Die Bank Austria baut um; nicht nur Filialen, sondern auch das Geschäftsmodell. Die markanteste Veränderung betrifft die Habenzinsen auf Girokonten für Neukunden – denn die sind bis auf Weiteres abgeschafft bzw. auf 0 (in einem Wort: null) gesetzt, erklärte die Bank Austria (BA) gestern via Aussendung und verweist auf einen Branchentrend.

Den Trend bestätigen kann Herta Stockbauer, Vorstandschefin der BKS Bank: „Es gibt in Europa bereits zahlreiche Banken, darunter auch große Institute wie die Deutsche Bank, die ihre Habenzinssätze am Girokonto auf null Prozent gesenkt haben. Auch in Österreich gibt es solche Institute. Auslöser dafür ist die anhaltende Tiefstzinsphase.“ Stockbauer geht davon aus, dass weitere Banken dem Beispiel folgen werden. Die BKS, die derzeit 0,05 Prozent auf Privatkonten zahlt, befinde sich „noch in der Entscheidungsphase“.

Die Raiffeisenlandesbank Steiermark zog mit gestrigem Datum ebenfalls mit und senkte den Habenzins für Girokonten auf 0,01 Prozent. Die Steiermärkische Sparkasse bietet bei der Neueröffnung von Girokonten je nach Kontopaket und Einlagenstand eine Habenverzinsung von 0,01 bis 0,125 Prozent an, eine Senkung auf null oder gar die Einführung von Negativzinsen sei jedoch nicht in Diskussion, betont Vorstandschef Gerhard Fabisch.

Sollzinsen gesenkt

Auf der anderen Seite wirkt sich der tiefe Leitzins der EZB (0,05 Prozent) auch auf die Überziehungszinsen aus. Die Bank Austria bietet Neukunden ab sofort eine variable Sollverzinsung mit der Formel „Euribor plus 7,0 Prozent“ – damit geht man von der jahrzehntelangen Praxis einer fixen Verzinsung weg und „stellt sicher, dass die Sollzinsen am Konto immer den Marktgegebenheiten entsprechen“, erklärt Helmut Bernkopf, BA-Vorstand für Privat- und Firmenkunden. Der Euribor ist ein variabler Referenzzinssatz und bezeichnet die durchschnittlichen Zinssätze, zu denen viele europäische Banken einander Anleihen in Euro gewähren. Die BA bietet ihren Bestandskunden übrigens an, in das neue Modell zu wechseln.

Auch die RLB Steiermark senkte mit Anfang Juni den Sollzinssatz um 0,25 Prozent; er liegt jetzt je nach Kontoart zwischen 8,0 und 8,5 Prozent. Überziehungen sind teuer, weil sie für die Banken nicht planbar sind. Kontoinhaber wären mit Konsumkrediten oft besser beraten.

VON HANNES GAISCH