60 Stunden maximale Arbeitszeit pro Woche, zwölf Stunden am Tag: Der Beschluss im Nationalrat ebnet den Weg Richtung Arbeitszeitflexibilisierung. Und erfüllt damit eine Forderung, die von vielen Wirtschaftstreibenden seit langer Zeit gebetsmühlenartig wiederholt wurde. Wenig verwunderlich zeigen sich nun auch viele Unternehmer mit der Neuregelung zufrieden.

Christian Grabner, Finanzvorstand beim Logistik-Spezialisten Knapp AG, ist einer von jenen, die sogar überzeugt sind, dass die „Flexibilisierung für beide Seiten positiv ist“. Also für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. „Jetzt müssen wir die Belegschaft nerven und Ihnen oft verbieten, länger als zehn Stunden zu arbeiten“, erzählt Grabner. Etwa „an Donnerstagen“ wenn sich Mitarbeiter „einen kürzeren Freitag erarbeiten wollen“.

Nicht nachvollziehen kann der 40-Jährige die häufig gehörte Befürchtung, wonach die neuen Arbeitszeitregeln dazu führen, dass Unternehmer Personal einsparen. Grabner: „Mir sind drei Leute, die 40 Wochenstunden arbeiten, lieber als zwei Leute mit je 60 Stunden“. Selbst rekrutiere man im Moment auch deswegen pro Jahr 300 neue Mitarbeiter. Den Wunsch nach besonders flexiblen Arbeitszeiten ortet der Unternehmer bei jenen, die auf Montage ins Ausland fahren. „Fern von Familie und Freunden wollen die mehr arbeiten – auch, um gutes Geld zu verdienen“.

Wo helfen die neuen Regeln? Was ändert sich, was nicht?

Eher positiv sehen das neue Gesetz auch andere Unternehmer. Die Option einer Drei-Tage-Woche skizziert Daniela Klampfer (Klampfer Druck), personelle Engpässe in Stoßzeiten will Gastronom Richard Temmel besser bewältigen. Was ebenso häufig zu hören ist: „Viel wird sich nicht ändern“. Weil, wie Christian Steiner vom Hotel Pichlmayrgut erklärt: „Wenn es einem Mitarbeiter bei mir nicht passt, kann der morgen woanders anfangen.“ Ein Überblick:

Ewald Goldmann, Mode Goldmann in Feldbach: Bei uns wird dieses Konzept mit der Flexibilisierung schon praktiziert, jedoch nie auf Kosten der Mitarbeiter. Wir haben so etwas wie einen Saisonbetrieb mit Spitzen. Aber vor allem in Sommermonaten können die Mitarbeiter ihre Plus-Stunden in Form von Freizeit abbauen, das gefällt den Mitarbeitern sehr. Die Entscheidungen werden immer zusammen getroffen, wirkliche Veränderungen gibt es daher für uns nicht.

Daniela Klampfer, Klampfer Druck in St. Ruprecht/Raab: Für uns und unsere Mitarbeiter ist diese Flexibilisierung ein riesiger Vorteil. Wir können damit ein ganz neues Schichtmodell aufsetzen, es kann auch einmal drei Tage zwölf Stunden lang gearbeitet werden, dann haben die Mitarbeiter vier Tage frei. Unser Geschäft ist, je nach Monat, Höhen und Tiefen bei der Auslastung ausgesetzt, November und Dezember sind z. B. sehr stark, andere Monate weniger. Jetzt können wir besser auf diese Schwankungen reagieren.

Christian Steiner, Hotel Pichlmayrgut in Schladming: Wir haben schon bisher sehr flexibel gearbeitet und das wird auch in Zukunft so sein. Für Mitarbeiter, die weiter weg wohnen, ist die Änderung ein Vorteil. Manche Institutionen glauben, dass man heute das Personal zum Zwölf-Stunden-Tag zwingen kann. Das war vielleicht vor 30 Jahren so, ist aber längst vorbei. Wenn es einem Mitarbeiter bei mir nicht passt, kann der morgen sofort woanders anfangen. Heute muss jeder auf seine Leute schauen und gute Lösungen finden. Das ist die Realität.

Richard Temmel, Café Segafredo in Leoben: Die Debatte um den 12-Stunden-Tag sehe ich nicht so tragisch. In der Gastronomie haben wir schon immer flexibel gearbeitet. Die Dienstpläne erstelle ich in Zusammenarbeit mit meinen Mitarbeitern. Wenn es aber tatsächlich zu personellen Engpässen in der Stoßzeit kommt, ist das jetzt gesetzlich gedeckt und Mitarbeiter können auch einmal eine Stunde länger bleiben. Die flexible Arbeitszeiteinteilung empfinde ich für sinnvoll.

Ewald Holler, Holler Tore in Wagna: Einzelne 12-Stunden-Tage praktizieren wir jetzt schon, wenn Auftragsspitzen das erfordern. Diese werden aber umgehend durch mehr Ruhezeit kompensiert. Gäbe es diese Ruhezeiten nicht, wäre das ja auch für die Firma schlecht, da die Leistung und auch die Motivation der Mitarbeiter stark sinken. Meine leitenden Angestellten haben gleich nachgefragt, wie wir das in Zukunft handhaben werden. Da kann ich beruhigen: Bei uns bleibt alles, wie es ist.

Matthias Hartmann, Krenhof AG in Köflach: Ich finde das absolut positiv und glaube nicht, dass schreckliche Dinge passieren werden. Unternehmer wissen, was sie ihren Mitarbeitern zumuten können. Wer das überreizt, bekommt die Rechnung in Form von Krankenständen bald serviert. Wie sich das alles auswirkt, werden wir ohnedies erst in der Praxis sehen. Die Gewerkschaften sind seit Jahren miteinbezogen worden. Weil die Sozialpartner bis Juni – wie gefordert – keine Lösung zusammengebracht haben, hat die Regierung eben gehandelt.