Als schwarzes Jahr bezeichnet der Kärntner Handel das Jahr 2023. Nur zwei Einzelhandelsbranchen, nämlich Online-Handel (plus 3,9 Prozent) und Blumenhandel (plus 0,4 Prozent), konnten ein reales Umsatzplus erzielen. Für alle anderen Handelsbereiche sah es eher düster aus. Der Lebensmittelhandel verzeichnete ein reales Umsatzminus von 5,7 Prozent. Bei Elektrogeräten und Möbeln betrug der Rückgang sogar zwölf Prozent. Das sei zum einen auf den Umsatzhöhepunkt des Möbelhandels in der Pandemie zurückzuführen und zum anderen auf eine gedämpfte Kauflaune durch die Teuerung, erklärt Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft (iföw). Nach Lieferkettenproblemen in den Jahren davor konnte die Kfz-Wirtschaft nach Rückgängen im Jahr 2022 im Vorjahr ein nominelles Umsatzplus von 13,5 Prozent erzielen. 

Die Herausforderungen des Vorjahres schlagen sich auch negativ in der Beschäftigungsstatistik des Kärntner Handels nieder. Die Anzahl ist um 1,6 Prozent auf 32.634 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgegangen. Anders ausgedrückt: Es sind 527 Arbeitsplätze weggefallen. Den stärksten Beschäftigungsrückgang verzeichnete der Elektro- und Möbelhandel mit einem Minus von 7,8 Prozent. Der Online-Handel verzeichnete ein Plus von 10,2 Prozent. Österreichweit sind die Insolvenzzahlen von Handelsbetrieben gestiegen. Mehrere große Filialsysteme unterschiedlicher Branchen waren betroffen.

„Talsohle durchschritten“

Einen „zarten Aufschwung“ ortet Voithofer für dieses Jahr. Unternehmerinnen und Unternehmer würden bereits erste Anzeichen spüren. „Die Talsohle ist durchschritten. 2024 wird besser, wenn wir uns auch früher einen Aufschwung und eine stärkere Dynamik erhofft hätten“, sagt der Experte.

Herausforderungen bleiben auch in diesem Jahr Kostensteigerungen bei Mieten, Energie und Löhnen. Nichtsdestotrotz betont auch Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel, er sei optimistisch. Immerhin sei man mitten im Ostergeschäft. „Das ist für den Handel der zweitwichtigste Kaufanlass im Jahr nach Weihnachten“, so Haberl.

Gstättner, Haberl, Voithofer
Gstättner, Haberl, Voithofer © WK/Bauer

Kritisch beurteilt der Spartenobmann die Pläne der Landeshauptstadt, die in der Raumordnung festgelegte Kernzone zu erweitern und damit den Weg für zusätzliche Handelsflächen freizumachen. „Schon jetzt liegen wir mit den Handelsflächen ein Drittel über dem Österreich-Schnitt“, sagt Haberl. Würden weitere dazu kommen, werde sich das Problem mit den verwaisten Innenstadtgeschäften verschärfen. Zumal der Handel aktuell sowieso in einer Phase sei, in der viele Betriebe ihre Flächen reduzieren oder sogar schließen müssen. „Österreichweit haben im Vorjahr 6000 Handelsbetriebe geschlossen, weil oft die Spanne aufgrund der hohen Infrastrukturkosten zu gering war und die Zahlungsunfähigkeit gedroht hätte“, sagt Nikolaus Gstättner, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer.