentiert, der auch mögliche Auswirkungen des Coronavirus beinhaltet. Zwar stellt die OECD voran, dass es um die Frage geht, wie schnell sich die Lage rund um die Epidemie verbessert oder sich sogar noch verschlimmert. Klar sei aber: Das Coronavirus könne die globale Wirtschaft kräftig durcheinanderwirbeln und den erhofften Aufschwung nicht nur abwürgen, sondern ins Gegenteil verkehren. Sollte sich die Situation nicht bessern und immer weitere Länder betroffen sein, könnte das Wachstum dieses Jahr auf eineinhalb Prozent fallen – das würde einer Halbierung entsprechen.

Selbst wenn sich die Lage stabilisiere, gehen die Ökonomen für 2020 nur noch von einem Plus von 2,4 Prozent aus, nachdem es 2019 bereits vergleichsweise schwache 2,9 Prozent waren. Für das laufende erste Quartal schließt die OECD nicht aus, dass die Weltwirtschaft sogar schrumpfen könnte. Alle 20 führenden Industrie- und Schwellenländer sind wirtschaftlich betroffen. Attestiert wird das „größtes Wirtschaftsrisiko seit der Finanzkrise“. Empfohlen werden u. a. „höhere staatliche Ausgaben gegen den Konjunkturrückgang“.

Umsatzminus liegt bei einer Milliarde Euro pro Monat

Das hat auch mit dem Tourismus und der Reisewirtschaft zu tun, wo sich bereits sehr deutliche Bremsspuren zeigen. So lässt EU-Wirtschaftskommissar Thierry Breton mit der Rechnung aufhorchen, dass „die europäische Tourismus-Branche seit dem Ausbruch der Epidemie jeden Monat eine Milliarde Euro an Umsatz“ verliere. „Chinesische Touristen kommen seit Jänner nicht mehr nach Europa. Das bedeutet, dass zwei Millionen Hotelübernachtungen wegfallen. Das ist eine Milliarde Euro pro Monat seit Jänner.“Die Luftfahrt reagiert bereits mit drastischen Maßnahmen auf diese Entwicklungen. So streicht die AUA aufgrund eines massiven Nachfragerückgangs im März und April 40 Prozent ihres Italien-Angebots. Flüge nach China werden bis 24. April 2020 ausgesetzt, der Iran wird bis zum 30. April nicht angeflogen. Auch die Muttergesellschaft Lufthansa und die Swiss stutzen ihr Angebot zusammen.

Airport Wien "spielt alle Szenarien durch"

Auch am Flughafen Wien überschatten die Corona-Folgen das Rekordergebnis des Vorjahres. Zwar sei es möglich, dass es sich um einen „heftigen, aber kurzfristigen Einbruch“ handle, so der Vorstand um Günther Ofner und Julian Jäger. Derzeit spiele man alle Szenarien durch. Wesentlich sei, ob die Krise vor dem Sommer vorbei ist oder ob sie anhält. Laut Ofner bereitet man verschiedene Sparmaßnahmen vor, die je nach Entwicklung in Kraft treten sollen. Am vergangenen Wochenende verbuchte man in Schwechat allein am Samstag ein Passagierminus von 13,7 Prozent.

"Seit zwei, drei Wochen:" Rückgang am Grazer Flughafen 

Auch am Grazer Flughafen registriert man „seit zwei, drei Wochen einen Passagierrückgang bei den Linienflügen“, bestätigt Direktor Gerhard Widmann. Es sei „kein extremes Minus, aber doch ein spürbares“. An der Zahl der Linienverbindungen ab Graz ändere sich nichts, gestrichen wurde aber „die Charterverbindung nach Genf, weil ja auch der dortige Autosalon abgesagt wurde“, so Widmann. Etwaige Auswirkungen auf das Urlaubschartergeschäft könne er noch nicht abschätzen, „weil hier die Hauptreisezeit erst im Mai beginnt“.

"Vorsichtiger Blick" der Kärntner Touristiker

In Kärnten blickten die Hoteliers laut Wolfgang Kuttnig, Geschäftsführer der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer, mit Vorsicht in die nächsten Monate. Einige erwarten für das zweite Quartal 20 Prozent weniger Gäste als im Jahr zuvor. Manche Betriebe hätten bereits mit Gäste-Stornos zu kämpfen, die Lage habe sich zuletzt aber beruhigt. Kuttnig hält es für möglich, dass manche Hotels die Wintersaison früher als geplant beenden, auch wegen der Schneelage. „Insgesamt ist der Umgang mit dem Coronavirus unaufgeregt und professionell.“