Weihnachten wohnt zweifelsohne besondere Kraft inne. Eine glänzende, funkelnde, freudvolle Energie einerseits. Andererseits kann aber just dieser Tag, ein Rhythmusbrecher par excellence, besonders belastend wirken und das Entstehen von negativen Gefühlen, Einsamkeit oder Depressionen forcieren.

„In den dunkleren Monaten registrieren wir jedenfalls mehr Nachfrage“, hebt Bernadette Frech, Gründerin des Grazer Jungunternehmens Instahelp, den Weihnachtstag auf eine saisonale Ebene. Seit November 2015 ist Instahelp, die Plattform für psychologische Online-Beratung, aktiv, heute gilt sie in ihrem Metier als marktführend in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Waren vor acht Jahren zunächst einmal fünf Psychologinnen und Psychologen gelistet, zählt Instahelp mittlerweile knapp 300 von ihnen. Tendenz steigend. Vision des Unternehmens ist ein vereinfachter Zugang zu psychologischer Beratung, der wiederum die Lebensqualität der Ratsuchenden nachhaltig verbessern soll.

Wie es zur Doppelspitze kam

In der Branche selbst haben sich seit der Corona-Pandemie die großen Platten verschoben. Heuer sei das Bedürfnis nach Beratung und Therapie „auch im Sommer nicht besonders stark abgeflacht“, sagt Silvia Geier. Seit einigen Wochen steht sie, eine der ersten Mitarbeiterinnen von Instahelp, gemeinsam mit Frech an der Spitze des Unternehmens und seiner knapp 20 Angestellten. Bernadette Frech, seit Kurzem dreifache Mutter und mit reduzierter Arbeitszeit bedacht, wirkt nach außen und ist das Verbindungsglied zu den Investoren, Silvia Geier agiert de facto als „Innenministerin“. Eine Lösung, die nicht als interimistische angedacht ist, wie beide erzählen.

Bernadette Frech
Bernadette Frech © KLZ/Stefan Pajman

Vielmehr soll die moderne Führungsstruktur stellvertretend für ein größeres Verständnis von Unternehmertum stehen. Das private und berufliche Anforderungen kombiniert und sie nicht als Widerspruch empfindet. Ein weiteres Beispiel aus dem Instahelp-Universum nennt sich firmenintern „Instahelp unter Palmen“. Gemeint ist damit, dass im August „jeder von überall aus arbeiten kann“. Einzige Voraussetzung: Zwei definierte Stunden am Tag gelten als Kernarbeitszeit, bei der die Belegschaft für etwaige Besprechungen bereit sein muss.

Nummer 1? Ängste werden präsenter

Aber zurück zur Nachfrage nach psychologischer Beratung. Langjähriges „Thema Nummer Eins“ bei der Instahelp-Kundschaft waren „Themen rund um die Beziehung“, erzählen Frech und Geier. Besonders im Frühherbst, nahe den Sommerurlauben, pressiere es. Corona hat allerdings auch diesbezüglich für Bewegung gesorgt. „Seit Corona überholen Ängste die Beziehungsthemen“, heißt es von der Instahelp-Spitze.

Silvia Geier
Silvia Geier © KLZ/Stefan Pajman

Auch Instahelp selbst veränderte in den letzten Jahren das eigene Angebot, weitete etwa den Bereich für Unternehmen deutlich aus. 150 Betriebe bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern heute Instahelp-Dienste an, darunter große Namen wie die Allianz Versicherung, die Austrian Airlines, Lidl, Spar, AT&S oder Blue Tomatoe. Das stark präventiv aufgesetzte Angebot reicht dabei „über die psychologische Beratung hinaus“, wie Frech und Geier erzählen. Ein zentrales Element etwa seien Handlungsempfehlungen oder Online-Übungen, um die „mentale Gesundheit nachhaltig zu verbessern“.

Auch Online-Behandlung eine Kassenleistung?

Zu einem – gesetzlichen – Meilenstein für die Branche kam es übrigens erst vor ein paar Wochen. Ein Bundesratsbeschluss fixierte, dass die klinisch-psychologische Behandlung in Österreich nach langem Hin und Her zur Kassenleistung wird. Und zwar schon mit 1. Jänner 2024. Sprich: Ab dem nahen Jahreswechsel haben grundsätzlich alle versicherten Menschen in Österreich einen Anspruch auf klinisch-psychologische Behandlungsleistungen, die Kosten übernehmen die Krankenkassen. „Hier wird gerade ein neues Kapitel im Bereich der österreichischen Gesundheitsversorgung aufgeschlagen. Ich bin sehr dankbar, dass der hohe Versorgungsbedarf von den beiden Regierungsparteien erkannt wurde“, hieß es daraufhin von Beate Wimmer-Puchinger vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP).

Neben den Möglichkeiten, die sich für Betroffene auftun, könnte das Gesetz natürlich auch für Instahelp als Turbo wirken. Die Betonung liegt dabei allerdings auf „könnte“. Denn bis dato scheint es, als würde die Online-Beratung nicht zur Kassenleistung zählen.