Gerhard Friedrich forscht an der Universität Klagenfurt zu jener Schnittstelle, die Robotertechnik mit künstlicher Intelligenz (KI) verbindet. Der Leiter der Forschungsgruppe „Intelligente Systeme und Wirtschaftsinformatik“ widerspricht jenen, die KI nur als Jobvernichter bezeichnen: „Wie bei Innovationen zuvor, werden Jobs wegfallen, aber auch neue hinzukommen.“ Die Technikfolgenabschätzung sei schwierig, eine Prognose kaum möglich, aber „sobald KI-Lösungen reif sind, breit eingesetzt zu werden, kann es sehr schnell gehen“. Und das werde gewaltige Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben, zum Beispiel in der Logistik, wenn autonomes Fahren im großen Stil Realität wird.

Im Vorteil sieht der Informatiker vor allem Länder mit hohem Lohnniveau: „Insgesamt bringt KI für Österreich sehr viele Vorteile. Sie wird sich bei uns als hilfreich erweisen, um Jobs zu halten.“ Und zwar dann, wenn neue Technologie genützt werden, um bestehende Jobs produktiver zu machen.

Artificial-Intelligence-Experte Gerhard Friedrich von der Universität Klagenfurt 
Artificial-Intelligence-Experte Gerhard Friedrich von der Universität Klagenfurt  © Photo Riccio

Grundsätzlich sei die weitgehende Automatisierung menschlicher Fähigkeiten in Bereichen, wo Informationen verarbeitet und dann Entscheidungen getroffen werden, leichter, als bei motorischen Tätigkeiten. Anders als bei Routinearbeiten werden besonders offene Aufgabenstellungen, bei denen ständig auf neue Situationen reagiert werden muss, wohl noch lange nicht automatisiert werden. Sprich: Ein KI-Ersatz für Berufe wie Elektriker oder Installateur zeichnet sich nicht ab. Auf den Banken- und Versicherungsbereich sieht Friedrich schon jetzt Veränderungen zukommen.

KI als Standorthoffnung

Im April startet im Rahmen des „Green-AI-Programms“ eines jener Projekte, das in Folge neue, zusätzliche Jobs schaffen soll. „Beteiligt sind Siemens, Voestalpine und unser Institut für Artificial Intelligence, um die Metallverarbeitung unter Einsatz von KI effizienter und weniger CO₂-intensiv zu machen. Dafür müssen dann auch entsprechende Maschinen entwickelt und gebaut werden“, schildert Friedrich, der vor seiner Rückkehr aus der Privatwirtschaft wissensbasierte Konfigurations- und Diagnosesysteme bei Siemens implementierte. Dort sei es ebenfalls mit KI-Technik möglich geworden, den Bereich der Eisenbahnsicherungssysteme und damit Arbeitsplätze in Österreich zu halten.

Das AI-Institut der Uni Klagenfurt forscht mit Infineon zur Diagnose von Fehlern in Halbleiterprodukten
Das AI-Institut der Uni Klagenfurt forscht mit Infineon zur Diagnose von Fehlern in Halbleiterprodukten © APA/Gert Eggenberger

Es sind Beispiele wie diese, die Friedrich zuversichtlich stimmen, speziell mit Blick auf heimische Unternehmen mit Standorten im Ausland. „Mit KI und Robotik können wir einen Teil der Produktion nach Österreich zurückholen. Für die Erhaltung des Standorts wird es wichtig, dass wir die Chancen solcher Innovationen sehen“, spricht sich Friedrich für mehr Zukunftsinvestitionen aus. Unter diesen Rahmenbedingungen müsse man sich auf lebenslangen Lernen einstellen. Österreich stehe gut da, dürfe technologisch aber nicht den Anschluss verlieren.

Indes wird an den Forschungseinrichtungen die Grundlagenforschung vorangetrieben. „Hier ist das Bestreben, KI-Systeme schlauer zu machen. Sie sollen schneller und energieeffizienter lernen können“, schildert Friedrich. Die OpenAI-Software „ChatGPT“ seit zwar großteils beeindruckend, aber die Korrektheit des Outputs nicht garantiert. Daher auch das große Ziel: Eine „generelle KI“, in der maschinelles Lernen und logikbasierte Problemlösung vereint wird, damit die Ergebnisse auch nachvollziehbar bleiben.