Zum ersten Mal fungierte die Steiermark als Gastgeberin der jährlichen Konferenz der Wirtschaftslandesräte mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP). Im Zentrum standen der Fachkräftemangel und ein Befund der Ministerin: „Die Autobahn der Fachexperten geht an Österreich vorbei.“ Konkret meint Schramböck die Programmierer-Hochburg von Intel in Danzig. Von dort würden Spezialisten eher nach Bayern wechseln. Bei der Suche nach Fachkräften – sie bereitet rund 80 Prozent der Unternehmen Probleme – sei das symptomatisch.

Es fehlen große Namen

„Österreich ist nicht genügend sichtbar“, meint Schramböck und erklärt dies mit der mittelständischen Wirtschaftsstruktur des Landes. Mangels großer Konzernnamen wüssten die gesuchten Spezialisten oft nicht Bescheid über die Existenz der vielen Marktführer im Technologiebereich und die sehr guten Lebens- und Arbeitsbedingungen im Land. Österreichs Image im Ausland hänge noch sehr am Mythos von „Sissi und Franzl“. „Dabei sind wir das Land mit der zweithöchsten Forschungs- und Entwicklungsquote in Europa.“

Ausbau der Standortagentur

Die Länder und der Bund vereinbarten eine stärkere Zusammenarbeit beim Werben um Schlüsselarbeitskräfte. Die Austrian Business Agency als Ansiedelungsagentur des Bundes werde um eine eigene Einheit für die Anwerbung von Fachkräften erweitert und als zentrale Anlaufstelle für Investoren und Arbeitssuchende aus dem Ausland positioniert. Darüber hinaus werde die ABA mit den Standortagenturen der Länder enger kooperieren.

Für Barbara Eibinger-Miedl, steirische Wirtschaftslandesrätin, ist der Ausbau der ABA ein wichtiger Schritt, wie sie erklärt: „Wir müssen uns aktiv als Standort positionieren und unsere Vorzüge in den Mittelpunkt stellen.“ Unter anderem arbeite das Land an einem neuenStandort-Film, der die Steiermark in ihrer Gesamtheit präsentieren soll.

50.000 neue Jobs für Spezialisten

Der Fokus bei der Suche nach Fachkräften liege auf der EU, „aber es wird auch notwendig sein, Spezialisten aus Drittstaaten zu holen“, betont Schramböck. Die Länder sprachen sich gestern einheitlich dafür aus, die Rot-Weiß-Rot-Karte weiter zu attraktivieren. Sie wünschen sich eine praxisnähere Bewertung von Berufserfahrungen und einfachere rechtliche Rahmenbedingungen.

In mathematischen und naturwissenschaftlich-technischen Berufen entstehen in den nächsten Jahren nach aktuellen Prognosen 50.000 neue Jobs in Österreich. An Bildungsminister Heinz Faßmann richtet sich die Forderung, den Ausbau der FHs und der berufsbildenden Schulen darauf auszurichten. Schramböck: „Wir müssen die Lehre stärken, wo wir können.“

Die Wirtschaftsreferenten der Bundesländer mit Ministerin Margarete Schramböck in Graz
Die Wirtschaftsreferenten der Bundesländer mit Ministerin Margarete Schramböck in Graz © Land Steiermark/Foto Fischer