Wer Immobilienanzeigen liest und auf entsprechenden Internetportalen surft, dem sind diese Begriffe mit Sicherheit schon aufgefallen: „Anleger- und Vorsorgewohnung“. Immobilienmakler preisen vor allem Wohnungen in den Innenstädten als Anlageobjekte für Privatvermieter an. Angesichts niedriger Sparzinsen und dem steigenden Wunsch nach privater Altersvorsorge finden sich auch immer mehr Abnehmer.

Doch Konsumentenschutz und Mietrecht können Privatvermieter auch relativ schnell auf den Boden der Realität zurückholen. „Als Käufer muss man sich auch der Erhaltungskosten einer Wohnung bewusst sein“, sagt Nina Bjalek, Lehrgangsleiterin Real Estate Management an der Donau-Universität Krems. „Je nach Bauart muss eine Wohnung regelmäßig saniert werden. Bei einem Mieterwechsel muss ausgemalt werden. Möglicherweise findet man nicht gleich neue Mieter und man bleibt auf den Betriebskosten sitzen.“ Außerdem sollte man sich im Miet- und Konsumentenrecht auskennen, rät die Expertin.

Teure Altbauwohnungen

Das Mietrecht sei eine der größten Fallen für Privatvermieter, erklärt Günter Moser vom Vermieter Schutz Verband: „Oft werden von Bauträgern sanierte Altbauwohnungen teuer an arglose Kunden verkauft.“ Was diese oft nicht wissen: Für Gebäude, die vor 1953 errichtet wurden, besteht eine Richtwert-Bindung.“ In der Steiermark darf man maximal 7,44 Euro pro Quadratmeter verlangen, in Kärnten 6,31 Euro.

Moser: „Bei diesen Beschränkungen zahlt sich das Vermieten für Wohnungseigentümer oft nicht aus. Das ist der Grund, warum in Österreich rund 17.000 Wohnungen leer stehen.“ Moser fordert die Aufhebung der Richtwerte. „Unser Verein bereitet gerade eine Verfassungsklage vor.“

Diesem Vorhaben kann die Bundesobfrau des Mieterschutzes Österreich, Barbara Walzl-Sirk, wenig abgewinnen. „Das Mietrecht ist aus dem Jahr 1981 und wurde seitdem nie angepasst. Die meisten Wohnungen gelten daher als Neubau.“ Eine Beschränkung des Mietpreises hält sie weiterhin für sinnvoll. Allerdings hat sie Verständnis für Wohnungseigentümer, die schlechte Erfahrungen mit Mietern haben. „Es braucht Anreize, damit auch diese Wohnungsbesitzer wieder vermieten. Dennoch müssen die Mieter geschützt werden.“

Die von der Regierung angekündigte Wohnbauoffensive dürfte für weitere Bewegung am Wohnungsmarkt sorgen. Der Chef der s-Bausparkasse, Josef Schmidinger, hofft auf eine Umsetzung im Herbst. Denn beim Wohnbau herrsche derzeit trotz hoher Nachfrage eine Flaute.

ROMAN VILGUT