Die Haushalte in der Eurozone sind erheblich reicher geworden. Nach einer neuen Statistik der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Verteilung des Reichtums der Haushalte ist deren Nettovermögen in den vergangenen fünf Jahren um 29 Prozent gestiegen, wie die Währungshüter am Montag in Frankfurt mitteilten. Dabei habe die Ungleichheit geringfügig abgenommen.

„Zum Teil deshalb, weil Eigenheimbesitzer, die mehr als 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen, von gestiegenen Immobilienpreisen profitierten“, so die EZB. Die Eurowächter hatten in den vergangenen Jahren bis Sommer 2022 die Zinsen ultraniedrig gehalten. Das hatte zu einem Boom an den Immobilienmärkten beigetragen. In Deutschland hatte die Bundesbank vor Überbewertungen gewarnt.

Kein Preisrutsch in Sicht

Vom Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer wird der Erwartung einer Preissenkung eine Absage erteilt. Es wäre „völlig falsch“, ausgerechnet im Bereich des frei finanzierten Eigentumssegments Preissenkungen zu erwarten, erklärte Fachverbandsobmann Gerald Gollenz am Montag. Die Kombination hoher Baukosten und stark gestiegener Zinsen habe 2023 dazu geführt, dass sich viele Menschen trotz gutem Einkommen Eigentumswohnungen nicht mehr leisten können. Laut Finanzmarktaufsicht sind die Immobilienpreise seit 2010 mehr als doppelt so stark gestiegen als die Gehälter. Am Höhepunkt der Blase, Mitte 2022, waren Immobilien in Österreich um 36 Prozent überbewertet.

Schere zwischen Eigentum und Miete

Die Nettovermögen der Hausbesitzer legten in den vergangenen fünf Jahren den EZB-Daten zufolge um 27 Prozent zu. Die 40 Prozent der Haushalte, die nicht über Immobilienbesitz verfügten, steigerten ihr Nettovermögen dagegen laut der EZB-Statistik nur um 17 Prozent – vor allem aufgrund der Zunahme ihrer Bankeinlagen. Die Daten zeigten zudem, dass die Vermögen der reichsten fünf Prozent der Haushalte zwischen 2016 und dem zweiten Quartal 2023 leicht gesunken sind. Auf sie entfielen im zweiten Jahresviertel 2023 aber immer noch 43 Prozent des gesamten Nettovermögens.

Steigende Preise

WK-Funktionär Gollenz erwartet dennoch weiter steigende Preise von Neubauwohnungen und beruft sich in seiner Einschätzung auf einen im Auftrag der Wirtschaftskammer erstellten Marktbericht von Exploreal, wonach die Zahl der jährlich fertiggestellten Wohnungen von fast 44.000 Einheiten voriges Jahr bis 2025 auf bundesweit nur noch 29.000 Einheiten zurückgehen wird. Die Verknappung würde zu steigenden Preisen führen, so Gollenz.