Aus Sicht von Technik-Uni-Experten aus Wien und Graz ließe sich das Abgas-Problem bei den Dieselmotoren des VW-Konzerns recht einfach durch eine neue Software beheben. Daran glaubt jedenfalls Univ.Prof. Bernhard Geringer, Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe der TU Wien. Jedoch könnte sich die Fahrbarkeit in Richtung "zäheres Ansprechverhalten" entwickeln und der Verbrauch leicht steigen.

Auch Univ.Prof. Stefan Hausberger vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen der TU Graz geht von einem Anstieg des Spritverbrauchs aus, wenn auch nur geringfügig. "Falls man jetzt motorseitig intensiver eingreifen müsste mit der Software, kann sich der reale Verbrauch ändern. Das wäre aber nach meinem Verständnis eine sehr geringe Änderung, also ein paar wenige Prozent, die man wahrscheinlich im realen Fahren gar nicht bemerkt", meinte Hausberger am Mittwoch, ebenfalls im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF-Radio.

Laut Geringer wäre allerdings auch "durchaus denkbar, dass man alleine mit Software nicht ausreichend hinkommt" bei der vom Volkswagen-Konzern angekündigten Nachbesserung der betroffenen Diesel-Fahrzeuge. "Das heißt, da müsste man eventuell auch Hardware umbauen. Das kann natürlich schon sein", meinte er und verwies etwa aufs Einspritzsystem.

Beratungen im Aufsichtsrat

Die obersten Aufseher von Volkswagen wollen über erste Ergebnisse aus den konzerninternen Ermittlungen zum Abgas-Skandal beraten. Das fünfköpfige Präsidium des Kontrollgremiums kommt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Nachmittag zu einem erneuten Krisentreffen zusammen. Dabei soll über einen Zwischenbericht zu der Affäre gesprochen werden.

Demnach fiel die Entscheidung zum Einbau der manipulierten Software bereits in den Jahren 2005 und 2006, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale. Noch unklar ist, ob im Anschluss an die voraussichtlich in Wolfsburg stattfindende Sitzung mit einer Erklärung zu rechnen ist.

Der Zwölf-Marken-Konzern hatte mit einer Software Abgaswerte von Diesel-Autos bei Tests in den USA manipuliert. Weltweit sind rund 11 Millionen Fahrzeuge betroffen - mindestens 2,8 Millionen davon allein in Deutschland. In Österreich wurden 363.400 Modelle aus der Volkswagen-Konzernmarkenpalette manipuliert - konkret geht es dabei um 180.500 VW-Pkw, 24.400 VW-Nutzfahrzeuge, 72.500 Audi, 54.300 Skoda und 31.700 Seat.

Neuer Porsche-Chef

Der Sportwagenbauer Porsche hat einen neuen Chef. Der bisherige Produktionsvorstand Oliver Blume übernimmt zum 1. Oktober den Chefsessel bei der VW-Tochter, wie die Porsche AG am Mittwoch nach einer Sitzung ihres Aufsichtsrats mitteilte. Damit folgt der 47-Jährige auf Matthias Müller, der vergangene Woche als Folge des Dieselskandals an die Spitze des Volkswagen-Konzerns gerückt war.

Blume ist schon seit gut zwei Jahrzehnten im VW-Konzern tätig, 2013 kam er als Produktionsvorstand zu Porsche. Damit geht zumindest ein Teil der Zuffenhausener Erfolgsgeschichte vergangener Jahre auch auf Blumes Konto. Seit 2010 hat die VW-Tochter Umsatz, Absatz und Mitarbeiterzahlen fast verdoppelt

Mitarbeiter beurlaubt

Volkswagen hat einem Bericht zufolge rund ein Dutzend Mitarbeiter beurlaubt. Wie das "Manager Magazin" am Mittwoch online berichtete, werden die Betroffenen verdächtigt, an Entwicklung und Einsatz der zur Manipulation von Abgaswerten genutzten Software beteiligt gewesen zu sein - oder zumindest frühzeitig davon gewusst zu haben.

Der Großteil der beurlaubten Mitarbeiter sei in der Motorenentwicklung und Abgasnachbehandlung tätig gewesen. Unter den beurlaubten Mitarbeitern sind dem Bericht zufolge "Entwickler und Manager auch höherer Hierarchieebenen in Deutschland und den USA".

Einstellungsstopp

Die Auswirkungen des Abgas-Skandals bei VW kommen allmählich auch in der Autoproduktion und bei den Tochtergesellschaften an. Im Motorenwerk Salzgitter fährt Volkswagen die Produktion zurück. Und die VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services hat bis zum Jahresende einen Einstellungsstopp verhängt.

"Bereits mündlich gegebene Zusagen für Stellenbesetzungen sind davon aber unberührt", sagte Sprecher Stefan Voges am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zuvor hatte bereits die "Wolfsburger Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.

Ebenfalls sollen alle in diesem Jahr auslaufenden Verträge von Werkstudenten und Zeitarbeitern zunächst nicht verlängert werden. Nach dpa-Informationen sind knapp 30 Zeitverträge betroffen.

Erste Klagen

Harris County in Texas fordert wegen Luftverpestung durch mindestens 6000 in der Region verkaufte VW-Diesel mehr als 89 Millionen Euro. Auch südkoreanische Fahrer klagen den Automobilkonzern. Hinzu kommen vermutlich zahlreiche Klagen von Anlegern.