Die deutschen Milchbauern erleben mit der dritten Milchkrise in sechs Jahren wieder einmal harte Zeiten. Die Ursachen sind jedes Mal ähnlich: Steigende Kosten auf den Höfen, etwa für Energie und Futtermittel. Dagegen stehen sinkende Einnahmen, denn die Molkereien zahlen weniger für Milchprodukte aus. Ihr Preis rutscht derzeit auf knapp 27 Cent pro Kilogramm. In Österreich ist der Preis ebenfalls im Keller, aber zuletzt mit 33 Cent netto oder 37 Cent inkl. MwSt je Kilogramm Milch noch etwas höher als in Deutschland.

"Wir brauchen aber mindestens 40 Cent, um unsere Unkosten zu decken", so ein deutscher Bauer. Er versorgt täglich rund um die Uhr 95 Milchkühe - und dabei soll es auch bleiben: "Größer werden soll der Betrieb nicht, dann wären mehr Flächen nötig. Doch dafür sind die Preise zu hoch." In den 70er-Jahren kamen die Eltern noch mit vier Schweinen und 16 Kühen gut zurecht: "Damals konnte man besser davon leben als wir jetzt mit dem größeren Hof."

Milchriesen

Bei Deutschlands größtem Milchverarbeiter, dem Deutschen Milchkontor (DMK) im niedersächsischen Zeven, sieht man derzeit wenig Chancen, dass der Milchpreis kurzfristig nach oben geht. Die Durststrecke werde mindestens noch bis Anfang nächsten Jahres andauern, sagt DMK-Sprecher Hermann Cordes. "Das ist massiv, was den Landwirten an Einnahmen fehlt."

Russland-Sanktionen

Das Unternehmen (Umsatz 2014: 5,3 Milliarden Euro) verweist vor allem auf die internationale Lage. Bei dieser "Weltmilchmarktkrise" steige die Milchproduktion im Vergleich zur Nachfrage überproportional an. 2014 seien geschätzt sechs bis sieben Milliarden Kilogramm Milch zu viel produziert worden. Wesentliche Gründe für den Preisrückgang seien die Einfuhrsperre für europäische Molkereiprodukte nach Russland und die Wirtschaftskrise in China.

Das DMK sieht aber auch leichte Anzeichen für eine Entspannung. So sei die Binnennachfrage in den USA offenbar um rund 15 Prozent gestiegen. Für den Milchpreis eigentlich gut: Denn dadurch fließt aus den USA weniger Milch auf den Weltmarkt. In Neuseeland - einem weiteren Top-Produzenten - sei zudem die Zahl der Kühe zurückgegangen.